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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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oder dass er eben vor Alain verkündet hat, dass ich im Begriff bin, die Bäckerei zu verlieren. Ich wende mich langsam zu Alain um, in der Hoffnung, dass die Worte in der fremden Sprache nicht bei ihm angekommen sind, aber er starrt mich nur fassungslos an.
    »Hope, was hat das zu bedeuten?«, fragt er leise. »Dass du dein Geschäft verlieren könntest? Steckt die Bäckerei etwa in Schwierigkeiten?«
    »Mach dir keine Sorgen deswegen«, sage ich. Ich werfe Matt einen verärgerten Blick zu, und er besitzt wenigstens so viel Anstand, leicht betreten zu schauen. Er räuspert sich und wendet sich ab, als wollte er Alain und mir einen Augenblick Privatsphäre lassen.
    »Hope, wir sind eine Familie«, sagt Alain. »Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Warum hast du denn nichts zu mir gesagt?«
    Ich hole einmal tief Luft. »Weil es meine Schuld ist«, sage ich. »Ich habe ein paar schlechte finanzielle Entscheidungen getroffen. Meine Kreditwürdigkeit ist schwer angeschlagen, und das hat Folgen für meinen Geschäftskredit.«
    »Aber das ist keine Erklärung dafür, weshalb du mir nichts davon gesagt hast«, sagt Alain. Er tritt einen Schritt vor und legt mir eine warme, knotige Hand an die Wange. »Ich bin doch dein Onkel.«
    Inzwischen spüre ich Tränen in meinen Augen. »Entschuldige. Ich wollte dich einfach nicht damit belasten. Bei den ganzen Sorgen um Mamie …«
    »Umso mehr Grund, dass du dich mir anvertraust«, sagt Alain. Er streicht mir sanft mit der flachen Hand über die Wange und wendet sich dann wieder an Matt. »Junger Mann!«, ruft er.
    »Ja?« Matt wendet sich mit aufgerissenen Augen zu ihm um, als hätte er nicht jedes Wort mit angehört.
    »Sie können jetzt gehen. Meine Nichte und ich haben etwas zu besprechen.«
    »Aber ich …«, beginnt Matt. Aber Alain schneidet ihm wieder das Wort ab.
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie mit dieser Sache zu tun haben«, sagt Alain.
    »Ich bin Vizepräsident der Bank of the Cape «, sagt Matt steif. Er richtet sich etwas höher auf. »Wir halten Hopes Kredit. Und nun müssen wir ihn leider aufkündigen. Es war nicht meine Entscheidung, Sir. Das ist rein geschäftlich.«
    Ich schlucke einen Kloß im Hals hinunter und sehe Alain an. Sein Gesicht ist rot angelaufen.
    »Und damit ist der Fall für Sie erledigt, ja?«, sagt er zu Matt. »Eine sechzigjährige Tradition? Sechzig Jahre lang hat meine Familie für diese Stadt gebacken, und Sie entscheiden einfach so, dass es damit aus und vorbei ist?«
    »Es ist nicht persönlich gemeint«, sagt Matt. Er wirft einen Blick auf mich. »Ehrlich gesagt, habe ich versucht, zu helfen. Hope wird es Ihnen erzählen. Aber die Investoren, die ich dafür interessieren konnte, haben einen Rückzieher gemacht, nachdem Hope nach Paris geflogen ist. Es tut mir leid, aber ich nehme an, mit diesem Vermächtnis ist es zu Ende.«
    Ich sehe zu Boden und schließe die Augen.
    »Junger Mann«, sagt Alain einen Augenblick später. »Das Vermächtnis liegt nicht in dieser Bäckerei selbst, sondern in der Familientradition, für die sie steht. Dafür gibt es kein Preisschild. Vor siebzig Jahren wurde uns von Männern, die weder Familie noch Gewissen, sondern nur Befehle und Wohlstand kannten, unsere erste Bäckerei weggenommen. Und dank meiner Schwester, ihrer Tochter und ihrer Enkelin hat die Tradition überlebt.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit einem Kredit zu tun hat«, sagt Matt.
    Alain streckt eine Hand nach meiner aus und drückt sie fest. »Sie und Ihre Bank begehen einen Fehler, junger Mann«, sagt er. »Aber Hope schafft das schon. Sie ist eine Überlebende. Genau wie ihre Großmutter. Das ist unsere Tradition. Und diese Tradition wird ebenfalls überleben.«
    Ich fühle mich, als ob mir gleich das Herz aufgeht. Alain nimmt mich sanft bei der Hand und lotst mich in Richtung Backstube. »Komm, Hope«, sagt er. »Lass uns Sterntörtchen backen, um sie Rose zu bringen. Ich bin sicher, der junge Mann findet selbst hinaus.«
    Gewappnet mit Jacob Levys Geburtsdatum beginne ich an diesem Nachmittag die interreligiösen Organisationen anzurufen, die ich über Google gefunden habe. Ich habe es vor mir hergeschoben, da mir klar ist, wie weit hergeholt es ist, und da ich das Gefühl habe, nicht mehr viele Enttäuschungen verkraften zu können. Es kommt mir vor, als ob ich immer nur ein Nein zur Antwort bekomme.
    Kann ich meine Bäckerei retten? Nein . Wissen wir, ob Mamie je wieder aufwachen wird? Nein . Ist

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