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Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
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Sicher ist sicher. Ich habe schlicht keine Lust, unter irgendeinem Vorwand in Gewahrsam genommen zu werden, nur damit ich Geschäftsgeheimnisse preisgebe.» Al-Bader grinste. «Das können Sie als Vertreter einer Schweizer Bank sicher verstehen.»
    Winter konnte.
    Die amerikanischen Finanzbehörden hatten in den letzten Jahren Bankkader und Berater reicher Kunden unter Hausarrest gestellt, am Verlassen des Landes gehindert oder schlicht in Haft genommen, um an Daten reicher US -Bürger zu kommen. Das Schweizer Recht unterschied lange zwischen Steuerumgehung und Steuerbetrug, zwischen Gentlemen und Kriminellen. Auch Winters Bank war daran, Altlasten zu entsorgen. «Weissgeld» war das neue Zauberwort.
    Beide entschieden sich gegen den Business Lunch und für den Fitnessteller. Tomatensuppe, Steak mit viel Salat und einer Erdbeere.
    Als der Kellner weg war, sagte Al-Bader: «Die Amerikaner wissen nicht, was sie wollen. Sie predigen den freien Markt, und wenn man investieren will, werden sie zu Protektionisten.»
    «Das Fressen kommt vor der Moral.»
    Wie aus dem Nichts tauchte eine Tomatensuppe mit Schlagrahm und Kräuterdekoration auf. Der Service war zügig.
    «Die Missverständnisse werden von faschistoiden Konservativen geschürt. Für die ist es bereits ein Verbrechen, wenn ein Araber sich an einer westlichen Firma beteiligt.»
    «Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich kann es bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, wenn man Angst vor Terroristen hat.»
    «Sie machen einen Denkfehler in den Kategorien. Ich hasse Terroristen genauso, wie es die Amerikaner tun. Extremismus, linker oder rechter, ist schlecht für das Geschäft und schadet der Gesellschaft.»
    Winter nahm sich vor, diplomatischer vorzugehen, und sagte vorsichtig: «Sind die Grenzen nicht fliessend?»
    Sie entfalteten die gestärkten Stoffservietten.
    «Selbstverständlich gibt es Grauzonen. Und die werden politisch gnadenlos ausgenutzt.»
    «Was heisst das?»
    «Die religiösen, nationalkonservativen Kräfte in Amerika verteidigen in erster Linie ihre Geschäftsinteressen. Sie lassen den diversen Sicherheitsdiensten selektiv Informationen zukommen. Sie behaupten sogar, wir würden Terroristen finanzieren.»
    «Mhm?» Winter hatte den Mund voll.
    «Alle Wohlhabenden spenden. Auch wir geben Geld für Wohltätigkeit. Spenden ist eine gesellschaftliche Verpflichtung, macht mir und meiner Frau Freude.»
    Al-Bader trug am Handgelenk eine Tourbillon von Chopard. Winter nickte: «Ja, das machen viele Vermögende. Wir haben bei der Bank eine spezialisierte Abteilung dafür.» Ein bisschen Eigenwerbung schadet nicht.
    «Wir haben in armen Gegenden Brunnen gebaut, Spitäler finanziert, Schulen gegründet und Saatgut zur Verfügung gestellt. Wenn nun einer von zehntausend Schülern aus den von uns unterstützten Schulen sich in Israel in die Luft sprengt, zeigen die Geheimdienste mit dem Finger auf uns und bezichtigen uns, Terroristen auszubilden.»
    «Es gelten nicht immer die gleichen Massstäbe.»
    «Sehen Sie. Aber eigentlich wollte ich Sie als Menschen besser kennenlernen.»
    Sie bearbeiteten die Steaks, und Al-Bader begann Winter auszufragen. Bis zum Dessert kam sich dieser vor wie in einem Kreuzverhör. Al-Bader war gut, sogar sehr gut über seine Vergangenheit informiert. Er hatte die Gabe, mit grösster Höflichkeit die indiskretesten Fragen zu stellen. Vielleicht lag es auch am gestelzten Oxford-Englisch. Er wusste von Winters Besuch in Bergen. Sein Onkel hatte ihm Bericht erstattet. Er wusste über seine Vergangenheit in der Spezialeinheit Bescheid. Seine Assistenten hatten in den Internetarchiven gegraben.
    Er wollte genau wissen, warum Winter seine Karriere bei der Polizei abgebrochen hatte.
    Winter erklärte, dass er genug von dummen Vorgesetzten und Befehlen gehabt hatte. Das war fast die ganze Wahrheit. Al-Bader schwor auf Loyalität und Ehre, und Winter fragte sich, wohin das Gespräch führen würde.
    Das Restaurant leerte sich. Die Geschäftsleute mussten zurück an die Arbeit. Winters Verdauung setzte ein, und die Müdigkeit begann sich wieder einzunisten. Sie kroch den Rücken hoch in den Hinterkopf. Er bestellte einen Ristretto und war froh, zehn Minuten später aufstehen zu können. Der Maître fing sie ab und nötigte Al-Bader höflichst zu einer Unterschrift.
    Die guten Geister des Golfclubs rüsteten Winter aus. Sie händigten ihm eine Tasche aus, gefüllt mit Schlägern. Er kaufte sich ein Paar Golfschuhe, einen

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