Soko Mosel
Mathey gegeben haben und uns nicht geben, wird für Sie disziplinarische Konsequenzen haben. Das erste Disziplinarverfahren kriegen Sie wegen dieses Fotos in Ihrem Schrank. Sie wissen, welche Regelungen für Räume mit Publikumsverkehr gelten!«
Walde öffnete seine Mappe und entnahm ihr Ausdrucke von Matheys Dateien mit Kennzeichen und Haltern.
Der Schnauzbart lockerte den Kragen seines Uniformhemdes. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
Walde klopfte auf die Papiere: »Mathey hat fast jeden Tag mit Ihnen telefoniert. Es ist durchaus möglich, dass Mitschnitte existieren. Sind Sie auf unserer Seite?«
Der Mann schaute wie gebannt auf den Bildschirm und nickte.
»Ich lasse Ihnen diese Unterlagen hier und Sie überprüfen – heute noch –, welche Halter Sie zuletzt an Mathey durchgegeben haben. Hier ist meine Nummer«, Walde warf ihm seine Karte auf die Tastatur.
Beim Hinausgehen riss Walde das Bild von der Schranktür, knüllte es zu einem Ball zusammen und drückte es Grabbe in die Hand. Der warf das Knäuel im eleganten Bogen in Richtung Papierkorb. Es landete etwa einen Meter daneben.
Erst auf der Rückfahrt fand Grabbe seine Sprache wieder: »So kenn ich Sie ja gar nicht, ich hätte nicht gedacht, dass Sie so ein …«, Grabbe stockte.
»Kotzbrocken sein können?«, komplettierte Walde.
»Das haben Sie gesagt.«
»Ich musste diesem Typen klar machen, dass es nichts bringt, einen Gedächtnisverlust vorzutäuschen.«
»Ich glaube, das hat er kapiert …«
*
Am Abend wartete der Schnauzbart unter den Platanen des Revier-Hofes. Walde hielt neben ihm und lud ihn mit einer Handbewegung zum Einsteigen ein. Der Polizist nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
»Wie sieht es aus?«, Walde fuhr auf einen der Parkplätze im hinteren Teil des Hofes.
Der Mann übergab Walde eine Klarsichthülle mit Papieren: »Oben stehen die Kennzeichen, die ich zuletzt gecheckt habe, es sind sieben Stück.«
Auf dem ersten Blatt waren fein säuberlich Kennzeichen, Name des Halters und Adresse in Spalten sortiert.
»Übrigens waren ein paar Nummern dabei, die überhaupt nicht existieren. Da gab es wohl Übertragungsfehler.«
»Danke, falls Ihnen noch etwas einfällt, Sie haben ja meine Nummer.«
»In Ordnung, was ist mit Mathey?«, der Schnauz schaute Walde zum ersten Mal in die Augen. Jetzt bemerkte er Grabbe auf dem Rücksitz und zuckte leicht zusammen.
»Er ist verschwunden«, antwortete Walde.
»Seit wann?«
»Kurz nach dem letzten Telefonat mit Ihnen verliert sich seine Spur.«
»Ich kann mir vorstellen, was Sie denken, aber als Mathey noch bei der Polizei war, haben wir zusammen gearbeitet. Er hat die Nummern ja nicht zu seinem eigenen Vorteil überprüft. Klar hätte ich da nicht mitmachen dürfen, aber die Zigaretten hätte ich auch ohne Gegenleistung bekommen.«
»Okay, und wir brauchten Ihre Informationen.«
»Sobald ich noch etwas rauskriege, melde ich mich.« Der Schnauzbart stieg aus.
*
Am späten Sonntagvormittag, Walde stopfte gerade Wäsche in den Trockner, klingelte das Telefon.
»Hallo Walde, wie geht’s?«, es war Harry.
»Danke, gut, und dir?«
»Auch gut. Weshalb ich anrufe, Matheys Wagen steht vor dem Flughafen in Luxemburg.«
»Woher weißt du das?«
»Ich bin hingefahren.«
»Und wie kamst du auf Luxemburg?«
»Grabbe war in Hahn, Monika in Saarbrücken, und ich hatte in Findel Glück.«
»Mensch, wo ihr doch die ganze Woche so viel Stress hattet, kriegt ihr nicht mal am Sonntag Ruhe. Du solltest dich besser um deine Familie kümmern.«
»Die ist mitgefahren. Den Kindern hat es Spaß gemacht, Detektiv zu spielen. Auf dem Rückweg gab’s zur Belohnung noch einen Besuch im Schmetterlingspark in Grevenmacher.«
»Und wenn ihr das Auto nicht gefunden hättet?«
»Dann hätten wir auch noch Köln, Frankfurt und Düsseldorf gecheckt.«
»Ihr seid bekloppt.«
»Was kannst du von Leuten aus deiner Abteilung anderes erwarten? Schönen Urlaub noch.«
Gleich nach dem Gespräch mit Harry fuhr Walde zum Luxemburger Flugplatz. Mit dem Zweitschlüssel öffnete er Matheys Wagen. Ein Duftbäumchen verbreitete einen penetranten Geruch. Walde kurbelte ein Fenster herunter. Er schaute in das Handschuhfach, unter die Sitze, in den Aschenbecher und zuletzt in den Kofferraum. Er fand nichts, was ihm hätte weiterhelfen können.
*
Nicht einmal der mit Waschbeton verkleidete Turm des Polizeipräsidiums konnte die erhabene Aussicht von der Hotelterrasse trüben. Walde saß Baldo von Manstein, dem
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