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Solange am Himmel Sterne stehen

Solange am Himmel Sterne stehen

Titel: Solange am Himmel Sterne stehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Harmel
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schon, dass ich manchmal vergesslich werde.« Sie hält einen Augenblick inne. »Hast du mir das Sterntörtchen mitgebracht?«, fragt sie mit einem Blick auf die weiße Bäckereitüte in meiner Hand. Ich nicke und reiche sie ihr. »Danke, Liebes«, sagt sie.
    »Gerne«, sage ich langsam.
    Sie neigt den Kopf zur Seite. »Heute, Hope, fühlt sich alles klar an. Annie und ich haben uns eben ganz reizend unterhalten.«
    Ich sehe hinüber zu Annie, die mit nervöser Miene auf der Kante von Mamies Sofa kauert. Sie nickt zustimmend.
    »Aber jetzt willst du an den Strand gehen?«, frage ich Mamie zögernd. »Es ist, äh, ein bisschen kalt zum Schwimmen.«
    »Ich habe ja auch nicht vor zu schwimmen«, sagt sie. »Ich will den Sonnenuntergang sehen.«
    Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. »Aber die Sonne geht erst in knapp zwei Stunden unter.«
    »Dann haben wir ja genug Zeit, um dorthin zu kommen«, sagt sie.
    Eine halbe Stunde später, nachdem Annie und ich Mamie in eine warme Jacke gepackt haben, sind wir drei unterwegs zum Strand bei Paines’s Creek, was mein Lieblingsort war, um die Sonne am Horizont versinken zu sehen, als ich auf der Highschool war. Es ist ein stiller Strand, am westlichen Rand von Brewster gelegen, und wenn man vorsichtig über die Felsen hinaussteigt, die an der Stelle ins Wasser ragen, wo sich der Fluss in die Bucht von Cape Cod ergießt, hat man eine fantastische Sicht auf den westlichen Himmel.
    Auf Annies Vorschlag hin halten wir unterwegs bei Joe’s Dockside , einem kleinen Restaurant, das es am Cape noch länger gibt als unsere Familienbäckerei. Wir holen uns ein paar Hummerbrötchen und Pommes frites. Im Sommer kommen die Leute von sehr weit her und stellen sich eine Dreiviertelstunde an für Hummerbrötchen zum Mitnehmen. Aber um fünf Uhr nachmittags an einem Donnerstag in der Nebensaison sind wir zum Glück die Einzigen hier. Annie und ich hören ungläubig zu, wie Mamie, die sich einen Käsetoast bestellt – sie hat sich aus Hummer noch nie etwas gemacht –, uns in völlig klaren Worten erzählt, wie sie und mein Großvater zum ersten Mal mit meiner Mutter hierherkamen, als sie ein kleines Mädchen war. Sie sagt, Josephine habe gefragt, warum die Hummer denn so dumm seien, zu Joe’s hochzuschwimmen, wenn sie doch wüssten, dass sie hier als Sandwiches enden könnten.
    Wir erreichen den Strand in dem Augenblick, als sich die Ränder des Himmels flammend rot zu verfärben beginnen. Über der Bucht steht die Sonne tief am westlichen Horizont, und die Wolkenfetzen am Himmel versprechen einen wunderschönen Sonnenuntergang. Einander untergehakt schlendern wir drei langsam den Strand hinunter, Annie an Mamies linker Seite und ich an ihrer rechten, einen Liegestuhl unter den anderen Arm gesteckt.
    »Alles okay, Mamie?«, fragt Annie sanft, als wir etwa auf halbem Weg den Strand hinunter sind. »Wir können kurz stehen bleiben und uns ausruhen, wenn du willst.«
    Mein Herz macht einen Satz, als ich meine Tochter ansehe. Sie schaut Mamie mit einem solch besorgten, liebevollen Blick an, dass mir auf einmal klar wird, dass das, was im Moment mit ihr los ist, wirklich nur eine Phase ist. Das hier ist die Annie, die ich kenne und liebe. Das heißt, ich habe nicht alles vermasselt. Das heißt, meine Tochter ist noch immer dieselbe anständige Person, die sie im Grunde ihres Herzens immer gewesen ist, auch wenn sie mich im Augenblick hasst.
    »Alles in Ordnung, Liebes«, erwidert Mamie. »Ich will oben auf den Felsen sein, bevor die Sonne untergeht.«
    »Warum denn?«, fragt Annie einen Augenblick später leise.
    Mamie schweigt so lange, dass ich fast schon glaube, sie hat Annies Frage gar nicht gehört. Aber schließlich erwidert sie: »Ich will mich an diesen Tag erinnern, an diesen Sonnenuntergang, diese Zeit mit euch beiden. Ich weiß, dass ich nicht mehr viele solcher Tage haben werde.«
    Annie sieht mich besorgt an. »Aber sicher wirst du das, Mamie«, sagt sie.
    Meine Großmutter drückt meinen Arm, und ich lächele sie sanft an. Ich weiß, was sie sagen will, und es bricht mir das Herz, dass es ihr bewusst ist.
    Sie wendet sich an Annie. »Danke für dein Vertrauen«, sagt sie. »Aber manchmal hat Gott andere Pläne.«
    Annie scheint verletzt von diesen Worten. Sie wendet den Blick ab, starrt in die Ferne. Ich weiß, dass die Wahrheit allmählich zu ihr durchdringt, und dabei wird mir schwer ums Herz.
    Schließlich erreichen wir die Felsen, und ich klappe den Stuhl auf, den ich mir

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