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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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randvoll gefülltes Glas auf den Tresen.
    Neben ihm ließ eine Gruppe eine Pfeife mit einem kleinen silbernen Kopf kreisen. Lorenz atmete den Geruch ein. Obwohl er Rauch nicht ausstehen konnte, empfand er ihn als angenehm.
    Als er das leere Glas auf die Theke schob, stand gleich wieder ein volles daneben. Lorenz zog seine Jacke aus und schaute sich um. Ein junger Mann auf einem Hocker vor der Theke zeigte vor sich auf einen freien Haken. Aus einer nur tonsurgroßen Stelle auf seinem Kopf ringelten sich schulterlange blonde Rastazöpfe über seine kahlen Schläfen und den hoch rasierten Nacken. Er schien nicht viel älter als zwanzig Jahre zu sein. Lorenz steckte sein Portemonnaie in die Gesäßtasche. Der Blonde nahm die Jacke und hängte sie zu den anderen, die bereits unter der Theke baumelten.
    »Wo kommst du her?«, sprach ihn der Rastaman auf Deutsch an.
    »Von der Mosel, aus der Nähe von Luxemburg, und du?«
    »Ich wohne hier und studiere in Leiden.«
    »Leiden hat eine berühmte Universität«, sagte Lorenz.
    »Ich kann mit dem Fahrrad zur Uni, das ist praktisch.«
    »Trinkst du ein Bier?«, Lorenz hatte sein Glas schon wieder leer.
    »Twee Beer«, versuchte er auf holländisch zu bestellen.
    Der Zapfer fragte: »Pils oder Alt?«
    Der Lockenkopf lachte: »Auf so eine Bestellung freut sich Piet den ganzen Abend, ich heiße übrigens Eric.«
    »Jan«, Lorenz nickte Eric zu. »Kommen öfter Deutsche her?«
    »Na klar, zu Hause bei euch ist es ja nicht so einfach, an gutes Dope zu kommen.«
    Er drehte eine Zigarette, wärmte ein Stück Haschisch über der Flamme seines Feuerzeugs und bröselte es über den Tabak.
    Was Eric tat, hatte für Lorenz etwas Kompromittierendes. Er schaute sich um, niemand interessierte sich für sie.
    Eric reichte ihm die Zigarette rüber. Lorenz nahm einen Zug. Er versuchte, nicht tief zu inhalieren, verspürte aber gleich einen starken Hustenreiz.
    »Weißt du, ob der Hausdealer da ist?«, Lorenz konnte den Husten nicht unterdrücken.
    »Du kriegst auch bei Piet was.«
    Eric beugte sich über die Theke und rief dem Wirt etwas zu. Lorenz bestellte zwei weitere Bier.
    Wenig später schob sich ein junges Bürschchen mit Nickelbrille und mittelgescheiteltem, glattem Haar neben sie. Er begrüßte Eric mit einem kurzen Abklatschen.
    »Du wolltest mich sprechen?«, wandte er sich an Lorenz.
    »Ja, ich hätte gerne Koks oder Heroin.«
    Die Nickelbrille schaute ihn sekundenlang durchdringend an: »Das ist nicht meine Liga, Mann«, er ließ ihn stehen.
    Eric reichte Lorenz ein volles Glas und stieß mit ihm an: »Er traut dir nicht.«
    Lorenz hatte geahnt, dass es nicht leicht werden würde.
    »Vielleicht kann ich was arrangieren, wie viel willst du haben?«, Eric tippte ihm auf den Arm.
    »Von jedem fünf Gramm. Für dich springt auch was raus.«
    »Ich höre mich mal um. Wir können uns morgen Abend nach zehn wieder hier treffen.«
    *
    »Wann hat er bei uns Schluss gemacht?«, Harry durchstöberte den Kleiderschrank in Matheys Appartment.
    »Du meinst, wann er seinem Rausschmiss zuvorgekommen ist?«, Walde saß am Rechner und war beim codewortgeschützten Zugang zur Datei mit dem Namen FARMERS hängen geblieben.
    »Soll ziemlich ruppig gewesen sein.«
    »Ruppig?«, Walde lachte. »Der Mathey ist durch ziemlich brutale Methoden aufgefallen. Es gab immer wieder Diszis. Vor fünf Jahren hat er einen Obdachlosen halb tot geschlagen. Danach hat er es ein Jahr lang als Privatdetektiv versucht und dann den Job bei FARMERS bekommen.«
    »Nach dem dürftigen Bestand an Klamotten hier zu urteilen, ist unser Exkollege verreist.«
    »Das passt nicht zusammen. Er arbeitet seit vier Jahren bei FARMERS und hat keinen Tag blau gemacht.«
    Harry öffnete den Kühlschrank: »Der ist ausgeräumt, nichts Verderbliches mehr drin.«
    »Aber das hier«, Walde tippte auf den Zettel mit den Worten LECKT MICH AM ARSCH, »ist eine eindeutige Aussage. Aber für wen?«
    Harry zog ein Buch nach dem anderen aus dem Regal, und schüttelte es mit den Seiten nach unten: »Er lebt hier allein, die Nachricht wendet sich also an mehrere Personen. Vielleicht an seine Kollegen oder …«
    »Oder an diejenigen, die kommen würden, um seine Bude zu durchstöbern – also uns«, sagte Walde.
    »Für mich bedeutet das: Entweder, er hat sich umgebracht oder ist auf Nimmerwiedersehn verschwunden.«
    »Wenn man vorhat sich umzubringen, packt man keine Wäsche ein und mistet den Kühlschrank nicht aus.«
    Briefumschläge flatterten aus

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