Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldner des Geldes (German Edition)

Söldner des Geldes (German Edition)

Titel: Söldner des Geldes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Beck
Vom Netzwerk:
eine Diskussion über die unterschiedliche Wahrnehmung von Marken auf der Welt. Winter lehnte sich zurück und war sich nicht sicher, ob der Professor ein Grössenwahnsinniger oder ein genialer Visionär war.
    Obwohl er dauernd lachte und sehr umgänglich war, wurde Winter den Verdacht nicht los, dass dieses Verhalten eine Maskerade war. Die Wellenlängen waren verschieden. Winter war misstrauisch gegenüber Leuten, die von sich und ihren Ideen so überzeugt waren, dass sie keinen Zweifel zuliessen. Religiöser Eifer machte blind. Auch im Geschäft. Früher oder später würde der Professor etwas übersehen und sich den Kopf einschlagen. Oder auf eine Bombe treten.
    Farmer trocknete sich die Hände und griff sich einen Zahnstocher. Als der Professor den silbernen Behälter mit den Zahnstochern zu sich zog, pfiff der Minisender in den Ohren der beiden Beobachter auf dem Motorboot. Dann war der Empfang wieder klar.
    Der Professor schnalzte mit der Zunge und schob seinen Teller von sich: «Ah, das hat geschmeckt. Zum Dessert gibt es ein Sorbet. Ich liebe das Einfache!» Wenigstens beim Dessert waren sich Farmer und Winter einig.
    Fatima schielte auf ihre elegante Golduhr und Farmer beruhigte: «Keine Angst. Wir fliegen rechtzeitig zurück. Der Helikopter holt uns in einer halben Stunde ab.»
    «Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss die Abendmaschine nach San Francisco erwischen.»
    Das Sorbet und eine Kanne Kaffee kamen, und Farmer erzählte, wie die Berufsgattung der Leuchtturmwärter mit dem Aufkommen der elektrischen Birne innerhalb weniger Jahre fast vollständig verschwand.
    Dann musste Farmer «im Haus etwas erledigen». Seine Gäste nutzten die Zeit für einen kleinen Spaziergang am Meer. Es tat Winter gut, die Beine zu vertreten. Alkohol, Essen, Wind und Zeitverschiebung hatten ihn schläfrig gemacht. Sie schlenderten durch den Sand zum Wasser, als Fatima auf halbem Weg fragte: «Woher kennst du den Baktar-Clan?»
    «Heisst das, dass sie auch dabei sind?»
    «Ich habe zuerst gefragt.»
    «Ich weiss. Aber eine Frage ist immer auch eine Antwort.»
    Sie machte eine wegwerfende Bewegung.
    Winter lachte: «Ich habe meine Quellen, und die sagen, dass mit den Baktars nicht zu spassen ist, wenn es um die Amerikaner geht.»
    Das schien Fatima zu genügen und sie meinte ernst: «Ja, Kaddour hat mir gesagt, dass sie bei ‹Pyramid Investment Partners› auch dabei sind. Die Baktars haben ägyptische Wurzeln und sind sehr reich. Sie haben Anteile an ägyptischen Firmen, machen heute ihre Geschäfte aber vor allem von Abu Dhabi aus.»
    «Was ist im Iran-Irak-Krieg geschehen?»
    «Ich weiss es nicht. Aber ich habe gehört, dass mehrere Mitglieder der Baktar-Familie, die im Krieg auf der Flucht waren, von amerikanischen Spezialkräften gefoltert wurden. Eine andere Version ist, dass ihr Minibus in der Wüste durch eine amerikanische Rakete in die Luft gejagt wurde, weil die Amerikaner den Bus verwechselt haben. Aber das ist schon über zwanzig Jahre her.»
    «Manchmal genügen zwanzig Jahre nicht, um Gras über solche Dramen wachsen zu lassen.»
    Für sich dachte Winter: Rache ist ein starkes Motiv. Ist es Zufall, dass die Baktars über «Pyramid Investment Partners» in ein amerikanisches Kernkraftwerk und andere vitale Infrastrukturen investieren und ein Familienmitglied in eine Schlüsselposition einschleusen? Handelte es sich um Vetternwirtschaft und Korruption? Oder steckte mehr dahinter? Schlimmstenfalls deuteten die Indizien auf einen terroristischen Anschlag der Baktars hin. Aber vielleicht war er einfach nur paranoid und sah in jedem Araber einen Terroristen? Doch kein vernünftiger Mensch wollte, dass Uran in falsche Hände geriet. Was war mit dem Ingenieur im Kernkraftwerk von Vermont?
    Winter war tief in seinen Gedanken versunken. Die Fakten waren mager. Er konnte sich weder für eine Option entscheiden noch eine ausschliessen. Er hatte nicht einmal klar herausgearbeitete Optionen.
    Er hörte Fatima sagen: «Ja, aber viele Menschen haben Angehörige oder Freunde im Krieg verloren.» Sie hatten das Meer erreicht und betrachteten nebeneinanderstehend die Boote.
    «Fatima, pass bitte auf dich auf.»
    «Winter, hab keine Angst. Ich will mich nicht verkriechen, und ich bin ja nicht allein, nicht wahr?»
    «Ich will nur nicht, dass dir etwas zustösst.»
    «Ich weiss.» Und nach einer Pause: «Danke.» Sie studierte Winter für einen Moment. Er war mit seinen Gedanken weit weg.
    Sie schauten gemeinsam für eine Weile

Weitere Kostenlose Bücher