Sohn Der Nacht
Ich hab' ihn hinauskomplimentiert, nett und freundlich, aber bei Summen dieser Größenordnung dachte ich, ich sollte es Sie vielleicht doch wissen lassen.«
Merrick preßte die Zähne zusammen. Er rief sich ins Gedächtnis, daß sich der Wachmann beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wieviel ihm dieses Grundstück bedeutete. Alexandra und George, die letzten Menschen, die er vor Katie geliebt hatte. Der Schmerz über ihren Verlust hing ihm noch immer an. Doch eines Tages, wenn die Erinnerungen, die mit diesem Haus verbunden waren, mehr Freude als Pein für ihn bedeuteten, so hatte er geplant, wollte er zurückkehren, um dort zu leben.
Falls ich Zone überlebe.
»Das Haus steht nicht zum Verkauf«, sagte Merrick, »unter keinen Umständen, zu keinem Preis.«
»Nun, das habe ich ihm gesagt.«
»Gut. Es war richtig, mich sofort anzurufen. Wenn er noch einmal wiederkommt, lassen Sie es mich bitte sofort wissen.«
»Das tue ich, Mr. Chapman.«
Als Merrick den Telefonhörer wieder einhängte, kribbelte es hinten in seinem Nacken. Spionierte ihm da jemand nach? In den ersten Jahren, nachdem Alexandra gestorben war und »Ins Haus leergestanden hatte, waren Anrufe wie dieser hier die« Regel gewesen. Dann hatten es die Makler der Gegend e ndlich in ihre Schädel bekommen, daß das gemütliche Haus a n der See nicht auf dem Markt erscheinen werde, nicht heu te, nicht im nächsten Monat, nicht im nächsten Jahr. Gele gentlich kam ein freier Interessent, der nicht mit den regiona len Maklerbüros in Verbindung stand, vorbei. Aber dieser Mann hatte nicht behauptet, Makler zu sein ...
»Merrick?«
Katies Stimme erreichte ihn durch den Empfänger. Als er si ch umwandte, sah er sie am Vorderfenster, wie sie zu ihm hinaus sah. Er winkte.
»Warum sitzt du denn da draußen?« fragte sie. »Komm herein, damit ich dich Neddie vorstellen kann.«
Merrick winkte noch einmal, blieb aber, wo er war. Wenn diese Neddie eine von jenen seltenen Menschen war, von denen Sandeman wußte, daß sie eine gewisse Sensibilität für Sauger hatten, war es wohl keine gute Idee hineinzugehen. Was, wenn sie ohnmächtig zusammenbrach oder anfing zu schreien, wenn sie ihm die Hand schüttelte?
»Du hast versprochen, die Nacht hier zu verbringen«, erin nerte Katie ihn. »Wenn du den Katzenwels ausnimmst, wür den wir dich vielleicht sogar mit uns zu Abend essen lassen.«
Merrick sah, daß wohl kein Weg daran vorbeiführte, und so stieg er aus dem Wagen und ging den Zufahrtsweg hinauf. Er hatte größere Sorgen, als daß eine fremde Frau aus den Niederungen des Bayou mit dem Finger auf ihn zeigen könnte. Noch bevor die Nacht vorüber war, könnte Zane ihn vergraben haben und Katie und Gregory wären auf Gnade oder Ungnade einer Kreatur ausgeliefert, die keine Gnade
kannte. Und nach ihnen würde eine ganze Stadt dieser Kreatur zu Füßen liegen, einem Killer, der mächtiger und bösarti ger war, als die Bürger dieser Stadt sich vorstellen konnten, ein Bluttrinker, der jetzt zwei Mäuler zu stopfen hatte ...
Zane setzte sich neben Jennys Bett und lauschte auf das Schweigen der Nacht, das sich jetzt im Krankenhaus ausbreitete. Sein Magen pochte beständig, und er spürte einen nervösen Schmerz in den Handflächen. In ein paar Minuten würde er zu Katies Haus gehen und beenden, weswegen er gekom men war. Merrick hatte Katie versprochen, er werde die ganze Nacht bei ihr bleiben, und was immer sonst der alte Bastard auch sein mochte, er war ein Mann, der sein Wort hielt.
Jetzt habe ich dich, dachte Zane.
Aber noch wollte sich kein Gefühl des Triumphes einstel len. Er hätte eigentlich in Ekstase sein müssen. Heute hatte er bewiesen, daß er Vater >beeinflussen< konnte, ihn in seinen Erinnerungen einfrieren konnte ...
Aber hieß das wirklich, daß er stärker war?
Als er das Zimmer verlassen hatte, hatte es keinen über raschten Schrei von Jennys Eltern gegeben, was bedeutete, daß Vater irgendwie seinen >Einfluß< auf ihr Gesichtsfeld behalten hatte, selbst während er in Erinnerungen verloren war. Die meisten Sauger waren so geschickt in der Ausübung dieses Tricks, daß sie ihn fast im Schlaf beherrschten, aber trotzdem bedeutete das nichts Gutes. Was wird geschehen, wenn ich heute nacht Hand an ihn lege, um ihn in Ketten zu legen? fragte Zane sich. Was, wenn der physische Kontakt den mentalen bricht und ihn frei macht zu kämpfen?
Das Pulsieren in seinem Magen verschärfte sich. Selbst jetzt war er noch nicht ganz über seine Furcht
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