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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hier«, Harry warf den Hörer aufs Bett und packte die Schwester am Oberarm.
    »Bruno, hilf mir«, keuchte sie und wehrte sich nach Kräften.
    »Vorsicht, das ist Widerstand gegen die Staatsgewalt«, Harry nahm eine drohende Haltung gegen den Zivi ein. Schwester Rita nutzte den Moment aus und entwand sich Harrys Umklammerung.
    Harry griff unter seine Jacke an das Pistolenhalfter.
    »Schluss jetzt!«, brüllte er.
    Schwester und Zivi blieben wie angewurzelt stehen.
    »So, und nun langsam zur Tür und raus«, Harry fixierte die beiden mit einem zu allem entschlossenen Blick. »So ist es gut, jetzt die Tür öffnen … und raus. Der nächste, der hier ohne Erlaubnis eintritt, lernt mich kennen!«
    Als die Tür geöffnet wurde, waren vom Flur viele Augenpaare ungläubig auf ihn gerichtet. Harry knallte die Tür zu. Es gab keinen Schlüssel. Er klemmte einen Stuhl unter die Klinke und nahm das Telefon wieder auf.
    »Hallo, hallo?«, von Manstein war am Apparat.
    »Hat Ihnen Meier erzählt, worum es sich handelt?«
    »Was machen Sie in einem Altenheim, wenn es bei uns lichterloh brennt. Sie haben Ihren Posten verlassen, das wird ein Nachspiel haben, da können Sie sich drauf verlassen.«
    »Ich habe hier einen Toten, der Wieckmann, den hat Walde, eh … Kommissar Bock zuletzt besucht …«
    »Was soll das heißen, zuletzt besucht?«
    »Seither ist Kommissar Bock verschwunden.«
    »Der hat doch Urlaub, was heißt hier verschwunden? Verdammt noch mal, ich habe überhaupt keine Zeit«, tobte von Manstein ins Telefon.
    »Aber der Mann ist wahrscheinlich vergiftet worden, der hat noch eine Kippe in der Hand, und eine Packung FAR-MERS liegt auf dem Nachttisch!«
    »Das muss nicht mit den Zigaretten zusammenhängen.«
    »Muss nicht, aber es sieht ganz danach aus.«
    »Gut, kümmern Sie sich, ich kann jetzt beim besten Willen nichts tun. Und eins sage ich Ihnen, noch ein Alleingang, und Sie können sich gleich morgen einen neuen Job suchen. Und jetzt rufen Sie die Spurensicherung.«
    »Ich brauche noch ein paar Leute zur Verstärkung, die Stimmung hier ist nicht besonders.«
    »In einem Altenheim? Das werden Sie ja wohl noch in den Griff kriegen.«
    »Aber …«, entgegnete Harry und hörte, dass am anderen Ende aufgelegt wurde.
    Es klopfte an der Tür.
    »Wer hier hereinkommt, kann sich auf etwas gefasst machen!«, brüllte Harry.
    »Wollen wir gar nicht«, dröhnte eine etwas brüchige Stimme vom Gang, »aber versuchen Sie auch nicht, herauszukommen, sonst erwartet Sie etwas. Die Polizei ist unterwegs.«
    »Die kommt mir wie gerufen«, antwortete Harry dem Sprecher der Seniorenbürgerwehr, die sich auf dem Flur gebildet hatte.
    *
    In seiner Cola schwamm viel zu viel Eis. Ein Mädchen vom Nachbartisch beobachtete ihn, wie er die Würfel umständlich mit den Fingern herausfischte. Sie tuschelte mit ihrer Freundin, und dann schauten die beiden zu ihm herüber und kicherten.
    Lorenz knabberte lustlos an seinem Cheeseburger. Mit klebrigen Fingern schickte er eine SMS ab und steckte Waldes Handy in den leeren Karton zwischen Tüten, Papier und Speisereste. Beim Hinausgehen schob er das Tablett in ein Abfallregal.
    Die Cola half nicht, seine Lebensgeister zu wecken. Im Auto sniefte er eine weitere Linie Koks. Der Einband des Autoatlas diente als Startbahn.
    *
    Grabbe folgte dem orangen Rucksack, der kaum fünfzig Meter vor ihm in Richtung Innenstadt sauste. Der Fahrradkurier trat kräftig in die Pedale und bewegte dennoch kaum den Oberkörper.
    Ein Auto überholte, Grabbe ignorierte die Grimassen schneidenden Kollegen. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, die immer schneller wurde. Er beugte den Kopf tief über die Lenkstange, um den Luftwiderstand zu verringern. Das hatte den Nachteil, dass er nicht verfolgen konnte, was vor ihm geschah. Er richtete sich wieder auf. Eine lange Reihe Mannschaftsfahrzeuge raste ihm mit hohem Tempo und Blaulicht entgegen. Als sie vorbei waren, wollte Grabbe instinktiv in den Rückspiegel schauen. In diesem Augenblick verschwand der orange Rucksack nach rechts aus seinem Gesichtsfeld.
    Grabbe trat noch fester in die Pedale. Die abbiegende Schotterstraße führte zu einem Nebengleis des Güterbahnhofs. Mit Schrott beladene Kleinlaster parkten am Rand. Der Weg war uneben und mit Abfall übersät. Grabbe spürte, wie das Hinterrad mit einem Ruck auf die Felge absackte. Das Rad schlingerte heftig. Vergeblich versuchte er gegenzulenken. Er stieß seitlich gegen den Bordstein und stürzte zu Boden. Als er

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