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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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mir hängen bleibt, für die Disziplin zu sorgen. Das ist nicht fair.«
    Er zuckt mit den Schultern. »Sagst du.«
    »Außerdem«, fahre ich fort, als hätte ich ihn gar nicht gehört, »ist es absolut unangebracht, dass du Annie gegenüber schlecht über mich redest.«
    »Was habe ich denn gesagt?«, fragt er mit erhobenen Händen, als wollte er sich ergeben.
    »Na ja, zum einen hast du ihr offenbar gesagt, ich sei nie fähig gewesen, dir zu sagen, dass ich dich liebe.« Ich spüre, wie sich meine Kehle ein klein wenig zuschnürt, und ich hole einmal tief Luft.
    Rob sieht mich nur an. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Es ist idiotisch, so etwas zu ihr zu sagen. Ich habe dir gesagt, dass ich dich liebe.«
    »Ja, Hope, was, einmal im Jahr?«
    Ich wende den Blick ab; ich will dieses Gespräch nicht schon wieder führen. »Was bist du, eine unsichere Teenagerin?«, murmele ich. »Wolltest du etwa auch, dass ich dir eine Beste-Freunde-Halskette schenke?«
    Er blickt nicht amüsiert. »Ich will nur nicht, dass unsere Tochter mir die Schuld an unserer Scheidung gibt.«
    »Das heißt, die Scheidung hatte nichts mit der Affäre zu tun, die du mit dem Mädchen aus dem Macy’s in Hyannis hattest?«
    Rob seufzt. »Wenn ich mich zu Hause emotional erfüllt gefühlt hätte …«
    »Ach, dann hast du also emotionale Erfüllung gesucht, als du angefangen hast, mit einer Zweiundzwanzigjährigen zu schlafen«, sage ich. Ich hole einmal tief Luft. »Weißt du, ich habe es nie für angebracht gehalten, Annie von deiner Affäre zu erzählen. Das geht nur dich und mich etwas an. Sie weiß nicht, dass du fremdgegangen bist, da ich nicht glaube, dass sie ihren Vater in diesem Licht sehen sollte.«
    »Wie kommst du denn auf die Idee, dass sie es nicht weiß?«, fragt er, und für einen Moment verschlägt es mir die Sprache.
    »Soll das etwa heißen, sie weiß es?«
    »Ich sage nur, dass ich versuche, aufrichtig zu ihr zu sein. Ich bin ihr Dad, Hope. Das ist mein Job.«
    Ich halte eine Minute inne, um zu verdauen, was er mir soeben gesagt hat. Ich hatte gedacht, ich würde sie – und ihre Beziehung zu ihrem Vater – schützen, indem ich sie da nicht hineinzog.
    »Was hast du ihr erzählt?«, frage ich.
    Er verzieht keine Miene. »Sie hat nach der Scheidung gefragt. Ich habe ihre Fragen beantwortet.«
    »Indem du mir die Schuld gegeben hast.«
    »Indem ich ihr erklärt habe, dass nicht alles so einfach ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.«
    »Und das heißt? Dass ich dich dazu getrieben habe fremdzugehen?«
    Er sieht mich ausdruckslos an. »Deine Worte, nicht meine.«
    Ich balle die Fäuste. »Das geht nur dich und mich etwas an, Rob«, sage ich mit bebender Stimme. »Lass Annie aus dem Spiel.«
    »Hope«, sagt er, »ich versuche nur zu tun, was am besten für Annie ist. Ich mache mir ernsthaft Sorgen, sie könnte so wie du und deine Mutter werden.«
    Die Worte tun mir körperlich weh. »Rob …«, beginne ich. Aber es kommen keine anderen Worte nach.
    Einen Augenblick später zuckt er noch einmal mit den Schultern. »Dieses Gespräch haben wir doch schon tausendmal geführt. Du weißt, wie ich mich fühle. Ich weiß, wie du dich fühlst. Deswegen haben wir uns scheiden lassen, schon vergessen?«
    Ich nehme seine Worte gar nicht zur Kenntnis. Ich will sagen, dass seine Langeweile der Grund für unsere Scheidung war. Er war unsicher geworden. Er wurde emotional bedürftig. Er wurde von einer dämlichen Zweiundzwanzigjährigen mit Beinen bis zum Hals angebaggert.
    Aber ich weiß, dass seine Worte auch ein Körnchen Wahrheit enthalten. Je mehr ich fühlte, wie er mir entglitt, desto mehr zog ich mich in mein Schneckenhaus zurück, anstatt an ihm festzuhalten. Ich schlucke die Schuldgefühle hinunter.
    »Kein Make-up«, sage ich entschieden. »Nicht zur Schule. Das gehört sich nicht. Genauso wenig, wie es sich gehört, die Details unserer Scheidung mit ihr zu erörtern. Das ist zu viel für eine Zwölfjährige.«
    Rob macht den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber ich hebe eine Hand. »Ich bin hier fertig, Rob«, sage ich, und diesmal bin ich es wirklich. Wir sehen uns noch eine Minute schweigend an, und ich frage mich, ob er wie ich das Gefühl hat, dass wir einander gar nicht mehr kennen. Es scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit ich mich ihm für immer versprochen habe. »Hier geht es nicht um mich und dich«, sage ich. »Hier geht es um Annie.«
    Ich gehe, bevor er etwas erwidern kann.
    Ich bin auf dem Weg nach Hause,

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