Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Solang die Welt noch schläft (German Edition)

Titel: Solang die Welt noch schläft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
sich das offenbar nicht vorgestellt.
    »Wir werden in einfachen Unterkünften schlafen, manchmal werden es vielleicht nur ein, zwei Stunden in einer kalten Scheune sein. Die sanitären Bedingungen werden äußerst rudimentär sein, ein paar Kellen Wasser, aus irgendeinem Brunnen geschöpft, müssen für eine Katzenwäsche reichen.« Eindringlich schaute Susanne in die Runde. »Und dann ist da noch die Frage des Geldes: Jede Teilnehmerin muss ihr eigenes Velo mitbringen und für eine angemessene Ausstattung und ordentliche Kleidung sorgen – ein Kleiderkodex wird von uns rechtzeitig vor dem Rennen bekanntgegeben. Es ist nämlich wichtig, dass wir in der Öffentlichkeit wohlwollend wahrgenommen werden. Jede Teilnehmerin muss außerdem ihre Anreise selbst bezahlen. Dafür übernimmt Charles jedoch die Kosten für die erste Übernachtung in Kopenhagen, und die Verköstigung während des Rennens bezahlt er auch.«
    »Wie funktioniert solch ein Rennen überhaupt?«, fragte Isabelle. »Ich meine, fahren alle gemeinsam in einer Gruppe? Und wie sieht die Streckenführung aus? Geht’s da immer nur über gute Straßen oder auch über Stock und Stein?«
    Unruhe brach unter den anwesenden Herren aus – zu diesem Thema hatte der eine oder andere etwas zu sagen.
    Susanne sagte laut: »Lassen wir doch einen der Herren erzählen, die schon Langstreckenerfahrung haben! Leon, wie wär’s?«
    Der Angesprochene ließ sich nicht zweimal bitten. »Ein Langstreckenrennen, manche sagen auch Brevet dazu, unterscheidet sich maßgeblich von Kurzrennen auf der Straße oder Bahn«, hob er an. »Zum einen findet solch ein Rennen auf der Straße während des normalen Alltagsverkehrs statt, die Strecke ist nicht abgesperrt wie sonst bei Rennen. Das heißt, jeder Fahrer muss für seine Sicherheit selbst sorgen. Und natürlich führt die Strecke teilweise auch über unwegsames Gelände! Der Tross der Fahrer fährt zwar gemeinsam los, doch sehr schnell fällt das Feld so weit auseinander, dass jeder für sich unterwegs ist. Meist bilden sich im Verlauf eines Rennens immer wieder kleine Gruppierungen, die ein Stück gemeinsam fahren. Aber am Ende des Tages ist doch jeder auf sich allein gestellt.« Leon nickte, als wollte er seine Aussage noch bestätigen. »Das heißt: Jeder Fahrer entscheidet auch selbst, wie lange er an einem Stück fahren möchte, wann er eine Pause einlegt, um zu essen, zu trinken und andere menschliche Bedürfnisse zu erledigen.«
    Ein paar Lacher ertönten, doch Leon fuhr schon fort: »Eine gute Kondition ist das eine – aber sich das Rennen klug in Fahr- und Ruhezeiten einzuteilen, hierin liegt vielleicht sogar die wahre Kunst! Und dann ist da noch die Frage, wann man sich wie lange einen Schlaf gönnt. Was, wenn man vor lauter Erschöpfung nicht wieder aufwacht und fünf oder acht Stunden durchschläft? Ein Unding während eines solchen Rennens! Deshalb gibt es auch Fahrer – und ich lüge nicht, wenn ich sage, dass ich dazugehöre – die bei Paris – Brest – Paris überhaupt nicht schlafen!«
    »Du fährst ohne Pause durch?«, hauchte Isabelle andächtig.
    Irene schnaubte. Isabelles Schwärmerei für den Pfälzer Radfahrer war auch ihr nicht entgangen, schon mehr als einmal hatte sie Isabelle deswegen harsch angegriffen.
    »Pausen mache ich schon, nur das Schlafen verkneife ich mir«, korrigierte Leon sie.
    Josefine runzelte die Stirn. »Das hört sich sehr spannend an. Aber eins ist mir noch nicht klar: Wenn die Strecke nicht markiert ist und jeder für sich fährt, wie findet man sich dann überhaupt zurecht? Noch dazu in einem fremden Land …«
    »Den Streckenverlauf bekommt man natürlich im Vorfeld mitgeteilt, in einem kleinen Heftchen, in dem auch steht, in welchen Orten man sich bei welchem Streckenposten melden muss.«
    »Melden? Wozu?«, fragte Isabelle, die gebannter als alle anderen an Leons Lippen hing.
    Der Pfälzer lachte auf, kleine Grübchen bildeten sich dabei links und rechts seines Mundes. Plötzlich konnte Jo zumindest ein wenig verstehen, warum sich Isabelle so von ihm angezogen fühlte.
    »Jemand muss doch überprüfen, ob du tatsächlich die vorgegebene Strecke fährst! Sonst könnte irgendein Schlaumeier auf die Idee kommen, eine Abkürzung zu nehmen, und dabei viele Kilometer einsparen. Bei jeder Kontrolle bekommst du einen Stempel in dein Heft, und nur wenn sie am Ende vollständig sind, gilt das Rennen als beendet.« Er suchte Blickkontakt zu Charles Hansen. »Plant ihr auch, direkt

Weitere Kostenlose Bücher