Sohn Der Nacht
ich eine Chance hatte, ihnen zunächst einmal die Hand zu schütteln und ein paar harm lose Worte mit ihnen zu wechseln, bevor sie erfahren, daß ich ein Cop bin.«
»Das kann ich verstehen.« Eaton blickte ihn an. »Trotzdem bin ich neugierig. Wenn Mr. Gray Geschäfte auf der Bank zu erledigen hatte, warum war man dann dort nicht in der Lage, Ihnen seinen Namen zu geben?«
»Mr. Gray ist gar nicht dazu gekommen, Geschäfte mit der Bank zu tätigen. Ganz offenkundig ist er nur hereingekom men, um dort ein Depot zu eröffnen, und hat dann festge stellt, daß er sein Geld vergessen hatte. Die Schalterbeamtin erinnerte sich an ihn, weil er ein so netter älterer Herr und
sehr gesprächig war, aber selbst wenn er ihr seinen Namen genannt hätte, so hat sie sich auf jeden Fall nicht mehr daran erinnert.«
Eaton lehnte sich vor und tippte ein Kommando in seinen Computer ein, und Merrick stellte erleichtert fest, daß der Mann zufrieden war.
»Wo ich jetzt gerade daran denke«, sagte Eaton, »ich erin nere mich nicht, Mr. Gray in den letzten Tagen gesehen zu haben. Ich hoffe, er hat sich nicht wieder abgemeldet und so Ihren Verdruß endgültig gemacht.«
Was er gemacht hat, dachte Merrick, ist, daß er dreißig Jahre seines Alters abgestreift hat. Und wenn er nicht will, daß Sie ihn sehen, dann sehen Sie ihn auch nicht.
»Mr. Gray wohnt noch immer bei uns«, sagte Eaton.
Eine wilde Freude überkam Merrick. Hab' ich dich!
Der Manager nahm den Telefonhörer zur Hand und wählte eine Nummer. Nur mühsam hielt Merrick sich davon zurück, nach vorn zu langen und ihm den Hörer wegzureißen. Ver dammter Kerl!
Einen Augenblick später hängte Eaton ein. »Augenschein lich ist er heute morgen bereits ausgegangen.«
Merrick hätte Eaton am liebsten erwürgt. Falls Zane zu Hause gewesen wäre, dann wäre er jetzt in rasender Flucht auf der Feuertreppe. »Ich hätte natürlich nicht sofort die Poli zei erwähnt«, setzte Eaton hinzu. »Ich wollte ihm nur sagen, hier sei der Manager, und ihn fragen, ob alles nach seiner Zufriedenheit ist.«
Merrick nickte und beruhigte sich wieder. Es ist kein Schade entstanden, dachte er, und es ist gut zu wissen, daß Zane nicht zu Hause ist. Jetzt kann ich ihm einen Hinterhalt legen. Er sagte: »Ich werde Mr. Gray später anrufen. Ich wün sche Ihnen noch einen guten Tag, und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Nicht der Rede wert.«
Wieder zurück in der Lobby wartete Merrick, bis ein Gast, der an dem kleinen, eleganten Schalter für die Eintragungen
stand, seine Einschreibung getätigt hatte und weggegangen war. Dann glitt er über den Schalter und stellte sich neben die einzige Angestellte, nachdem er sich aus ihrem Gesichtskreis entfernt hatte. Eine Minute stand sie noch an ihrem Compu ter, dann wandte sie sich ab und machte sich an der Kasse zu schaffen. Merrick trat an den Bildschirm und ließ schnell die Gästeliste durchlaufen. Glücklicherweise hatte er das schon früher gemacht, aber noch nie war es so wichtig gewesen ...
Da, Mr. Edward Gray, Suite 12-A- das Penthouse!
Sei gesegnet, Sandeman, dachte Merrick inbrünstig. Sein Herz klopfte triumphierend. Er wandte sich den Boxen für die Zimmerschlüssel zu, nahm den Schlüssel von Zanes Zimmer an sich und entfernte das Plastikschildchen von 12-A und ersetzte es durch eines von einer anderen Box.
Er vergewisserte sich, daß er es genauso plaziert hatte, wie das andere gewesen war. Dann schlüpfte er über den Schalter hinweg zurück und eilte hinaus in seinen Wagen, um die Ket ten zu holen.
Katie langte in den kleinen Korbkäfig, fing eine Maus am Schwanz und holte sie heraus.
»Ich dachte, du hättest Angst vor Mäusen«, sagte Meggan.
»Nicht mehr«, sagte Katie. Wovor ich jetzt Angst habe, das ist ein Killer, den ich vielleicht gar nicht sehen kann. Der Gedanke, daß er direkt dort stehen könnte, unsichtbar, nur wenige Fuß von ihr und Meagan entfernt, ließ eine Gänsehaut über ihre Arme laufen. Das war verrückt. Warum redete sie sich nur selbst einen solchen Spuk ein?
Katie brachte die baumelnde Maus zum Behandlungstisch und hielt sie vorsichtig am Schwanz zurück, während sie sie mit der anderen Hand in den Mörser schob. Die kleine, runde Schüssel hatte dicke Seitenwände, um grobkörnige chemi sche Substanzen zu zermahlen, aber die Modelle aus reinem Glas wie dieses hier erwiesen sich als ideal, um Mäuse für eine Injektion ruhig zu halten. Sie hielt die Maus am Schwanz
fest und brachte den Ausguß des
Weitere Kostenlose Bücher