Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
seine Blase. Bier ade. Er schaute durch das verdreckte Fensterchen in die Nacht, als eine ohrenbetäubende Explosion das Haus erschütterte. Für einen Sekundenbruchteil sah Winter den gelben Feuerschein, dann barst das Glas, und ein Metallstück von Kaddours Mercedes traf seinen Schädel.

27.   Juli 17:03
    Als Winter erwachte, wusste er nicht, wo er war. Dann merkte er, dass er auf dem Rücken in einem Bett lag. Nackt. Zugedeckt mit einem rauen Leintuch. Der Kopf schmerzte höllisch. Das Blut pochte gegen die Innenwände seines Schädels.
    Wo war er?
    Dann kam die Erinnerung zurück: Kairo! Kaddour und Fatima, das Restaurant mit dem verdreckten Pissoirfenster. Die grelle Explosion.
    Irgendwo draussen rief ein Muezzin zum Gebet. Der unverständliche Monolog drang in seinen schmerzenden Kopf. Strassenlärm. Winter öffnete vorsichtig die Augen. Eine einfache Lampe hing an der bräunlichen Decke.
    Er drehte vorsichtig den Kopf.
    Durch geschlossene Fensterläden drang schräges Licht.
    Winter tastete vorsichtig seinen Kopf ab und fand an seiner Schläfe ein grosses, mit Watte gepolstertes Pflaster. Auf der Nase, den Backen und seinem Kinn entdeckte er kleinere Pflaster.
    Die Glassplitter des Fensters.
    Neben dem Bett stand ein Stuhl, auf welchem seine Sachen lagen: Uhr, Portemonnaie, Schlüssel, Telefon und ein sauber gefaltetes Taschentuch.
    Und da stand auch ein Glas Wasser! Seine Kehle war ausgetrocknet. Winter war dankbar für das Wasser. Und dass er lebte. Er setzte sich auf. Das Glas war mit einem Unterteller abgedeckt. Zuerst zögerlich, dann gierig trank er das lauwarme Wasser.
    Die Uhr zeigte sechs nach fünf. Morgen oder Abend? Aufgrund des Lichteinfalls war das unmöglich festzustellen. Neben dem Bett zwischen den beiden schmalen Fenstern stand eine altertümliche Kommode mit einer Marmorplatte, auf der Kleider lagen. Im Gegenlicht erkannte Winter seine Hose. Am Fusse des Bettes war eine Tür, in der ein Schlüssel steckte. Kein Gefängnis.
    Gut.
    Und von der Einrichtung her auch kein Spital. Links über dem Bett hing eine vergilbte Fotografie, die mindestens hundert Jahre alt war und einen halb fertigen Eiffelturm zeigte. Winter dachte: Wenn ich im Geschichtsunterricht besser aufgepasst hätte, könnte ich dieses Foto genau datieren. War es nicht eine Weltausstellung?
    Winter war zu erschöpft, um nachzudenken. Der Kopf schmerzte. Es war wohl das Beste, weiterzuschlafen. Er schloss die Augen. Nach einer Weile hörte er, wie jemand vorsichtig die Tür öffnete. Er rührte sich nicht und stellte sich schlafend. Jemand betrat das Zimmer, sich leise und vorsichtig bewegend. Die Fussballen wurden rund abgerollt.
    Er roch Fatimas Parfum und öffnete die Augen.
    Sie lächelte erfreut und fragte: «Schön, dass du wieder da bist. Wie fühlst du dich?»
    «Besser.» Als Winter spürte, wie schwer ihm das Sprechen fiel, schwieg er und betastete stattdessen erneut das Pflaster an seiner Schläfe.
    «Es ist gut. Du hast den ganzen Tag geschlafen.» Es war Abend.
    «Was ist geschehen? Wo bin ich?»
    «Kaddour ist tot. Diese Bastarde haben den Mercedes in die Luft gejagt. Ich habe dich ohnmächtig in der Toilette gefunden. Du wurdest von einem Metallteil getroffen und hast wahrscheinlich eine Hirnerschütterung.»
    Sie trug eine weite beige Baumwollbluse, lange, braune und sehr weite Baumwollhosen und bändigte ihr langes Haar mit einem Klammerkamm. Kein Schmuck.
    Sie sah umwerfend aus.
    Doch Winter lag schon.
    Fatima setzte sich auf die Bettkante, und Winter spürte ihr Gewicht auf der Matratze und fühlte durch das Leintuch ihre Nähe.
    «Der Besitzer des Restaurants hat uns mit seinem Auto zurück nach Kairo gefahren, und ich habe dich hier bei mir zu Hause untergebracht. Ich habe der Polizei gesagt, dass du ein Freund der Familie bist. Sie waren froh, dass sie sich nicht auch noch um einen Ausländer kümmern mussten. Aber bei Hirnerschütterungen muss man den Patienten überwachen.»
    Winter fragte sich für einen Augenblick, welche Familie sie meinte, und sagte: «Danke. Danke vielmals. Ich glaube, es geht mir schon wieder viel besser.»
    Er war froh, nicht in einem Spital gelandet zu sein. Wenn immer möglich machte er einen grossen Bogen um Spitäler. Schliesslich wurden viele Leute erst im Spital krank, auch in der sogenannten Ersten Welt.
    «Diese Bastarde!» Fatima war plötzlich fürchterlich wütend. Die Gelassenheit war weg, und sie ballte ihre zierliche Hand zur Faust. «Diese verfluchten Extremisten. Ich

Weitere Kostenlose Bücher