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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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hatte schlafend halten müs sen. Selbst wenn er sicher sein könnte, daß sie eine Saugerin und seine Tochter war, war es noch viel zu früh, sie mit der Wahrheit über sich selbst - oder ihn - zu konfrontieren.
    Er wünschte sich, er hätte während der Nacht mehr für sie tun können, aber jedesmal, wenn er sich ins Handgelenk geschnitten hatte, war der Schnitt schon verheilt, bevor er das Handgelenk an ihre Lippen führen konnte. Sie hatte jedesmal
    nur einige wenige Tropfen erhalten. Sie war noch immer dem Tode nahe, da war er sicher. Sie brauchte mindestens einen halben Liter, und zwar so schnell wie nur irgend möglich. Er konnte es noch einmal in der Blutbank versuchen. Die Tür zum Kühlraum war massiv und hatte ein Zahlenschloß, aber inzwischen dürfte die Frühschicht der Techniker langsam eintreffen. Er konnte einen von ihnen zwingen, den Kühlraum zu öffnen - aber das würde einen wahren Aufstand verursachen. Selbst wenn der Kühlraum offen war und er unbemerkt hin einschlüpfen konnte, gab es von frischem Blut mit allen Bestandteilen nur einige wenige Packungen, die die Leute für ihre eigene bevorstehende Operation gespendet hatten. Auch nur eine einzige Packung davon würde auf der Stelle vermißt werden und zu viel Aufsehen erregen.
    Besser war es, hinauszugehen und eine eigene frische Quelle zu finden.
    Zane holte die Transfusionspackungen hervor, die er gestohlen hatte, und studierte sie. Eine viereckige Plastikpackung, ein herunterhängender Schlauch und eine Nadel. Wie schwer würde es sein? Die Packungen sahen klein aus, und so hatte er fünf davon gestohlen. Selbst wenn sie vermißt wurden, würde es keinen großen Alarm geben. Sie würden die Antwort sein, bis er seine Tochter hier herausholen und sie lehren konnte, selbst zu jagen.
    Zane lehnte sich über Jenny, hielt aber Abstand, damit sie seinen Atem nicht auf ihrem Gesicht spüren konnte. Ihre Augen blickten, ohne ihn zu sehen, zu ihm hinauf. Sie waren sehr schön, wasserblau. Obwohl schrecklich ausgezehrt von der Leukämie, erinnerte Jennys Physiognomie deutlich an ihn - die Art, wie ihre Lippen geformt waren, die klare saubere Linie ihres Kinnbogens. Du bist mein, dachte er ekstatisch. Mein, mein!
    Ich werde dich retten, dachte er. Ich werde dir durch den Schock und die Panik helfen. Ich werde für dich töten und dich dann lehren, für dich selbst zu jagen. Mein Vater hat ver sucht, mich dahin zu bringen, daß ich mich selbst betrüge,
    aber ich werde dich lehren zu lieben, was du bist. Du wirst nie in Furcht vor mir davonrennen. Wir werden auf immer zusammen sein.
    Mit jauchzendem Herzen verließ er das Krankenzimmer. Er würde jetzt jemanden suchen, den er töten konnte, damit seine Tochter lebte.
    Katie lehnte sich auf den Schalter am Schwesternzimmer, die Hände vor das Gesicht gepreßt. Sie spürte eine Berührung an ihrer Schulter.
    »Sind Sie in Ordnung, Frau Doktor?« fragte Rosa, die diensthabende Schwester.
    Katie blickte zu ihr auf, aber sie konnte ihre Stimme nicht wiederfinden.
    Rosas bleistiftdünne Augenbrauen hoben sich besorgt. »Sie sind so weiß wie ein Bettlaken!«
    Katie konnte noch immer die kalte Welle des Terrors in ihren Venen spüren. Irgend etwas war in dem Raum bei Jenny.
    Und ich bin wie ein Feigling davongelaufen und habe sie mit ihm allein gelassen.
    Ich muß zurückgehen, dachte sie. Aber ich kann es nicht, ich kann einfach nicht allein dorthin zurückgehen. Vielleicht sollte ich Schwester Rosa fragen - nein, es könnte ihr ebenfalls weh tun ...
    Rosa faßte sie fest an den Schultern. »Dr. O'Keefe, sagen Sie mir, was los ist.«
    Bevor Katie antworten konnte, erklang hinter Rosa ein Summer - einer der Notrufknöpfe, der wieder und wieder ganz drängend heulte. Rosa blickte Katie alarmiert an. »Das ist Jennys Zimmer!«
    »O Gott!« Katie wandte sich um und rannte über den Flur zurück. Sie hörte Rosas Schritte hinter sich und wußte, sie sollte sie warnen - aber was sollte sie ihr sagen?
    Gott helfe uns beiden, betete sie.
     
    Katie langte als erste in Jennys Zimmer an. Eine Sekunde lang erstarrte sie vor Bestürzung zu Eis. Jenny lag auf der Seite, den Klingelknopf noch immer in der Hand, das Laken rund um ihr Gesicht von Blut durchtränkt. Aus beiden Nasenlö chern schoß Blut. Ihre Augen waren geöffnet, aber glasig.
    Hinter Katie platschten Füße auf dem Teppichboden und durchbrachen ihre Lähmung. »Rosa, rufen Sie die Station. Sie sollen uns eine Trage schicken. Danach rufen Sie die Chirur gie

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