Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
Vielleicht wollte sie Ihnen noch davon erzählen. Ich habe leider keine Zeit mehr. Auf Wiedersehen“, entgegne ich ihm kurz und mache mich mit schnellen Schritten davon. Der Mann schaut mir, mit meiner Visitenkarte in der Hand, verdutzt hinterher.
Sofort mache ich mich auf den Weg zu Franziska Leier, Hornberg 7a. Ich klingele und sogleich macht eine Frau die Türe auf.
„Hallo?“
„Hallo, darf ich fragen, ob Sie Frau Franziska Leier sind?“ Stirnrunzelnd und unsicher nickt sie leicht.
„Ja, und wieso möchten Sie das wissen?“
„Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich suche jemand anderes. Aber vielen Dank“, gebe ich ihr zur Antwort und mache mich wieder davon. Als ich mich umdrehe, steht sie noch immer mit tausenden Fragen im Gesicht an der Türe. Für Erklärungen habe ich jedoch keine Zeit. Es muss schnell gehen. Ich möchte endlich diese Frau finden.
Hanna Borosky, Leimengraben 24. Hier bin ich. Falls es die erste mit ihrer Familie nicht war, dann muss es sie sein. Es ist ein Mehrfamilienhaus. Niemand öffnet. Ich werde ihr meine Visitenkarte hinterlassen, mit einem Vermerk:
„Ruf mich bitte an.“
Zu Lea Aurelius muss ich ja wohl nicht gehen. Mit ihr habe ich schon oft zu tun gehabt und ich hätte doch ihre Stimme erkannt. Nein, ausgeschlossen, sie ist es nicht.
Es ist 15:23 Uhr und ich bin wieder zurück im Büro. Auf meinem Schreibtisch lese ich eine Nachricht von Katner:
„Das wird ein Nachspiel haben.“
Okay, zumindest weiß ich jetzt, dass er den Termin übernommen hat. Mein Handy klingelt. „Hillings, guten Tag!“ „Ja, guten Tag, hier spricht Hanna Borosky. Ich sollte Sie zurückrufen?“
Als sie ihren Namen ausspricht, merke ich bereits, dass es niemals die Frau sein kann, nach der ich suche. Von der Stimme her ist sie bestimmt um die siebzig. Auf jeden Fall handelt es sich um eine ältere Dame.
„Guten Tag, hallo. Genau, ich wollte Sie sprechen. Es geht um eine Finanzberatung und ich würde sie Ihnen gerne vorstellen. Ich hätte sehr großes Interesse an einem Termin mit Ihnen. Geht es Ihnen auch so?“, frage ich scherzhaft und denke mir dabei, das wäre ja der Hammer, wenn sie auf so eine Ansage anspringt.
„Das ist aber nett. Wissen Sie, heutzutage kümmert man sich ja nicht mehr um ältere Menschen. Ich lasse mich von Ihnen sehr gerne beraten, Sie machen auf mich einen aufrichtigen und seriösen Eindruck.“ Ich glaube, ich spinne. Noch nie war es so einfach, einen Termin an Land zu ziehen.
„Aber natürlich, dann vereinbaren wir doch gleich einen Termin. Frau Borosky, nächste Woche, Donnerstag, hätte ich einen freien Termin für Sie. Wäre 15:30 Uhr für Sie in Ordnung?“
„Wissen Sie, ich bin Rentnerin. Zeit spielt mittlerweile eine sekundäre Rolle. Um 19 Uhr möchte ich nur meine Soaps anschauen, und wenn das geht, bin ich dabei.“
„Ich werde alles dafür tun, dass Sie um 19 Uhr wieder ungestört vor Ihrem Fernsehapparat sitzen können.“ Eine charmante Frau, denke ich mir. Plötzlich kommt Katner in mein Büro hineingestürmt.
„Noah! Was sollte das heute Mittag? Erst die kuriose Schlüsselübergabe, dann das seltsame Abtauchen kurz vor einem Kundentermin. Was ist los mit dir? Da geht doch was vor sich?!“
„Es ist alles gut, Katner. Sogar sehr gut. Bald habe ich das erreicht, wonach ich schon lange gesuchte habe, und außerdem habe ich soeben einen neuen Kunden an Land gezogen.“
„Gut. Das ist sehr gut. Aber was meinst du mit, du hast es bald erreicht? Wovon redest du? Was erreicht?“
„Katner, du solltest dich besser beruhigen. Wenn du weiterhin so aufbrausend bist, bekommst du noch einen Herzinfarkt.“
„Du machst mich wahnsinnig, Noah“, schreit er mir nach, während er die Türe hinter sich zuknallt und mich alleine im Büro zurücklässt. Den Hörer noch in der Hand von dem Gespräch mit Frau Borosky muss ich siegessicher lächeln, denn nun weiß ich, wer auf der Liste der 4 Damen noch übrig bleibt.
Es ist Daniela Werding.
Sogleich muss ich an ihren Ehemann denken und ein mulmiges Gefühl steigt in meiner Magengegend auf.
Es ist 19:32 Uhr. Meine Termine sind schon seit zwei Stunden fertig, doch möchte ich noch nicht nach Hause. Ich möchte auf den Anruf von Daniela Werding warten und hoffe so sehr, dass ihr Mann ihr meine Visitenkarte gegeben hat.
„Noah, du bist ja immer noch da“, ruft Katner, nachdem er meine Türe unaufgefordert geöffnet hat.
„Hm“, sage ich beiläufig und starre auf mein Handy.
„Komm mit. Wir gehen
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