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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gehörte zu einem halbwüchsigen Jungen. Er saß auf einem Hocker vor einem alten Stehpult, wie es vor Generationen in Kanzleien und Kontoren verwendet worden war. Eine schwache Lampe beleuchtete sein Gesicht. Er begrüßte die beiden dunkelhäutigen Männer; Eric und Lorenz beachtete er nicht. Ringsum war es dunkel. Nur am Hall der Stimmen konnte man erahnen, dass der Raum sehr groß war. Eric übergab einem der Dealer das Geld. Der brachte es zum Pult und zählte es dem Knaben vor.
    Der Junge öffnete die Lade, verstaute das Geld und begann, mit einem größeren Löffel aus Gefäßen, die Einmachgläsern glichen, Pulver in Plastiktütchen zu verteilen. Immer wieder legte er die Tüten auf eine Pendelwaage und füllte mit einem kleineren Löffel mal nach oder nahm etwas weg.
    Als er die Zeremonie beendet hatte, klappte er das Pult zu und legte drei Tütchen auf das dunkle Holz. Die vier Männer hatten die ganze Zeit stumm zugesehen. Jetzt nahm einer der Farbigen die drei Tütchen, händigte Eric ein milchigweißes und ein bläuliches aus und murmelte etwas für Lorenz Unverständliches.
    »In dem blauen ist Koks und im anderen das H«, dolmetschte Eric. Lorenz ließ die Beutel unter der Jacke in der Brusttasche seines Hemdes verschwinden.
    Der Junge öffnete wiederum das Pult, langte mit dem Löffel noch einmal in eines der Gläser, schloss die Lade und kippte vorsichtig ein kleines Häufchen auf die schräge Platte. Mit einer Plastikkarte verhinderte er, dass etwas herunterrutschte, mit einer zweiten Karte hackte er das Pulver durch und teilte es geschickt in fünf Streifen. Sie lagen, wenige Zentimeter voneinander getrennt, parallel auf der abschüssigen Fläche. Er rollte einen Geldschein zusammen und sniefte die erste Bahn. Die beiden Farbigen und Eric folgten. Die letzte Bahn war für Lorenz bestimmt. Sie schien etwas länger als die anderen, von denen man noch schwache Reste erkennen konnte.
    Lorenz hielt sich ein Nasenloch zu und zog den Stoff durch das andere hoch. Seine Nasenschleimhaut brannte, als hätte er sich an einem starken Schnaps verschluckt. Er musste noch zweimal ansetzen, bis er alles gesnieft hatte.
    Der Junge zog ihm den Schein aus den Fingern. Hinter sich hörte er ein leises Surren. Das Tor rollte nach oben. Lorenz war hellwach. Er ließ die anderen vorgehen und achtete auf den Jungen und das Dunkel hinter ihm.
    Auf dem Rückweg gingen sie in der gleichen Reihenfolge, wie sie gekommen waren. Immer wieder schaute sich Lorenz um. Sein Herz hämmerte. Hoffentlich war das Heroin in Ordnung. Beim Koks konnte er sich selbst von der Qualität überzeugen. Unvermittelt blieben die beiden Farbigen stehen. Lorenz’ Rechte griff blitzschnell in die Tasche und umklammerte den Knüppel. Sie sagten etwas zu Eric, winkten kurz in seine Richtung und wechselten die Straßenseite. Lorenz ging langsam weiter und beobachtete, wie die beiden an der nächsten Straßenecke verschwanden.
    »Und, bist du nass geworden?«, Eric lachte.
    »Wie meinst du das?«
    »Du hattest doch Angst, in einer Gracht zu landen.«
    »Ach so. Es hat geklappt, falls wir wieder zurück finden.«
    »Keine Angst, ich kenne mich hier aus. Und wie ist der Stoff?«
    »Ganz gut, soweit ich das beurteilen kann.«
    »Gut? So was in dieser Qualität gibt es in Deutschland nicht.«
    »Der Dealer, das war doch noch ein Kind!«, entrüstete sich Lorenz.
    »Dem Jungen kann auch nichts passieren, wenn die Bude hochgeht, der ist noch nicht strafmündig.«
    »Ach so läuft der Hase, das ist trotzdem eine Sauerei, Kinder da reinzuziehen«, Lorenz’ Herz hämmerte ununterbrochen. Er sollte vielleicht langsamer gehen, aber er wollte eigentlich noch viel schneller sein.
    »Dann kauf nichts bei ihm!«, spöttelte Eric.
    Am Ende der nächsten Straße tauchte der Platz auf, auf dem sie den Honda geparkt hatten.
    Als sie das Auto erreichten, ging alles sehr schnell. Lorenz sah nur noch, wie Erics Kopf gegen das Dach krachte. Da traf auch schon etwas seinen Rücken. Lorenz wankte nach vorn, riss den Schlagstock aus der Tasche und drosch damit aus voller Drehung nach hinten. Der Angreifer versuchte, sich zu ducken. Zu spät. Der Stock traf seine Schläfe. Wie ein nasser Sack fiel er in sich zusammen. Lorenz spurtete auf die andere Seite des Wagens. Dort kniete jemand auf Eric und durchstöberte dessen Jackentaschen. Als er Lorenz um das Auto herumkommen sah, nahm er Reißaus.
    Hinter dem Kotflügel tauchte der blutende Kopf des zweiten Mannes auf. Er kam auf

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