Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Ist wahre Liebe nicht die, bei der man alles stehen und liegen lässt und es nichts Wichtigeres mehr zu geben scheint? Wieso kann ich das mit Sarah nicht mehr leben? Während mir eine Träne aus dem Auge kullert, schlafe ich leise ein.
Kapitel 5
Fast fertig. Nur noch die Schattierungen von dem Stuhl. Ich fühle mich seit einigen Tagen wieder ganz fit. Male Bilder, werde heute Mittag eine Wohnung besichtigen und Daniel existiert so gut wie nicht mehr. Wie schön das Leben doch sein kann. Vor einer Stunde hat mich sogar ein Interessent angerufen, und er möchte, dass ich ein Gemälde für ihn male. Das Foto dazu möchte er mir vorab schicken. In zwei, drei Wochen wird er es bewundern können.
Vorerst habe ich beschlossen, dass es keine Männer mehr geben wird, bis sich mein Leben wieder völlig normalisiert hat. Seit dem Theaterstück kann ich kaum noch an was Anderes denken als an den charmanten Mann mit dem schönen Lächeln und den meeresblauen Augen. Das muss aufhören. Alleine schon deshalb, weil ich ihn wahrscheinlich sowieso nicht mehr wiedersehen werde, und außerdem, selbst wenn ich ihn wiedersehen sollte, wie groß sind schon meine Chancen bei einem vielleicht verheirateten Mann? Heute musste ich mal nicht mehr so oft an ihn denken und deshalb geht es mir wieder etwas besser. Männer sind tabu.
So, mein Bild, an dem ich die ganze Zeit über gearbeitet habe, ist fertig. Ich bin sehr stolz darauf. Dieses Bild zeigt eine Abendstimmung in Venedig, als ich vor zwei Jahren dort war. Eine Terrasse aus Holz, ein Tisch mit Mosaikfiguren darauf und ein zerbrechlicher Holzstuhl. Dahinter ein paar Sträucher. Weiter weg gedeiht wieder ein kräftiges Grün und aus der Ferne ist ein riesiger Ginkgobaum zu erkennen, den ich ganz klein mit auf das Bild gemalt habe. Wenn es getrocknet ist, werde ich es im Schlafzimmer so aufhängen, dass, wenn ich morgens aufwache, die Sonne direkt auf das Bild scheinen kann und ich mich für ein paar Minuten so fühle, als wäre ich an diesem Ort.
Meine Schuhe habe ich bereits angezogen. Noch einmal durchkämmen und schon kann es losgehen. Gerade als ich aus der Wohnung bin, klingelt mein Handy. Ich bin total aufgeregt. Es ist jemand von der Wennington-Gallerie. Sie haben Interesse an einigen Bildern von mir. Es geht wieder bergauf, ich hatte es geahnt. Ich könnte den Zug nehmen, aber heute entscheide ich mich, zu Fuß zu gehen. Bis zu der neuen Wohnung ist es circa eine halbe Stunde. Es wird mir gut tun und außerdem kann das Wetter heute nicht schöner sein.
Das Badezimmer ist ein wenig zu klein. Außerdem gefallen mir diese grünen Kacheln nicht. Aber der Rest ist einfach wunderbar. Ein Zimmer könnte ich alleine für das Malen benutzen. Ein Zimmer würde mein Büro werden und das andere mein Schlafzimmer. Ich habe sogar noch ein Zimmer. Aus ihm könnte ich ein abgefahrenes Kreativzimmer machen. Alles bunt und schräg. Dort kämen nur die schrillsten Bilder von mir hinein. Der Preis stimmt auch. Die Wohnung wäre sogar etwas billiger als meine jetzige. Nun stehe ich dem Makler direkt gegenüber und er reicht mir seine Hand, um sich zu verabschieden.
„Sie können gerne ein, zwei Nächte darüber schlafen“, meint er.
Wieso noch mal darüber schlafen? Ich möchte aus der anderen Wohnung weg und ich weiß, dass ich keine bessere so schnell finden werde.
„Ich nehme sie“, sage ich kurz entschlossen.
„Sie sind aber schnell. Sind Sie sich sicher?“, fragt er. „Absolut. Wo kann ich unterschreiben?“
Anstatt von mir eine Unterschrift zu verlangen, gibt er mir ein großes Formular und meint:
„Das ist die Firma, bei der Sie sich melden müssen. Die vermieten diese Wohnungen.“
Katner & Co. Company. Das scheint eine große Firma zu sein, bei der großen Mitarbeiterzahl, die darauf angegeben ist.
„Okay, ich melde mich bei denen“, sage ich ihm und verabschiede mich dankend. Den Weg zurück genieße ich in vollen Zügen und höre den Vögeln bei ihrem Gezwitscher zu.
Zu Hause angekommen, setze ich mich, nachdem ich mir eine Tasse Tee gemacht habe, gemütlich in die Couch und möchte noch einmal das Formular der Firma, die meine Wohnung vermietet, durchlesen. Katner & Co. Diese Firma hat ihren Sitz nicht weit von hier. Das sind vielleicht 10 bis 15 Kilometer. Aha ein Finanzdienstleistungsunternehmen, das auch Wohnungen verkauft und vermietet. Es ist 11:26 Uhr. Da werde ich doch bestimmt noch jemanden telefonisch erreichen.
„Katner & Co. Company. Sie sprechen mit
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