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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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in ihren Fingern und merkte, daß sie mit der Kraft der Verzweiflung die scharfe Ecke des Tisches gefaßt hatte. Sie schien einfach nicht loslas sen zu können.
    Konnte Art das Foto gefälscht haben? Nein, niemals.
    Es mußte eine andere Erklärung geben. Merrick hatte nie versucht, die Tatsache zu leugnen, daß er in Kalifornien gelebt hatte, bevor er nach Washington kam. Vielleicht waren diese Frau und der Junge bei einem Unfall ums Leben gekommen, und es war einfach zu schmerzlich für Merrick, darüber zu reden. Das würde auch seine ambivalente Haltung Gregory gegenüber erklären...
    Nein. Merrick war seit zwölf Jahren bei der Polizei von Washington, und das Gesicht auf dem Foto war keine zwölf Jahre jünger. Katie war übel. War denn das ganze Universum dabei, sich auf den Kopf zu stellen? So viel auf einmal, das konnte sie nicht ertragen, das wollte sie nicht...
    »Ich kündige meine Assistentenstelle«, sagte Art.
    Katie starrte ihn an und war nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte. »Was?«
    »Ich werde eine neue Position finden. Wenn ich ein Jahr wiederholen muß, dann meinetwegen.«
    Katie holte tief Luft und versuchte, sich zu konzentrieren. Sie war wütend auf Art, aber sie konnte nicht zulassen, daß er einfach ging. »Du machst dir gar nicht klar, was du da sagst. Welches Krankenhaus wird dich noch haben wollen, wenn man dort weiß, daß du eine Assistentenstelle aufgegeben hast?«
    »Ich werde ihnen erzählen, daß ich mich in dich verliebt habe.«
    Katie starrte ihn an. »Ja, und ...?«
    »Und daß du mich entweder nicht wiederliebst oder es dir einfach nicht gestattest, mich wiederzulieben, weil ich dein Praktikant war, und daß es deshalb in jedem Fall für mich das Beste war, mich selbst aus dieser Situation zu befreien.«
    »Wenn du glaubst, irgendein Komitee für die Vergabe von  Praktikanten- und Assistentenstellen würde das für einen angemessenen Grund halten, eine Stelle aufzugeben, dann bist du verrückt - völlig hirnlos!«
    »Du bist jetzt sehr wütend auf mich. Das verstehe ich.«
    »Ich bin sauer auf dich wie auf die Hölle, aber ich werde nicht zulassen, daß du eine solche Dummheit begehst!«
    »Das ist meine Entscheidung, nicht deine.«
    »Scheiße!« schrie Katie.
    Art lächelte zaghaft. »Ich glaube, das ist das erste Mal, daß ich dich habe fluchen hören.«
    »Reiz mich nicht!« rief sie. »Und denk nicht einmal daran, einfach so wegzugehen.« Merrick Chapman hat eine Frau und ein Kind in Kalifornien. Katies Gesicht fühlte sich heiß an vor Erniedrigung. Wie konnte Merrick sie so von Grund auf hin tergehen? Er hatte sie zur größten Närrin aller Zeiten gemacht. Er hatte deshalb mit ihr und Gregory keine Familie gründen wollen, weil er bereits eine Familie hatte. An seinen freien Tagen mußte er zur Küste fliegen. Was erzählte er eigentlich dieser anderen Frau und dem anderen Sohn? Daß er beim FBI oder beim CIA war? Ein Handelsvertreter?
    Was machte das schon? Merrick war für sie verloren, und sie war dabei, den einzigen anderen Mann zu verlieren, der ihr etwas bedeutete.
    Und irgendwie mußte sie die Kraft aufbringen, wieder in ihr Labor zu gehen, um zu arbeiten.
    Katie dachte an den Drogenschrank im Schwesternzim mer.
     
    Zane stand unter dem Schlafzimmerfenster der Hrluskas und richtete seine Geisteskräfte auf Ann und ihren Ehemann. Ihr langsamer, gleichmäßiger Puls sagte ihm, daß beide schliefen. Erst halb elf, aber sie hatten einen schweren Tag gehabt, oder etwa nicht? Dadurch, daß sie meine Tochter mit sich genommen haben.
    Der kleine Stich Eifersucht überraschte Zane. Zwölf Jahre lang war Jenny eine Normale gewesen, aber jetzt war sie neu geboren worden. Vielen Dank euch beiden, Ann und James, aber jetzt bin ich Jennys Vater, und es ist Zeit, daß sie anfängt, mich kennenzulernen.
    Zane projizierte seinen >Einfluß< in das Schlafzimmer über ihm und verengte die Halsschlagadern und die Arterien der Stammhirne der beiden schlafenden Erwachsenen. Bis zum Morgengrauen würden sie in tiefer Bewußtlosigkeit verhar ren. Sie und der Hund konnten bis morgen durchschlafen, aber er hatte noch viel zu erledigen.
    Zane wandte seine Aufmerksamkeit Jennys Fenster zu. Das Glas, das er beim letzten Mal zerbrochen hatte, war repa riert worden; obwohl die Nacht kühl war, stand das Fenster ein paar Zentimeter weit offen. Sie ist wie ich, dachte er zufrieden - sie mag das Gefühl nicht, eingesperrt zu sein. Er kletterte die Regenrinne hinauf. Auf dem Dach blieb er

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