Soko Mosel
mit meinem Fund.«
Walde sah zu den Nachbartischen, ob jemand auf seinen sich ereifernden Freund aufmerksam geworden war.
»Aber wie willst du das Zeug loswerden?«
»Abwarten, erst einmal werde ich gar nichts machen. Es sind übrigens schon ein paar Münzen aufgetaucht: In München und bei einer Versteigerung in Salzburg. Roch stark nach dem Trierer Fund, stammten aber nicht von mir.«
»Und?«
»Ist nichts weiter passiert, noch nicht. Ich bin nicht blöd. Die Münzen werden nicht wertloser, im Gegenteil. Mal sehen, was in ein paar Jahren dafür geboten wird.«
»Du mußt es wissen.« Walde schüttelte den Kopf.
Jo biss krachend ein großes Stück von einem Käsebrötchen ab und sprach mit vollem Mund: »Zurück zum wahren Verbrechen, was läuft an der Mörderfront?«
»Da kann ich im Moment leider nicht drüber reden.«
»Sag mal, ich erzähle dir meine intimsten Geheimnisse und du …«
»Nur soviel: Es ist eine Erpressung im Gange, und ich bin seit einer Stunde raus.«
»Wie raus?«
»Stiermann hat das LKA eingeschaltet und mir den Fall entzogen.«
»Bist du zu doof?«
»Stiermann hat es eleganter formuliert: Der ganze Fall habe eine Dimension angenommen, die auf meiner Ebene nicht mehr bearbeitet werden könne.«
»Nicht zu fassen.«
»Um ein Haar hätte ich ihm meine Dienstmarke vor die Füße geworfen.«
»Sag mal, du warst es doch, der dem Kerl, diesem Stierkopf, im letzten Jahr den Arsch gerettet hat.«
»Meine Methoden haben ihm noch nie gepasst. Aber wenn ich dich hier sehe, im Museum, wo dir jeden Moment der Zelig über den Weg laufen könnte …«
»Ich darf ihm nichts tun, sonst verliere ich meine Suchgenehmigung, du weißt, was mir die Archäologie bedeutet.«
»Und du weißt, was mir mein Job bedeutet …«
*
In seiner Wohnung legte sich Walde auf die Couch und rief Stiermann an: »Ich habe noch 20 Tage alten Urlaub und knapp 300 Überstunden …«
»Drei Wochen sind genehmigt, relaxen Sie sich gut und kommen Sie wieder zu sich. See you«, Stiermann legte auf.
Es dämmerte bereits, als ihn das Telefon weckte.
»Ich komm grad von einer Stadtführung zurück, morgen hab ich gleich zwei. Bringst du nachher den Wein mit?«, fragte Doris.
Walde räusperte sich: »Ich war eingeschlafen.«
»Ich dachte, du bist im Stress mit dem neuen Fall.«
»Nein, nicht mehr.«
»Das ging aber schnell. Dann haben wir ja doppelten Grund zum Feiern.«
»Warum?«
»Unser erstes Dreivierteljahr und dein gelöster Fall.«
»Gelöst ist der Fall noch nicht, nur hab ich nichts mehr damit zu tun. Stiermann hat das LKA eingeschaltet und ich hab ab sofort Urlaub. Nach Essen ist mir weniger zumute, ich möchte dich heute Abend lieber mit meiner Laune verschonen …«
*
Das Zimmer war klein. Es bestand praktisch nur aus zwei über Eck laufenden Tischen mit jeweils einem Rechner darauf und einem schmalen, hohen Schrank dazwischen. Auf den Tischen stapelten sich Akten. Die Tür des Schrankes stand offen. An der Innenseite prangte das Bild eines auf einem Motorrad posierenden nackten Mädchens. In den Fächern türmten sich weitere Aktenberge. Dazwischen lugte die Verpackung einer aufgerissenen Stange Zigaretten hervor, Walde erkannte einen Zipfel des FARMERS-Logo.
Der Polizist, mit dem Mathey laut Handyprotokoll häufiger telefoniert hatte, saß vor einem Rechner. Eine Akte wurde von einem Aschenbecher am Zuklappen gehindert.
»Publikumsverkehr ist nur vormittags bis 12 Uhr«, der Polizist trug einen auffallend buschigen, schwarzen Schnurrbart. Die Bräune seiner Haut war diesem Breitengrad um Monate voraus.
Walde und Grabbe zückten ihre Dienstmarken. Die Hautfarbe des Polizisten wechselte augenblicklich von Juli auf Januar.
»Kripo Trier, wir hätten da ein paar Fragen«, Walde zog den zweiten Drehstuhl heran. Grabbe postierte sich hinter den Beiden.
»Womit kann ich dienen?«, fragte der Schnurrbart.
»Mein Kollege hat bereits mit Ihnen telefoniert. Es geht um Herrn Mathey.«
»Da lassen Sie mich mal überlegen«, der Polizist lehnte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurück und stieß dabei gegen Grabbe.
Walde schnaufte: »Sie brauchen nicht zu überlegen. Wir sind gekommen, um etwas über Herrn Mathey zu erfahren. Aber wir können uns auch mit Ihnen beschäftigen. Es geht um Menschenleben. Wenn Sie sich in den nächsten zehn Minuten nicht äußerst kooperativ zeigen, werde ich Sie mitnehmen. Ihren Rechner und alles hier werde ich überprüfen lassen. Jede Auskunft, die Sie
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