Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Chaot.“
„Es ist nicht schlimm. Der, der die Wohnung nimmt, möchte sogar sofort einziehen. Das heißt, ich muss schnellstmöglich raus. Lea, würdest du mir bei meinem Umzug helfen?“
„Derek. Ich könnte dich erwürgen, weißt du das? Zuerst helfe ich dir dabei, alle Möbel hineinzuschleppen, und jetzt sollen wieder alle raus. Und nur, weil du irgendwo eine Frau kennengelernt hast und zu ihr ziehen möchtest. Ihr kennt euch doch erst seit ein paar Wochen. Bist du dir sicher, dass das die richtige Entscheidung ist?“
„Lea, du weißt wie unberechenbar ich bin. Ich kann einfach nicht anders. Wenn es mit mir und ihr nicht passt, dann bin ich wieder weg. Du kennst mich doch.“
„Allerdings, ich kenne dich. Und genau deshalb hätte ich mich gar nicht darauf einlassen sollen, dass du in meine alte Wohnung einziehst. Aber was soll es. Jetzt ist es so und ich werde dir gerne wieder helfen.“
„Du bist ein Schatz. Hast du morgen Zeit?“
„Natürlich. Morgen Nachmittag um 14 Uhr?“
„Kannst du morgen früh kommen?“
„Nein, Derek, wirklich nicht. Morgen früh muss ich in die Galerie.“
„Na gut. Mein Nachmieter wird irgendwann mittags auch da sein. Er möchte seine Sachen dann einräumen und rechnet damit, dass ich bis mittags alles draußen habe. Aber was soll es. Wir werden uns schon nicht in die Quere kommen. Bis morgen Lea.“
„Bis morgen Derek.“
Kopfschüttelnd lege ich den Hörer auf. Immer wieder wundere ich mich über ihn, obwohl ich ihn längst kennen sollte. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Chaot. Ständig hat er eine neue Beziehung und schwebt im siebten Himmel. Ist die Beziehung dann erst einmal vorbei, sitzt er im tiefsten Loch und möchte sofort alles verändern. Dazu gehören auch ständige Wohnortwechsel. Sein Glück ist, dass er an keinen Arbeitsplatz gebunden ist. Er jobbt mal hier, mal da und verkauft Antiquitäten im Internet. In unserer Jugendzeit waren Derek und ich ein Paar. Wir schafften es ganze zwei Monate. Danach war uns beiden klar, dass wir nicht für einander bestimmt waren. Unsere Freundschaft allerdings wuchs, und mittlerweile haben wir mindestens einmal im Monat Kontakt. Er ist wie ein Bruder für mich, den ich nie hatte. Als Einzelkind habe ich mir immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht. Nun gibt es Derek und Anna. Sie sind wie eine Familie für mich.
Ich werde meine Wohnung nicht mehr verlassen. Wieso macht er das? Sucht dieser Mann etwa mich? Es ist schon der dritte Tag, an dem er die Straße hoch und runter läuft, und das immer zur selben Zeit. Wenn er zu mir möchte, wieso klingelt er nicht einfach? Ich fühlte mich auf dem besten Weg, ihn zu vergessen, vor allem seit ich seiner Frau begegnet bin und mir klar wurde, dass ich ihr so was nicht antun kann. Doch jetzt scheint er mir aufzulauern. Aber wieso läuft er oft an meiner Wohnung vorbei, ohne einmal bei mir vorbeizuschauen? Vielleicht sucht er ja gar nicht mich und ich bilde mir das alles nur ein. Am Fenster sitzend beobachte ich diesen gutaussehenden Mann. Diesen Noah Hillings. Ich stelle mir vor, wie ich reagieren würde, wenn er an meiner Türe klingelt. Mein Herz würde stehenbleiben. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall fällt es mir verdammt schwer, diesen Mann zu vergessen, wenn er ständig vor meiner Nase herumtanzt. Vielleicht sollte ich einfach mal rausgehen und ihn begrüßen. Ich würde so tun, als wäre es völlig normal, ihn wieder zu sehen, und lasse mir nichts von meinen Gefühlen ihm gegenüber anmerken und auch nichts davon, dass ich weiß, dass er mich gesucht hat. Schnell verwerfe ich diesen Gedanken wieder, denn ich schaffe es einfach nicht. Mein Herz schlägt jetzt schon viel zu schnell und meine Hände zittern. Wieso haust du nicht einfach ab?
Es ist 13:51 Uhr. Ich sollte mich beeilen, damit ich pünktlich bei Derek bin. Der Zug fährt um 14:56 Uhr ab. Ein paar Minuten wird er auf mich warten müssen. Warum mache ich mir eigentlich Gedanken? Derek würde nach zwei Stunden Verspätung immer noch denken, gut in der Zeit zu liegen. Nach drei Haltestellen und 15 Minuten später ist es 14:12 Uhr und ich bin da. Zu Fuß brauche ich noch zehn Minuten. Es ist eine blöde Angewohnheit, immer nervös zu werden, wenn ich zu spät bin. Eigentlich bin ich überpünktlich, aber in letzter Zeit fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Nun ist es 14:25 Uhr.
„Hallo Derek. Entschuldige meine Verspätung.“
„Hallo Lea. Hast du dich verspätet? Oh, das habe ich gar
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