Söldner des Geldes (German Edition)
Lederhandschuh, drei Bälle und ein rotes Poloshirt. Der Tiger mit den vielen Weibchen.
Die Garderoben lagen in einem modernen Seitentrakt. Im Spiegel studierte Winter für einen Moment seine Erscheinung. Die Kopfwunde war praktisch verheilt und der rotblaue Striemen der Garotte nur noch schwach zu sehen. Die .45 SIG verstaute er in der Golftasche. Sie behinderte den Golfschwung.
3. August 15:10
Sie hängten die Golftaschen an den Elektrobuggy, und Al-Bader fuhr los. Mit Vollgas. Winter hielt sich mit beiden Händen fest und dachte an Fatimas Personenbeschreibung. Prompt lachte Al-Bader: «Auf den ersten paar Metern ist die Beschleunigung fast so gut wie bei einem Ferrari.»
«Und erst noch mit Batterieantrieb.»
Al-Bader hielt es nicht für nötig, sich lange aufzuwärmen, und fuhr direkt zum ersten Loch. Er verschränkte die Hände, drückte die Handflächen nach aussen. Es knackte hörbar in seinen Fingern. Dann rollte er seinen Kopf sowie seine Schultern und war startbereit. Al-Bader bestand hartnäckig darauf, die Ehre des ersten Abschlages seinem Gast zu überlassen. Nach dreimaligem Hin und Her akzeptierte Winter.
«Schönes Spiel!»
«Danke gleichfalls.»
Das erste Loch war ein langes Par vier mit vielen Bunkern. Sandwüste. Winters Ball landete nach einhundertachtzig Metern und rollte auf dem Fairway aus.
Trotz Jetlag, Verdauung und ungewohnter Ausrüstung war er locker geblieben und hatte den Ball gut getroffen. Al-Bader zog nach, und sein Ball kam einige Meter neben dem von Winter zum Stillstand.
Bäume bewachten das Green. Beide verfehlten es und brauchten einen weiteren Annäherungsschlag. Auf dem gepflegten Grün lochten sie mit zwei Schlägen ein.
Das Spiel war lanciert. Beide wollten gewinnen. Obwohl Al-Bader ein guter Kunde der Bank war, hatte Winter nicht vor, ihn gewinnen zu lassen. Sein kämpferisches Naturell liess das nicht zu. Sie konzentrierten sich auf jeden einzelnen Ball. Beim Abschlag des vierten Lochs, einem kurzen Par drei, stand es immer noch unentschieden, und Al-Bader fragte grinsend: «Um was spielen wir?»
«Um Ruhm und Ehre.» Winter wollte sich nicht auf eine Pokerpartie mit einem Ölscheich einlassen.
«Einverstanden. Das gefällt mir.»
Winters Ball landete im Sandbunker beim Grün. Al-Bader auf dem Grün, etwa acht Meter vom Loch entfernt. Als sie sich gemeinsam auf den Elektrobuggy schwangen, fragte Winter: «Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee ‹Pyramid Investment Partners› zu gründen?»
«Das war einfach. Bei guten Geschäften muss man früh dabei sein und professionelle Strukturen haben. In den letzten Jahren haben wir uns intensiv damit beschäftigt, wie wir unsere Risiken global streuen können. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir das am besten selbst machen. Da hat sich die Gründung einfach aufgedrängt. Da sind wir. Ich glaube, Sie sind im Wüstenbunker.»
Al-Bader parkierte hinter dem Grün. Der Sandbunker war tief und mit einer Mauer verstärkt. Winter machte einen Probeschwung, leerte seinen Kopf, konzentrierte sich auf einen imaginären Punkt hinter dem Ball. Der Ball stieg in einer Sandwolke nach oben, flog über die Mauer und blieb zwei Meter vor dem Loch liegen. Al-Bader verfehlte das Loch um fünf Zentimeter. Winter gelang es, den Ball mit einem Schlag einzulochen. Zweimal Par. Es stand immer noch unentschieden.
Das fünfte Loch war ein verwinkeltes Par vier. Auf dem Weg zum Abschlag erkundigte sich Al-Bader: «Hat die Schweizer Polizei eigentlich Fortschritte bei der Aufklärung des Absturzes gemacht?»
«Tut mir leid, nicht dass ich wüsste. Ich habe gehört, dass der Sprengstoff identifiziert wurde.»
Al-Bader polierte seinen Ball: «Und?»
«Wahrscheinlich aus Armeebeständen.»
«Sie glauben doch nicht, dass die Schweizer Armee meinen Bruder auf dem Gewissen hat?»
«Nein, das glaube ich nicht.»
Winter schwieg, nahm sich vor, in den nächsten Tagen bei der Polizei nachzufragen, und schlug ab. Sein Ball flog ins hohe Gras. Al-Bader witterte seine Chance, verzog aber ebenfalls. Die beiden Männer ärgerten sich schweigend. Als sie endlich die zweite Hälfte der gekrümmten Spielbahn überblicken konnten, sahen sie auf dem Grün vier Männer am Einlochen. Sie mussten warten. Winter stützte sich auf seinen Schläger und fragte beiläufig: «Und wie ist die Zusammenarbeit mit der Familie Baktar?»
Al-Bader machte einen Probeschwung und antwortete dann: «Gut. Warum fragen Sie?»
Winter machte ebenfalls einen
Weitere Kostenlose Bücher