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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Alkohols war am Verpuffen.
    Dann eine Nische mit drei Eisadlern. Für die Amerikaner. Wahrscheinlich wurden für jede Zielgruppe spezielle Eisfiguren aus dem Gletscher gefräst. Zwei aufrecht stehende Eisbären anerboten sich stumm als Fotosujets.
    Von Tobler schlitterte um eine weitere Ecke, hielt abrupt an: «Da!»
    Winter folgte dem ausgestreckten Arm und dem zitternden Zeigefinger. Sie waren in der Eiskapelle. Von Tobler zeigte auf den Altar aus Eis.
    «Da! Da. Vor diesem Altar haben Mari und ich geheiratet.»
    Vor dem Altar standen massive Bänke aus Eis mit Isolierkissen für die Gäste. In einer Nische hing ein Holzkasten für milde Gaben. Der Altar war verziert mit überdimensionalen Eisrosen. Dahinter standen zwei ernste Engel mit riesigen Kerzen. Die Brüste der Engel waren durch das Betatschen besonders glatt und glänzend.
    Winter nickte verständnisvoll, während sein Hirn auf Hochtouren arbeitete. Was zum Teufel wollte von Tobler? Es war das Beste, von Tobler reden zu lassen: «Das war sicher sehr romantisch.»
    Der alte Mann fixierte noch immer mit verzerrtem Gesicht den Altar: «Winter, ich will Mari nicht verlieren.» Sein Unterkiefer zitterte vor Kälte oder vor Angst.
    «Was ist mit Ihrer Frau?»
    Von Tobler löste sich von Winter, stützte sich am Altar ab und kniete vorsichtig nieder. Er faltete seine Hände und begann innig und stumm zu beten. Mit der Stirn stützte er sich am eisigen Altar ab. Zwischen den Knien und dem Eis bildete sich eine dünne Schicht Schmelzwasser. Der Anzug war sowieso ruiniert.
    Winter blieb lange Zeit stehen, dann stellte er sich mit verschränkten Armen hinter den Altar. Er wusste jetzt, was von Tobler wollte: Vergebung.
    Von Tobler schaute bittend auf: «Sie haben mir damals mit meiner Tochter geholfen. Jetzt müssen Sie mir wieder helfen.»
    Winter nickte und öffnete die Arme: «Erzählen Sie mir von Anne.»
    Der Patron war nicht erstaunt, sondern erleichtert: «In dem Moment, als Sie mir Anne vorstellten, hat sie sich in meinem Kopf festgesetzt. Ich konnte sie nicht mehr vergessen. Ich wollte sie vergessen. Ein Mann in meiner Position kann sich keine Gerüchte erlauben. Aber ich wollte Anne wiedersehen. Ich habe lange Zeit mit mir gerungen. Ich dachte, der grosse Altersunterschied würde das Problem von selbst lösen.»
    «Aber?»
    «Ich habe Anne, Frau Arnold, gebeten, mit mir essen zu gehen. Ich habe ihr gesagt, dass das zum Frauenförderungsprogramm der Bank gehöre.»
    Von Tobler hatte jetzt das Stadium erreicht, wo er nicht mehr zurückkonnte. Winter stand zwischen den beiden Eisengeln und hörte zu, wie es aus von Tobler herausbrach: «Wir sind zum Lunch gegangen. Zuerst war sie zurückhaltend. Sie traute der Sache nicht so recht. Dann ist sie aufgetaut, und wir hatten es richtig lustig zusammen. Ich habe ihr das Du angeboten.»
    Pause.
    «Ich hatte gehofft, Anne vergessen zu können, aber das Gegenteil geschah. Sie hat sich hier oben eingenistet.» Von Tobler stiess seine Stirn mehrmals heftig gegen den Altar. «Ein paar Tage später habe ich Anne angerufen und gefragt, ob sie mich als Leibwächterin an die Bregenzer Festspiele begleiten würde. Sie hat abgelehnt. Und mit Ihnen wollte ich nicht nach Bregenz.» Von Tobler schaute Winter an und lachte verlegen. «Dafür habe ich sie zum Nachtessen eingeladen. Ich Idiot.» Er hämmerte mit dem Kopf wieder gegen den Altar.
    «Was ist dann geschehen?»
    «Nichts. Wir haben einfach geredet. Aber beim Dessert hat sie mir erklärt, dass sie es bevorzugen würde, wenn ich sie nicht mehr zum Essen einladen würde. Anne hatte gemerkt, dass das mit dem Frauenförderungsprogramm ein Vorwand gewesen war und ich ihr verfallen war. Ich wurde wütend. Ich war betrunken. Wir sind gegangen, und es ging für ein paar Wochen gut. Sie ist mir aus dem Weg gegangen. Dann hat sie mich wieder verführt.»
    «Anne hat Sie nicht verführt.» Winter beugte sich vor.
    Von Tobler schaute erstaunt auf: «Doch. Anfangs Juli. Sie hat mir eine Gratulationskarte geschickt.»
    Winter erinnerte sich. Der Geburtstag von Toblers war allen Mitarbeitenden bekannt. Es gehörte zur patriarchalischen Tradition der Bank, dass man dem Patron eine Gratulationskarte schickte. Winter hatte auch eine geschrieben. Anne hatte ihn damals um Rat gefragt, und er hatte ihr empfohlen, mit einer schlichten Karte Gesundheit und Erfolg zu wünschen.
    «Sie hat mir eine wirklich nette Karte geschrieben. Ich habe gemeint, Anne habe ihre Meinung geändert.»
    «Die

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