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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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zurückgezogen habe, saß er da mit einem Glas von meinen eingemachten Erdbeeren. Die ganzen Finger waren voll, von seinem Mund gar nicht zu reden. Ich fragte ihn, was er denn
    da mache, und er sagte ganz ruhig. >Meine Mommy sagt, diese Marmelade ist gut für mich.<«
    Katie grinste und brach dann in lautes Lachen aus. »Was für ein Alibi.« Sie seufzte. »Ich verpasse aber auch einfach alles. Heute abend wollte ich ihm etwas vorlesen. Dann ... kam mir was dazwischen.« Beim Gedanken an die Blutzellen des Mörders, die jetzt unten in ihrem Keller lagen, überfiel Katie ein ungutes Gefühl. Der Auftrag war faszinierend, aber sie würde leichter atmen, wenn sie die Kühlpackung mit der Blutprobe morgen früh wieder aus dem Haus hatte.
    »Geh nach oben und sieh mal nach Gregory«, sagte Mom. »Ich räume hier inzwischen auf.«
    Katie eilte die Treppe hinauf und kämpfte gegen die Gewissensbisse an, die sie hatte, weil sie nicht beim Spülen half. Seit ihre Mutter zu ihr gezogen war, war alles um so vieles leichter geworden. Sie bezahlte Mom wie einen Babysitter dafür, daß sie sich tagsüber um Gregory kümmerte, wollte aber nicht, daß sie ihre Pflichten auch noch auf das Kochen und das allabendliche Reinemachen ausdehnte. Auf der anderen Seite - immer wenn Katie versuchte, der Arbeitswut ihrer Mutter Einhalt zu gebieten oder eine Hausangestellte zu suchen, gebärdete Mom sich, als wolle man ihr ein geheilig tes Vorrecht absprechen.
    Auf Zehenspitzen betrat Katie das Kinderzimmer. Als sie dann auf Gregory in seiner Wiege hinunterblickte, spürte sie die Liebe in sich aufbranden. Er sah so klein und verletzlich aus. Während sie ihn betrachtete, seufzte er im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite, wobei er das Laken mitnahm. Mickey Mouse und Goofy lächelten von seinem zerknitterten Schlafanzug. Beim Gedanken an die eingemachten Erdbeeren fragte Katie sich, ob Gregory da eigentlich zum erstenmal geschwindelt hatte. Aber nein, nicht zum erstenmal, letzten Monat hatte er behauptet, er habe die Vase nicht zerbro chen ...
    Warum registrierte sie solche Sachen überhaupt? Gingen nicht alle Kinder in dem schrecklichen Alter von zweieinhalb
    Jahren recht locker mit der Wahrheit um? Ich bin dreiunddrei ßig, dachte Katie, und auch ich kenne die halbe Zeit die Wahr heit nicht...
    Sie beugte sich über Gregory und küßte ihn auf die Stirn. Das dichte, dunkle Haar erinnerte sie an seinen Vater, an Mer rick, und sie fühlte sich wieder traurig. Wenn sie doch nur Zusammensein könnten. Gregory brauchte ihn ...
    Nein, ich bin es, die Merrick braucht, durchfuhr sie es in plötzlicher Einsicht, nicht Gregory. Gregory braucht Liebe und Fürsorge, und davon erhielt er reichlich von seiner Mom und seiner Grandma.
    Ganz ruhig, Katie, dachte sie. Ich tue mein Bestes. Als sie so auf ihren Sohn hinunterblickte, spürte sie auf einmal einen Stich von Angst um ihn. Es lag an diesem Mordfall, in den sie nun hineingezogen worden war. Obwohl sie den Leichnam nicht gesehen hatte, konnte sie doch nicht aufhören, sich den Mörder vorzustellen. Welches menschliche Wesen konnte eigentlich mit den Zähnen töten, eines anderen Kehle damit aufreißen? Sie schauderte. Sie beugte sich über Gregory und strich ihm eine feuchte Strähne aus der Stirn. Heute nacht war die Welt einfach zu schrecklich für ein Kind. Ich habe Angst um dich, kleiner Junge, dachte sie. Mein Sohn. Du bist mir so lieb. Wenn dir etwas zustieße, das könnte ich nicht ertragen.
    Sie spürte einen Schmerz in den Handgelenken und merkte, daß sie die Hände mit aller Kraft wie im Gebet zusammengepreßt hatte. Sie hob ihren Sohn hoch und küßte ihn. Er versteifte sich, schlief aber sofort wieder ein, und sein Kopf ruhte warm und schwer auf ihrer Schulter. Eine schreck liche Vorahnung, er könne durch irgend etwas in Gefahr sein, das sie nicht sehen und sich nicht einmal vorstellen konnte, überkam sie. Es ist der Mörder, sagte sie sich wieder. Er hat mich verhext - das ist es.
    Aber die Angst wollte nicht schwinden.
    Nachdem er Byners Laboratorium verlassen hatte, fuhr Mer rick vom Leichenschauhaus die Fourth Street hinunter und dann die Constitutional Avenue entlang. Der schwarze Straßenbelag glänzte feucht vom Regen unter den mit Orna menten geschmückten Straßenlaternen. Zu seiner Linken glitt das Washington Monument vorbei und dann auf der Rechten die gigantische Skulptur Einsteins. Der große Wissenschaftler saß in Gedanken vornübergebeugt da, als grübele er über

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