Söldner des Geldes (German Edition)
Der Terrorist hatte talaufwärts fliegend noch über dem dichten Wald die Leinen gekappt, hatte auf die Stotterbremse der Tannen gesetzt und war gesprungen.
Jetzt lag Max bäuchlings auf einem vom Sturm aufgesplitterten Tannenstumpf. Gepfählt. Der Helikopter blieb schwebend in der Luft stehen. Winter sah spitzige Holzsplitter aus dem schwarzen Rücken von Max herausragen. Mitten durch die Lunge.
Hans hauchte: «Mein Gott. Möge der Herr ihm beistehen.»
Winter: «Da bin ich mir nicht so sicher. Der kommt direkt in die Hölle. Schade, dass wir ihn nicht mehr selbst grillen können.»
Der Kopf von Max hob sich. Das bleiche Gesicht war aschfahl. Die Augen starrten den über ihm schwebenden Winter verständnislos an. Max verzog den aufgerissenen Mund zu einem Grinsen und wollte etwas sagen. Blut lief aus den Mundwinkeln. Winter schaute Max ungerührt in die Augen, bis diese langsam erloschen. Einer der Arme fiel zur Seite, und der Körper sackte noch tiefer in den Pfahl.
«Winter. Er hat sich bewegt. Der lebt noch.»
«Jetzt nicht mehr», sagte Winter fast ein wenig enttäuscht. Für sein Empfinden war Max zu schnell gestorben.
«Flieg uns zurück in die Berge.»
Der Helikopter drehte ab, und sie flogen das Tal hinauf.
Später
An diesem Nachmittag fiel ein Grossaufgebot von Polizei, Feuerwehr und Sanität über das sonst friedliche Tal her. Baumgartner wurde versargt. Ein Trupp aus Sanitätern und Förstern mit Motorsägen entsorgte Max. Rolf hatte die drei falschen Servicetechniker eingesammelt und der Polizei übergeben.
Sprengstoffexperten flogen ein und entschärften zusammen mit Spezialisten der Betreibergesellschaft den Plastiksprengstoff definitiv. Spürhunde suchten während Stunden den Staudamm ab und fanden keinen weiteren Sprengstoff. Sie erhielten zur Belohnung trotzdem ihre Hundekuchen.
In Boston wurde Farmer beim Verlassen seines Stadthauses von Smith und seinen Leuten verhaftet. Er protestierte gegen das Missverständnis, die Handschellen, widersetzte sich aber nicht, als ihn die Zivilfahnder in ihren Wagen setzten. Zwei Stunden später war er dank seines Anwalts, dem schriftlichen Versprechen, Boston nicht zu verlassen, und einer Kaution von zehn Millionen Dollar in bar wieder auf freiem Fuss.
Die Börsen und die Kunden der Bank merkten nichts. Letztere feierten sich an diesem Nachmittag mit einem üppigen Fest auf einem restaurierten Dampfschiff mit riesigen Schaufelrädern. Von Tobler hielt eine seiner famosen Reden, in der er auch das gerade lancierte Anlagevehikel einflocht, das es Superreichen ermöglichte, direkt und global in Infrastrukturprojekte zu investieren. Schliesslich, scherzte von Tobler, warf auch dieses ehrwürdige, über hundertjährige Dampfschiff noch immer eine überaus beachtliche Rendite ab. Die reichen Gäste aus aller Welt lachten diskret und applaudierten. Konjunkturresistent in Krisen und Kriegen.
Winter war am frühen Nachmittag nach Hause gefahren und hatte die Granitplatten verlegt. Kurz vor Sonnenuntergang war die Terrasse fertig. Der Himmel verfärbte sich bereits, als er die beiden Liegestühle hervorholte. Gemeinsam mit Fatima schaute er den vorbeiziehenden Wolken zu.
* * *
Sieben Wochen später, an einem strahlenden Septembertag, spielten Al-Bader und Winter beim Château de Plaisance ihre zweite Golfrunde. Diesmal erreichten sie das achtzehnte Loch ohne nennenswerten Zwischenfall. Abgesehen vom Ball, den Winter beim vierzehnten Loch im Wasser versenkt hatte.
Al-Bader hatte mit drei Punkten Vorsprung gewonnen.
Die alten Buchen und Eichen entlang der Spielbahnen waren noch im Sommerkleid. Die eingestreuten Birken mit ihren weissen Stämmen hingegen trugen schon gelbliche Blätter. Indian Summer am Genfersee. Seit ihrer abrupt unterbrochenen Runde im August war die Temperatur merklich gefallen. Beide hatten sich einen leichten Pullover übergezogen und sassen nun im halb leeren Restaurant.
Das wohlverdiente Bier kam zusammen mit den aufgetürmten Club Sandwichs. Während der Runde hatten sie nicht viel gesprochen und sich auf den kleinen weissen Ball konzentriert. Beim Anstossen sagte Al-Bader übertrieben förmlich: «Winter, ich möchte dir bei dieser Gelegenheit im Namen der Familie Al-Bader danken. Wir sind froh, dass der Mord an meinem älteren Bruder aufgeklärt worden ist. Allah sei ihm gnädig. Das hätte ohne dich viel länger gedauert, wenn überhaupt.»
Nach dem ersten, immer am besten schmeckenden Schluck meinte Winter, mit überspitzter
Weitere Kostenlose Bücher