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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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sich mühsam aufrappelte, konnte er gerade noch erkennen, wie der Kurier hinter einem hohen Stahltor mit der Aufschrift ›Schrott und Metall‹ verschwand. Grabbe gab die Meldung in sein Funkgerät.
    *
    Mit quietschenden Reifen rasten die Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei Wengerohr auf das Messegelände. In Sekunden sprangen die Mannschaften von den Wagen und riegelten das Gebäude von McDonalds ab. Sie sperrten die Ein- und Ausfahrten oder sausten auf die Trucker und Wohnmobile auf dem Parkplatz an der Mosel zu.
    Als die Türen zum Schnellrestaurant aufgerissen wurden und die Polizisten das Lokal stürmten, blieb dem ein oder anderen Gast der Bissen im Halse stecken. Ein Teil des Kommandos rannte die Treppen hoch, einige spurteten hinter die Theke oder nahmen die Toiletten im Handstreich.
    Als einer der Polizisten ins Megaphon schrie: »Polizeikontrolle, bitte Ruhe bewahren!«, erbrach sich eine Frau geräuschvoll vor der Theke. Damit war auch dem letzten der Anwesenden der Appetit vergangen.
    *
    Walde kauerte mit hochgezogenen Knien hinter dem Öltank. Die Dunkelheit hüllte ihn wie ein großer Vampirmantel ein. Er spürte zwar immer noch den kalten Klumpen in seinem Bauch, aber der Hunger war weg. Seine Lippen waren trocken. Walde hatte das Gefühl, als wären sie nach außen gestülpt. Er wollte auf keinen Fall in eine Depression fallen.
    Zuerst hatte er sich alle Telefonnummern ins Gedächtnis gerufen, dann die Quersumme aus den Nummern gebildet und versucht, daraus eine Gesamtzahl zu ermitteln. Die Fünfhundert erreichte er überraschend schnell. Zwischen Achthundert und Tausend ließ seine Konzentration nach. Er fing wieder von vorne an, versuchte, die Nummern den Namen zuzuordnen und nach dem Alphabet aufzuzählen.
    Immer wieder drückte er die Ziffernbeleuchtung seiner Armbanduhr. Es war das einzige Licht in dem Verlies. Es tröstete ihn, nicht gänzlich dieser Schwärze um ihn herum ausgeliefert zu sein.
    *
    »Sind sie sich ganz sicher, dass er noch hier ist?«, fragte von Manstein durch das offene Fenster des Peilwagens.
    Der Techniker nahm den Kopfhörer ab: »Was?«
    »Ist er noch da?«, wiederholte der Soko-Chef und las die Aufschrift auf dem T-Shirt des Technikers ICH HÖR ETWAS, WAS DU NICHT SIEHST.
    »Wer?«
    »Weswegen sind die wohl alle hier?«, von Mansteins LKA-Kollege deutete auf den Platz vor ihnen, der von einem Großaufgebot an Fahrzeugen und schwer bewaffneten Polizisten in Kampfanzügen wimmelte.
    »Ich empfange noch die gleichen Signale wie eben, zu 99 Prozent ist das Handy im Umkreis von 200 Metern zu finden.«
    »Was ist mit dem einen Prozent?«, wollte von Manstein wissen.
    »Das ist der Fluch der Technik«, der Mann zündete sich eine FARMERS an.
    »Muss das jetzt sein?«, meinte der Polizist.
    Er erntete einen entgeisterten Blick: »He?«
    »Die Zigarette könnte nicht in Ordnung sein.«
    »Wie, nicht in Ordnung? Ich kann die Scheibe hochdrehen, Sie stehen doch eh draußen.«
    »Die Kippe könnte vergiftet sein.«
    Der Techniker nahm die Zigarette aus dem Mund und betrachtete sie skeptisch: »Wollen Sie mich veräppeln?«
    »Ganz gewiss nicht, da läuft eine Erpressung.«
    »Also deshalb der ganze Aufwand, und warum wird man nicht wenigstens gewarnt?«, er warf den Glimmstengel aus dem Fenster.
    »Es besteht nur ein Verdacht, dass vergiftete Zigaretten im Umlauf sind, es wird auch bald eine Warnung geben, sobald die …«
    »Moment, da tut sich was«, der Techniker wurde von seinem Kollegen am Arm gezupft. Er zog seine Kopfhörer über und beobachtete die Kontrollgeräte.
    »Jemand ruft unsere Nummer an.«
    »Das wird in nächster Zeit noch öfter passieren, so kriegen wir schneller heraus, wer das Handy in der Tasche hat.«
    »Es ist jemand dran, eine Frauenstimme …«
    *
    Walde ließ die Stücke, die sie immer wieder während ihrer Probeabende spielten, in seinem Kopf ablaufen. Er schlug den Takt mit dem Fuß, baute Soli ein. Interessante Varianten fielen ihm ein, die er gerne gleich nachgespielt oder auf auf Band gesummt hätte.
    Nach jedem Stück stoppte er die Zeit. Er stellte eine Reihenfolge auf, wie bei einem Konzert. Vielleicht sollten sie wirklich einmal öffentlich auftreten, wenn er wieder hier herauskommen sollte. Er hatte etwas mitzuteilen, das wurde Walde hier unten erst so richtig bewusst. Die Musik war genau das richtige Medium für ihn. Er konnte Gefühle hineinlegen, vieles mitteilen, was ihm mit Worten längst nicht so intensiv möglich gewesen wäre.
    Er

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