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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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drücken. Sie würde leben - diese furchtbare Entscheidung war ihm aus der Hand genommen ...
    Durch Zane - den Engel nicht des Lichts, sondern der Fin sternis.
    Merrick merkte, wie Zane ihn voll intensiver wilder Kon zentration anblickte. Und er versank in eine Erinnerung an eine hübsche Frau namens Ancelin.
    Als Merrick aus seiner tranceartigen Erinnerung erwachte, war Zane verschwunden.
    Eine Sekunde lang starrte Merrick auf die leere Stelle, wo Zane gestanden hatte, zu überrascht, sich zu bewegen.
    Der Detective schlüpfte hinaus auf den Korridor. Zane war
    nirgendwo zu sehen. Merrick machte einen Schritt auf die Aufzüge zu - nein, er würde die Treppen nehmen. Er nahm die andere Richtung und eilte zum Treppenhaus, wo er die Tür aufriß. Ein paar Treppenabsätze über ihm hörte er Schritte. Er lehnte sich in den freien Raum des Treppenhauses vor und blickte nach oben. Er konnte niemanden sehen - wer immer es gewesen war, er hatte entweder das Treppenhaus verlassen oder sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt. Du bist es, Zane, nicht wahr? dachte Merrick. Du bist nach oben gelaufen in der Hoffnung, mich auszutricksen.
    Er rannte die Stufen hinauf und hörte das Trappeln von Füßen durch das Geräusch seiner eigenen Schritte hindurch Auf der sechsten Etage hielt er an, um wieder zu lauschen.
    Nichts...
    Nur das Gurren einer Taube ...
    Merrick rannte eine weitere Treppenflucht hinauf und ent deckte das offene Fenster. Er steckte den Kopf hinaus und sah wie Zane sieben Stockwerke tiefer unten über das Gras rollte, Noch bevor Merrick ein Bein aus dem Fenster schieben konnte, war Zane bereits aufgesprungen und über den Park platz gerannt. Merrick zögerte. Er fühlte eine Anwandlung von Ehrfurcht vor Zanes Wagemut. Nach einem Sprung wie diesem müßte er eigentlich im Gras liegenbleiben oder zumindest humpeln. Zane war viele Jahrhunderte jünger als er und das brachte offenkundig physische Vorteile mit sich.
    Als Zane die Straße erreicht hatte, wandte er sich um und blickte zum Fenster hinauf. Er schüttelte herausfordernd die Faust in der Luft. Merrick trat vom Fenster zurück und setzte sich auf die Stufen, um nachzudenken. Was würde Zane jetzt tun? Er kann sich denken, daß ich über seine Beziehung zu Jenny Bescheid weiß, dachte Merrick. Er wird sie von mir wegholen wollen. Wird er sie kidnappen?
    Noch nicht. Jenny weiß noch nicht, was sie ist, sonst hätte sie nicht so glücklich mit ihren Eltern geredet. In ihrer eigenen Vorstellung ist sie noch immer Jenny, das normale Mädchen. Selbst Zane mußte klar sein, daß sie ihn hassen würde, wenn
    er versuchte, sie mit Gewalt von ihren Eltern wegzuholen. Zuerst mußte er ihr zeigen, was sie war - aber auch damit mußte er vorsichtig sein. Wenn er sie allzusehr schockierte, könnte sie ihn auch dafür hassen und vor ihm davonlaufen.
    Wie halte ich ihn auf? fragte sich Merrick. Ich kann sie nicht kidnappen - sie würde mich genauso hassen wie Zane, und ich würde jede Chance verlieren, ihr zu helfen. Nein, sie muß fürs erste im Hospital bleiben. Wir beide, Zane und ich, wer den uns ihr dort nähern müssen.
    Bis einer von uns den anderen vergräbt.
    Merrick spürte einen Stich von Vorahnung, als er sich an die Vision von Ancelin erinnerte. Eine Erinnerung so leben dig, daß sie absolut real schien. Sie hatte ihn besänftigt wie eine mentale Zwangsjacke und das Hospital, Jenny und Zane aus seinem Bewußtsein getilgt. Sein Unterbewußtsein mußte den >Einfluß< aktiviert haben, oder die Normalen hätten ihn gesehen. Aber er war Zane auf Gnade und Ungnade ausgelie fert. Wie hatte sein Geist in einem derart kritischen Augenblick so weit in die Vergangenheit abschweifen können ...?
    Mit einem Schock überkam Merrick die Erkenntnis, daß Zane das vollbracht hatte. Sandeman hatte ihn gewarnt, daß Zane in der Lage sein könnte, in seine Gedanken vorzudrin gen, und Sandeman hatte recht behalten. Neurochirurgen konnten Erinnerungen während einer Operation des Gehirns dadurch hervorrufen, daß sie die Gehirnlappen mit kleinen Elektroden stimulierten. Wenn das passierte, erinnerte sich der Patient nicht nur einfach, er durchlebte noch einmal, was dort angesprochen wurde. Ganz klar, Zane konnte so ziem lich dasselbe ohne Elektroden bewirken, ohne den Schädel zu offnen, nur durch entsprechende Lenkung des Blutflusses.
    Er ist stärker als ich.
    Der Terror überkam Merrick wie ein physischer Schlag, eine Furcht, die größer war als alles, was er je erfahren hatte.

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