Söldner des Geldes (German Edition)
Abend, hier das Büro von Herrn Smith.»
«Guten Abend. Hier spricht Tom Winter. Ich habe hier die Karte von Herrn Smith vor mir.»
«Wie kann ich Ihnen helfen?» Winter hörte die Tippgeräusche auf einer Computertastatur.
«Ich hätte ihm gern persönlich ein paar Fragen gestellt.»
«Einen Moment bitte.» Die Leitung wurde auf stumm geschaltet. Nach einer Minute kam die Frauenstimme zurück: «In welcher Angelegenheit möchten Sie Herrn Smith sprechen?» Offenbar war er noch nicht im Computer aufgeführt.
«Ich habe Herrn Smith vor ein paar Tagen in Boston kennengelernt. Ich bin für die Sicherheit einer Schweizer Privatbank verantwortlich.»
Es klickte einige Male, dann kam das geschliffene Englisch von Smith über den Atlantik: «Guten Abend, Herr Winter. Wie geht es Ihnen?»
«Guten Abend, Herr Smith. Entschuldigen Sie bitte die Störung.»
«Keine Ursache. Handelt es sich um etwas Dringendes, dass Sie mich zu dieser frühen Stunde anrufen?» Smith hatte Winters Anruf in die Schweiz zurückverfolgt.
«Vielleicht. Heute Nachmittag hat ein Heckenschütze auf mich geschossen. Ich wollte Sie etwas fragen über die Beziehung –»
«Herr Winter», unterbrach Smith, «ich rufe Sie am besten zurück. Sind Sie in der Nähe eines Festnetzanschlusses?» Der NSA -Mann traute der Satellitenübertragung durch die Luft nicht. Winter ging ins Zimmer und gab Smith die Hotelnummer, setzte sich auf das Bett und wartete.
Fatima setzte sich neben ihn.
Kurz darauf klingelte das Hoteltelefon.
«Hallo?»
Smith: «Danke für Ihre Geduld. Was wollten Sie wissen?»
«Ich weiss, dass Ihre Leute die Aktivitäten von Professor Farmers ‹Pyramid Investment Partners› überwachen. Vor einigen Stunden habe ich erfahren, dass Mitglieder der ‹True and Armed Americans› über Zürich in die Schweiz eingereist sind. Gibt es da einen Zusammenhang?»
Winter hörte Smith nachdenken.
«Gute Frage, aber ich kann sie Ihnen leider nicht beantworten.»
«Können oder wollen?»
«Beides.»
«Dann sagen Sie mir das, was Sie können.»
«Ich bin für den Nahen Osten zuständig. Wie ich Ihnen in Boston gesagt habe, bekämpfen wir den religiös verbrämten Terrorismus aus dieser Region. Wir versuchen, ihn im Keim zu ersticken. Dabei gilt unser Interesse selbstverständlich auch den Geldern, mit denen der Terrorismus finanziert wird. Sie können sich sicher vorstellen, dass bei diesen Untersuchungen auch die Firma von Professor Farmer auf dem Radarschirm auftauchte. Nach unseren Erkenntnissen liegen keine illegalen Aktivitäten vor.» Pause.
«Aber?»
«Erlauben Sie mir mit einer Gegenfrage zu antworten: Sie haben mit Professor Farmer in seinem netten Wochenendhäuschen gegessen.» Trotz des Helikopters war es Farmer offenbar nicht gelungen, Smiths Leute abzuschütteln. Es war das erste Mal, dass Winter einen sarkastischen Unterton bei Smith ausmachte. War Smith als Staatsangestellter etwa eifersüchtig auf Farmers Reichtum? «Welchen Eindruck haben Sie von ihm gewonnen?»
«Einen guten. Professioneller Geschäftsmann mit einem Flair für Natur. Er war kultiviert, witzig, liebt süsse Desserts. Worauf wollen Sie hinaus?»
«Es gibt Hinweise, dass er in seinen jungen Jahren mit rechtsextremen Nationalisten sympathisiert hatte. Es wurde aber nie etwas aktenkundig. Nur Gerede, Gerüchte, alte Geschichten. Und heute führt er eine Firma, die sich auf völkerverbindende Investitionen spezialisiert hat. Ich mache da ein Fragezeichen.»
«Vom Saulus zum Paulus?»
«In unserem Geschäft nenne ich das eine Anomalie.»
Sie versprachen in Kontakt zu bleiben und hängten auf.
Von Tobler hatte Farmer einen Wolf im Schafspelz genannt. Farmers Bemerkung in den Dünen von Nantucket über die Eier des Regenpfeifers bekamen plötzlich eine weitere Bedeutung. Mehr zu sich selbst als zu Fatima murmelte Winter: «Die Lösung liegt direkt vor unseren Augen, und wir können sie nicht erkennen. Die Tarnung ist perfekt.»
7. August 02:20
Nachdenklich sassen sie nebeneinander auf dem abgeschirmten Balkon. Smiths Vermutungen hatten Fatima Angst gemacht. War sie auch in Gefahr? Winter musste sich eingestehen, dass sein Instinkt bei Farmer versagt, sein Bauch keine Warnsignale gesandt hatte. Vielleicht wuchs ihm die ganze Sache über den Kopf. Verloren in der Zeitlosigkeit der Nacht hingen sie ihren Gedanken nach.
Wenigstens waren sie hier in Sicherheit.
In der Geborgenheit des Balkons drückte Winter Fatimas Hand.
Sie beugte sich zu Winter
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