Soko Mosel

hochgradig vergiftet ist.«
    »Was ist drin?«
    »Mehr als ein Gramm Heroin erster Güte.«
    »Mit welcher Wirkung?«
    »Noch bevor die Zigarette zu Ende geraucht ist: Tod durch Atem- und Kreislauflähmung.«
    »Das ist eine Katastrophe!«
    »Ich muss ins Präsidium.«
    »Können wir uns später treffen?«, van Bodesandt beugte den Kopf noch etwas mehr nach vorn, es begann zu regnen.
    Walde nickte: »Wo?«
    »Ich wohne hier in der Nähe im Golfhotel«, van Bodesandt musterte erneut Waldes Kleidung, sein Blick blieb an seinen heruntergekommenen Schuhen hängen. »Vielleicht können wir bei einer Runde Golf …«
    »Wenn Sie mir einen Schläger ausborgen, die Regeln kenne ich noch halbwegs vom Minigolf.«
    Van Bodesandt legte die Stirn in Falten.
    Walde öffnete die Tür seines Volvos: »Wir telefonieren.«
    Im Rückspiegel sah er van Bodesandt kopfschüttelnd über die Brücke hasten.

    Walde blieb auf der Rückfahrt nach Trier auf der linken Moselseite.
    Dieser van Bodesandt spielte in einer anderen Liga. Walde stammte aus einer Familie, in der Tennis schon als Luxus galt. Er war nicht in einem Haus aufgewachsen, in dem bereits KarJ Marx gelebt hatte, um später mit einem Großkapitalisten Golf zu spielen.
    Fred Wesleys Solo beruhigte ihn, er drehte die Lautstärke zurück und richtete seine Gedanken wieder auf den Fall.

    »Das Heroin kommt nicht aus dem hiesigen Raum, jedenfalls war das Zeug, das ich in letzter Zeit von euch bekommen habe, meilenweit von dieser Qualität entfernt«, der Mann vom Chemischen Untersuchungsamt stellte einen kleinen Aluminiumkoffer auf Waldes Schreibtisch und entnahm ihm mehrere Behälter.
    »Exakt 1.232 Milligramm, das reicht, um ein Pferd umzuhauen«, er reichte Walde ein kleines Gefäß mit Schraubverschluss, das die Größe eines Filmdöschens hatte.
    Walde reichte es an seinen Kollegen Meier weiter: »Schmeckt man das Zeug?«
    »Ja, und der Rauch riecht auch anders. Das steht alles im Bericht«, der Chemiker legte ein Bündel zusammengehefteter Blätter auf den Tisch.
    »Dann besteht also Hoffnung, dass die Kippe schnell ausgedrückt wird.«
    »Das kann ich schlecht beurteilen. Ich habe vor Ewigkeiten das Rauchen aufgegeben. Aber Herr Meier könnte uns da mit seiner Erfahrung weiterhelfen.«
    Meier, der kurz vor der Pensionierung stand, war starker Raucher der Marke FARMERS.
    Er grinste: »Wenn ich ehrlich bin, schmecke ich nach der ersten vor dem Frühstück den ganzen Tag nichts mehr, außer nach einem guten Essen.«
    »Wie viel sind es denn pro Tag?«, fragte der Chemiker.
    »Eineinhalb, zwei Päckchen, kommt darauf an.«
    »Auf was?«
    »Je nach Stress, ich kann da nur für mich sprechen, aber wenn gefeiert wird«, Meier grinste, »da kann es passieren, dass man nicht einmal mehr unterscheiden kann, ob man Zigaretten oder Zigarren raucht.«
    *
    »Ich halte das für eine sehr ernste Angelegenheit und bin mir bewusst, dass jeder kleinste Fehler fatale Folgen haben kann. Ich habe da ein ganz schlechtes feeling«, Polizeipräsident Stiermann ging vor Waldes Schreibtisch auf und ab. »Das ist keine leichte Entscheidung, die wir da treffen müssen. Ich will auf keinen Fall eine Panik auslösen.«
    »Unter Panik verstehe ich etwas anderes. Wenn das Trinkwasser verseucht wäre, zum Beispiel. Aber Zigaretten sind nicht lebenswichtig, im Gegenteil, eher lebensverkürzend.«
    Stiermann blieb stehen: »Ihre persönliche Meinung zum Zigarettenkonsum steht hier nicht zur Debatte, es geht darum, Schaden von den Konsumenten und Schaden von der Firma abzuwenden.«
    »Da gibt es für mich gar kein Abwägen, da geht eindeutig der Verbraucher vor«, entrüstete sich Walde.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, lieber Herr Bock.« Walde horchte auf. Wenn Stiermann jemanden mit ›lieber‹ ansprach, bedeutete es, dass er genau das Gegenteil meinte und ein Unwetter im Anzug war. »Ich bin da ganz Ihrer Meinung. Das sagt auch Herr van Bodesandt …«
    »Sie haben mit Herrn van Bodesandt gesprochen?«, Walde war verblüfft.
    Stiermann nickte und fuhr schnell fort: »Im Brief droht der Erpresser mit einem Anschlag, falls seine Forderungen nicht erfüllt werden. Und dazu gehört eindeutig, keine Polizei einzuschalten.«
    »Aber wer garantiert, dass nicht schon Packungen im Umlauf sind?«
    »Hm?«, Stiermann hatte wieder seinen Trab aufgenommen.
    Walde hob von neuem an: »Eine Rückrufaktion für alle FARMERS …«
    »Wissen Sie, was das bedeutet? Außerdem können wir damit genau den gegenteiligen Effekt