Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
vermerkt haben?“
„Ich darf keine Daten einfach so herausgeben.“
„Aber Sie haben eine Liste mit Namen?“, frage ich ganz aufgeregt.
„Ich habe natürlich eine Liste, auf der alle Kunden vermerkt sind, aber hören Sie, ich darf Ihnen nicht einfach Daten preisgeben.“
„Ich bitte Sie, schauen Sie nach, ob eine Dame vor ein paar Tagen ein einziges Kleidungsstück, nämlich die Bluse abgegeben hat.“
„Woher wollen Sie wissen, dass nur ein Kleidungsstück abgegeben wurde?“
„Glauben Sie mir, sie hat nur diese Bluse gebracht.“
Ihre skeptischen Blicke lösen sich langsam von den meinen und sie schaut tatsächlich in ihrem Computer auf der Liste nach. Nervös bewege ich mich hin und her, klopfe mit den Fingern auf dem Tisch vor mir und merke, wie mein Puls sich verdoppelt hat.
„Hm, hier sind 4 Damen vermerkt, die in den letzten Tagen ein einziges Kleidungsstück abgegeben haben.“
„Sagen Sie mir alle Namen.“
„Ich weiß nicht. Normalerweise darf ich das nicht.“
„Es ist sehr, sehr wichtig. Glauben Sie mir. Eine wird dabei sein, die ich ganz dringend sehen muss. Bei den anderen werde ich mich höflich entschuldigen und kein Sterbenswort darüber verlieren, woher ich ihre Adressdaten habe.“
Sie schaut schweigend auf den Boden und scheint über meine Worte nachzudenken. Hoffnungsvoll lasse ich meinen Blick nicht mehr von ihr.
„Bitte“, sage ich nochmals eindringlich.
Sie blickt hoch und schaut mir in die Augen.
„Herr Hillings, ich mache das nur, weil ich Sie schon seit Jahren als Kunden kenne. Wenn ich Ärger bekomme und wegen Ihnen meinen Job verliere, dann sind Sie dafür verantwortlich. Ist Ihnen das klar?“
„Ich übernehme die vollste Verantwortung und besorge Ihnen im schlimmsten Fall einen neuen Job“, sage ich aufrichtig und bin fest davon überzeugt, dass es das absolut Richtige ist, was sie gleich tun wird.
„Ich schreibe Ihnen die Namen und die Adressen der Damen auf.“
„Sie sind ein Engel“, bringe ich ihr entgegen und eine riesige Freude überwältigt mich.
„Bitteschön“, sagt sie und reicht mir den Zettel entgegen.
Ich kann nicht warten und muss ihn, noch vor ihren Augen, lesen.
Daniela Werding. Amselbrückstraße 23
Franziska Leier. Hornberg 7a
Lea Aurelius. Liliental 9a
Hannah Borosky. Leimengraben 24
Lea Aurelius? Schon wieder begegnet mir dieser Name. Welch ein Zufall, von ihr in so kurzer Zeit so viel zu hören, falls es sich um die Lea Aurelius handelt, die ich meine. Sie werde ich wegen der Bluse bestimmt nicht belästigen. Es ist also Daniela, Franziska oder Hannah.
„Hören Sie, vielen Dank für Ihre Hilfe.“
„Nichts zu danken. Können Sie denn etwas mit diesen Namen anfangen?“
„Ja, zumindest weiß ich, dass es eine von dreien ist. Eine kenne ich, sozusagen. Sie müsste jetzt in der Bahnhofstraße wohnen, denn aus der Wohnung im Liliental ist sie ausgezogen. Dort werde ich einziehen, wenn alles klappt. Auf alle Fälle ist es diese Frau nicht.“
Nun stehe ich vor der Wohnung in der Amselbrückstraße 23, Daniela Werding. Nach mehrmaligem Klingeln öffnet immer noch niemand. Auf der Klingel steht „Familie Werding“. Ist sie etwa verheiratet? Hinter dem Haus steht eine Schaukel und ein Sandkasten. Sie hat Kinder. Vielleicht ist sie es ja nicht. Und wenn doch? Meine Hände zittern. Zu wissen, dass ich sie gleich sehen werde, macht mich ganz verrückt. Ich mache auf der Treppe kehrt und möchte gehen, als plötzlich ein Auto in die Hofeinfahrt gefahren kommt. Langsam gehe ich weiter und versuche zu erkennen, wer in dem Auto sitzt. Es ist ein Mann. Besser, ich gehe jetzt. „Hallo? Wollten Sie zu uns?“
„Äh, ja, also, zu Ihrer Frau.“
„Was möchten Sie von ihr? Kann ich ihr etwas ausrichten?“ Mir wird es ganz heiß und kalt. Mit nervösen Blicken schaue ich umher und es fällt mir kein Wort ein, was ich ihm sagen könnte.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ fragt mich der Mann verunsichert.
„Ihre Frau. Ich meine, hier ist meine Visitenkarte. Sie soll sich bitte bei mir melden.“
„Und darf ich fragen wieso?“
„Es geht um einen Finanzierungsvorschlag.“
„Einen Finanzierungsvorschlag? Und das bespricht meine Frau mit Ihnen? Für Finanzen bin ich zuständig. Worum geht es hier?“ Ich fühle mich allmählich in die Ecke gedrängt und meine Kehle wird immer enger. Ich hätte sofort abhauen sollen, als ich das Schild mit der Familie las.
„Ihre Frau weiß, worum es geht, sobald sie mich anruft.
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