Söldner des Geldes (German Edition)
aufs Meer. Winter sah in der Ferne, wie ein Motorboot mit zwei Männern an Bord Fahrt Richtung Westen aufnahm. Seine Nackenhaare kräuselten sich. Er konnte aus der Distanz nicht erkennen, dass die beiden Männer Jacken der Küstenwache trugen, ihre hochauflösenden Feldstecher zur Seite gelegt hatten und sich daranmachten, das aufgezeichnete Gespräch zusammen mit ihrem Bericht der NSA auf einer verschlüsselten Frequenz zu übermitteln.
Kurz darauf setzte der Helikopter von «Pyramid Investment Partners» sie am Flughafen Logan ab. Farmer hatte sich im Motorenlärm mit einem Grinsen und einem in die Höhe gestreckten Daumen verabschiedet.
Im Wagen vom Helikopter zum Terminal hörte Winter seine Mobiltelefonnachrichten ab. Von Tobler hatte während des Fluges eine Nachricht hinterlassen, deren Tonfall und Inhalt unmissverständlich waren. Der Tonfall war der des Oberst von Tobler, der einen Befehl erteilte und keine Widerrede erlaubte. Und der Inhalt machte Winters Hoffnung auf einige Tage mit Fatima in San Francisco zunichte. Er wandte sich Fatima zu: «Der jüngere Al-Bader hat vorhin meinen Chef angerufen und will mich in Genf persönlich treffen. Am besten vorgestern. Wahrscheinlich hat ihn Farmer ins Bild gesetzt.»
«Gute Idee. Das gibt dir Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Service und Kundenbindung», sagte die Geschäftsfrau mit einem Augenzwinkern.
«Hattest du schon das Vergnügen?»
«Ja, er galt lange als Playboy und ist ein ziemlicher Macho. In seiner Jugend hat er ein paar Ferraris zu Schrott gefahren. Abgesehen davon ist er ganz nett. Er ist für das Hotelgeschäft der Al-Baders verantwortlich. Er hat kürzlich geheiratet, und vielleicht hat er sich seither gebessert. Er soll ein hervorragender Reiter sein, der auch selbst züchtet.»
Das Hotel hatte das Gepäck gebracht, und nun sassen Fatima und Winter in einer Lounge mit Holzboden, tranken Tee und warteten. Fatima hatte am Abend eine Verabredung mit dem Verantwortlichen von Orafin für Lateinamerika. Die brasilianische Telefongesellschaft war an einer Kooperation mit Ägypten interessiert, mit dem Ziel, einen Brückenkopf für Afrika aufzubauen. Und Fatima wollte den Mann, der das Joint Venture vorbereitete, persönlich kennenlernen.
Sie arbeitete an ihrem Laptop, und als sie bemerkte, dass Winter sie beobachtete, lächelte sie, warf das Haar zurück und sagte: «Schade, dass du nicht nach San Francisco kommen kannst. Als Berater für Sicherheitsfragen machst du eine gute Figur.»
Winter wusste nicht recht, was er sagen sollte, und spielte deshalb Echo: «Als Berater für Sicherheitsfragen?»
«Nicht nur.» Sie lachte neckisch.
«Vielleicht klappt es ein anderes Mal.»
Sie lehnte sich zu Winter herüber und berührte mit der flachen Hand seine Wange: «Vielleicht komme ich dich in der Schweiz besuchen.» Ein Kuss. Ein Hauch von Zimt. Ihr Flug wurde ausgerufen.
3. August 08:35
Nach einer sehr kurzen Nacht landete Winter zerknittert in Zürich. Ben liess ihn ungehindert durch den Zoll, und in der Tiefgarage fand er trotz seiner bleiernen Müdigkeit auf Anhieb den Audi. Er fuhr im Autopilotenmodus nach Hause, duschte, zog sich um und war gegen Mittag in Genf, rechtzeitig zum Mittagessen mit Al-Baders jüngerem Bruder.
Er parkierte, wurde am Empfang des Hotels informiert, dass Herr Al-Bader nicht da sei, sondern mit Hochachtung ausrichten lasse, dass er den geschätzten Herrn Winter zum Lunch im «Château de Plaisance» erwarte. Im vornehmen Umschlag war eine Visitenkarte von Al-Bader. An der vergoldeten Hotelbar mit der russischen Bardame trank er einen sündhaft teuren doppelten Espresso.
Geduldig kämpfte er sich wieder durch den Verkehr und aus der Stadt. Kurz nach Mittag erreichte er das Château am Fusse der Jura-Bergkette. Es entpuppte sich als Gestüt, Golfplatz und Gault-Millau-Restaurant. Alles sehr gediegen. Kein Personalmangel. Selbst der Parkplatz lag in einem Park, der manchen Gärtner neidisch gemacht hätte.
Der ursprüngliche Gutshof wurde in vergangenen Epochen mit einer Mühle, Stallungen und einem grossen Herrenhaus ergänzt. Erst nach dem Bau der beiden mit Efeu überwachsenen Türme wurde das Anwesen zum Château. Im gepflasterten Innenhof sah Winter Stalljungen, die Pferde striegelten. Zwei Reiter mit engen Hosen, hohen Stiefeln und O-Beinen unterhielten sich beim Ziehbrunnen.
Das Restaurant war im Herrenhaus. Neben der Tür des Restaurants mit Butzenscheiben waren Tafeln mit Sternen, Kochmützen und anderen
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