Soko Mosel
die Beine und torkelte, sich eine Hand an die Schläfe pressend, in Richtung des Brunnens. Eric zog sich stöhnend am Auto hoch.
»Klootzak«, fluchte er und tastete mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Hals und Nacken ab. Lorenz hob die Wagenschlüssel vom Pflaster und verfrachtete Eric auf den Beifahrersitz.
*
»Also, du hast ja schon versucht, mir so manchen Bären aufzubinden«, Walde ließ sich von Jo ein Glas Wein einschenken. »Von einem Elefanten im Porzellanladen habe ich zwar schon gehört, aber seit wann treiben sich diese Viecher im Weinberg herum?«
»Etwas mehr Respekt bitte, ich bin auch Kommissar«, Jo schnupperte am Korken, »und habe mindestens genauso knifflige Fälle zu lösen wie du.«
»Kann es sein, dass du dabei aus einer Laus einen Elefanten machst?«, fragte Walde.
»Auch wenn mein offizieller Titel Kommissar für Reblausbekämpfung lautet, bin ich dafür zuständig, alles aus den Weinbergen zu vertreiben, was unseren Reben Schaden zufügen könnte und dabei handelt es sich längst nicht nur um Rebläuse.«
»Ich sehe ja ein, dass ein Elefant nicht in einen Weinberg gehört«, Walde lehnte sich im Stuhl zurück und schaute zu einer efeuberankten Laube hinüber, in der Doris und Marie, in ein Gespräch vertieft, saßen.
»Das kann man so generell nicht sagen«, Jo wendete das Fleisch auf dem Grill. »Ich könnte mir vorstellen, wie ein entsprechend ausgestatteter Elefant bei der Lese zum Transport der Trauben eingesetzt werden könnte. Oder beim Keltern, wer weiß, ob Hannibal nach der Alpenüberquerung nicht auch seine Elefanten zum Keltern verwendet hat. Schließlich mussten die Römer die Trauben mit den blanken Füßen auspressen.«
»Bei der Schädlingsbekämpfung könnten sie auch behilflich sein«, sponn Walde den Faden weiter.
»Du meinst, zum Zertreten der Rebläuse?«
»Nein, sie könnten mit ihren Rüsseln doch bestimmt gut zum Spritzen eingesetzt werden.«
»Und mit ihrem Trompeten könnten sie in den letzten Wochen vor der Ernte die Vögel von den Trauben abhalten und wären gleichzeitig noch eine Touristenattraktion.«
Jo nahm einen tiefen Schluck aus seinem Weinglas und lehnte sich im ächzenden Gartenstuhl zurück: »Ich stelle mir schon die Etiketten vor: Anstatt ZELLER SCHWARZE KATZ kriegen wir dann LEIWENER GRAUER RÜSSEL, MEHRINGER DICKHAUT oder BERNKASTELER ELEFANTENLAY.«
»Und anstatt KRÖVER NACKTARSCH den KRÖVER GRAUARSCH.«
»Na, jetzt mach aber halblang, ein Gesöff mit diesem Namen könnte Absatzschwierigkeiten bekommen.«
»Was höre ich von Elefanten?«, fragte Doris, die mit zwei leeren Gläsern in der Hand herüberkam.
»Wie kommt ihr beide denn auf Elefanten?« fragte Jo.
»Du hast uns doch erzählt, dass du hinter einem Elefanten her bist«, bestätigte Doris.
»Hab ich nicht.«
»Doch, als du uns auf dem Moselradweg begegnet bist, hast du …«
»Ach, ihr meint den Dickmaulrüssler. Das ist keine Elefantenart, sondern ein Käfer, der bis zu fünfundzwanzig Millimeter lang werden kann. Aber ich kann euch sagen, die Biester sind nicht ohne …«
*
Lorenz fuhr nach Noordwijk und setzte Eric an seiner Wohnung ab. Er verabschiedete sich und gab ihm eine fette Provision.
Anschließend lief er ziellos durch die Straßen. Die Kneipen hatten längst geschlossen. Außer ein paar streunenden Katzen war kein Lebewesen mehr zu sehen.
Irgendwann landete Lorenz am Strand und wanderte am Saum der Brandung entlang. Das Brausen floss direkt in seinen Kopf. Von dem Schlag gegen seinen Rücken spürte er nichts mehr.
Ab und zu tastete er nach den beiden Beuteln in seiner Brusttasche. Isabelle war ganz nah.
Bei Sonnenaufgang ging er zurück in seine Pension. Im Spiegel sah er, dass sein linkes Auge blutunterlaufen war. Offensichtlich war eine Ader geplatzt. War das eine Folge des Koks oder hatte der Schlag die Blutung verursacht?
Am späten Vormittag stieg er in Heerlen aus dem Zug. Nach Vaals ließ er sich mit einem Taxi bringen. Es fröstelte ihn und er war hundemüde. In dem kleinen Supermarkt, wo er Käse und Katzenfutter einkaufte, behielt er seine Handschuhe an. An der Kasse ließ er sich eine Tüte für seine Einkäufe geben und stopfte diese in seine Reisetasche.
Im Bus über die Grenze nach Aachen waren nur wenige Leute. Lorenz setzte sich in eine Bank, die von den anderen Reisenden nicht eingesehen werden konnte. Er kramte die Tüte samt Inhalt aus der Reisetasche, putzte die beiden Drogenbeutel mit einem Papiertaschentuch ab und legte
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