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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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ich habe das Gefühl, von einer leichten Panik erfasst zu werden. Aber ich bin nicht annähernd so bestürzt, wie ich erwartet hatte, und das beunruhigt mich ein bisschen. Sollte ich nicht bestürzter davon sein, dass mir das Unternehmen meiner Familie, mein ganzer Lebensunterhalt, vermutlich bald unter den Füßen weggezogen wird? Stattdessen habe ich nur das seltsame Gefühl, dass alles so kommen wird, wie es soll, was immer das heißt.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Hope?«, fragt Matt, und mir wird bewusst, dass er geredet hat, während ich nachgedacht habe.
    »Entschuldige, was hast du gesagt?«, frage ich.
    »Ich habe gesagt , dass ich nicht mehr viel für dich tun kann. Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich ins Zeug gelegt habe, um diese Leute überhaupt erst hierher zu holen? Aber sie werden nicht investieren, Hope. Es tut mir leid.«
    Matt schweigt, während ich still Gebäckstücke in der Vitrine arrangiere. Die Ladenglocke bimmelt, und Lisa Wilkes von dem Schreibwarengeschäft an der Ecke kommt mit Melixa Carbonell herein, die in der Tierhandlung in der Lietz Road arbeitet. Die beiden waren auf der Highschool ein paar Jahre unter Matt und mir, und sie kommen mindestens einmal die Woche zusammen hierher.
    Matt schweigt, während Lisa einen Kaffee und Melixa einen grünen Tee bestellt, der ein paar Minuten braucht, da ich dafür erst den Wasserkocher einstöpseln muss. In der Zwischenzeit streiten sie sich darüber, ob sie sich ein Baklava oder ein Stück Käsekuchen teilen wollen. Letztendlich beschließe ich, ihnen ein Baklava zu berechnen und ein Stück Käsekuchen umsonst dazuzugeben.
    »Deswegen stehst du vor der Pleite, weißt du«, sagt Matt, nachdem sie gegangen sind.
    »Weswegen?«
    »Du kannst den Leuten nicht einfach kostenlos Gebäck geben. Sie haben dich völlig über den Tisch gezogen.«
    »Sie haben mich nicht über den Tisch gezogen«, empöre ich mich.
    »Aber sicher. Du bist zu großzügig. Sie wussten, wenn sie sich vor deinen Augen streiten, dann würdest du nett sein und ihnen beide Gebäckstücke geben. Und genau das hast du getan.«
    Ich seufze. Ich will mir gar nicht erst die Mühe machen, ihm zu erklären, dass ich den restlichen Käsekuchen heute ohnehin nicht mehr verkaufen werde. »Meine Großmutter hat diese Bäckerei immer so geführt, als wäre sie ihre Küche, und die Kunden waren ihre Gäste«, sage ich stattdessen.
    »Das ist kein gutes Geschäftsmodell«, meint Matt.
    Ich sehe ihn ausdruckslos an. »Das habe ich auch nie behauptet. Aber ich bin stolz auf diese Tradition.«
    Die Ladenglocke bimmelt wieder, und als ich aufblicke, sehe ich Alain zur Tür hereinschlurfen. Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, morgens allein zu Fuß hierherzukommen. Ich frage mich, warum er sich das antut, in seinem Alter – es ist über eine Meile weit –, aber er scheint rundum gesund zu sein, und er schwört, dass er in Paris jeden Tag weitaus mehr zu Fuß gehe.
    Er kommt hinter die Theke und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. »Guten Morgen, Liebes«, sagt er. Dann scheint er Matt zum ersten Mal zu bemerken. »Hallo, junger Mann«, sagt er. Er wendet sich zu mir um und sagt: »Wie ich sehe, hast du einen Kunden.«
    »Matt wollte eben gehen«, sage ich zu Alain. Ich werfe Matt einen Blick zu, der ihm zu verstehen geben soll, dass ich vor Alain nicht über die Bäckerei mit ihm reden will. Aber natürlich kriegt er es gar nicht mit.
    »Ich bin Matt Hines«, sagt er und streckt eine Hand über die Vitrine aus. »Und Sie sind …?«
    Alain zögert kurz, bevor er Matt die Hand gibt. »Ich bin Alain Picard«, sagt er. »Hopes Onkel.«
    Matt blickt verwirrt. »Augenblick. Ich kenne Hope, seit wir klein waren. Sie hat keine Onkel.«
    Alain lächelt dünn. »Doch, junger Mann, das hat sie. Um genau zu sein, bin ich ihr arrière-oncle . Ihr Großonkel, wie Sie sagen würden.«
    Matt sieht mich stirnrunzelnd an.
    »Er ist der Bruder meiner Großmutter«, erkläre ich. »Aus Paris.«
    Matt starrt Alain eine Sekunde an, dann wendet er sich wieder an mich. »Hope, das ergibt alles nicht sehr viel Sinn. Du erzählst mir, dass du aus einer Laune heraus nach Paris geflogen bist, du stehst kurz davor, deshalb dein Geschäft zu verlieren, und dann kommst du auf einmal mit einem Verwandten im Schlepptau zurück, von dem du nie etwas wusstest?«
    Ich spüre, wie meine Wangen zu glühen beginnen, und ich bin mir nicht sicher, ob der Grund dafür ist, dass Matt mich ganz offensichtlich beleidigt,

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