Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
als wäre die Verbindung ganz abgebrochen. Vorsichtshalber schalte ich mein Handy ganz aus, bevor sie mich wieder versucht anzurufen.
„Herr Hillings, Ihr Arbeitszeugnis ist ausgezeichnet. Gerne würden wir Sie als unseren neuen Mitarbeiter begrüßen dürfen.“ Herr Aleks reicht mir seine Hand und ich schlage ein. „Sehr gerne“, entgegne ich ihm.
In den letzen Tagen habe ich mir ausreichende Informationen über diese Bank eingeholt und die Konditionen sind für mich nicht schlecht. Ich erhalte monatlich ein festes Gehalt und arbeite zusätzlich auf Provisionsbasis. Außerdem gibt es genug deutschsprachige Kunden, was nicht heißen soll, dass ich diese Sprache – Italienisch – nicht lernen möchte. Wenn ich mich erst einmal etwas eingelebt habe, werde ich einen Italienisch-Kurs beginnen. Soeben erhalte ich von Alfredo eine SMS. Er teilt mir mit, wo das Fest heute Abend stattfindet. Dorthin zu kommen wird mit einem Taxi kein Problem sein, und irgendwie freue ich mich auf den heutigen Abend und die vielen Menschen, die ich kennenlernen werde.
Mein Anzug sitzt perfekt und in ein paar Minuten kann ich das Taxi bestellen. Als ich gerade meine Armbanduhr anlege, klingelt mein Handy. Es ist Katner und als ich seinen Namen auf dem Display erkenne, steigt eine große Wut in mir auf, denn sofort erinnere ich mich daran, was Sarah mir erzählt hat – er kommt sie jeden Abend besuchen, was für ein großer Heuchler. Es hört nicht auf zu klingeln und nach langem Hin und Her nehme ich schließlich doch ab.
„Katner, was willst du?“, sage ich in einem wütenden Tonfall. „Noah? Das ist ja mal eine Begrüßung. Zur Abwechslung melde ich mich mal.“
„Du brauchst dich bei mir nicht zu melden.“
Jetzt herrscht Stille zwischen uns und ich koche innerlich. Er kann von großem Glück sprechen, dass er jetzt nicht vor mir steht.
„Läuft es in Venedig nicht gut?“, fragt er sehr verunsichert. „Doch, doch, hier läuft es prima. Bei euch auch, wie ich gehört habe.“
„Was meinst du damit, Noah?“, fragt er, fast wieder in seinem gewohnten, harten Tonfall.
„Wie geht es Sarah?“
„Wieso interessiert dich das?“
„Katner, wieso rufst du mich an? Dass du kein Freund bist, das hast du mir bewiesen, und weißt du was? Du warst schon immer ein riesengroßes Arschloch, das sich immer eingebildet hat, mit mir eine Freundschaft zu haben. Ich habe immer mitgespielt, weil du es anders nicht verdient hast.“
„Das sind ja große Worte, Noah. Geht es um Sarah?“
„Nein, Katner, es geht um deine Großmutter, wen denn sonst?“
„Okay, du bist eifersüchtig.“
„Lasse nie wieder etwas von dir hören und bete darum, dass du mir nicht begegnen wirst.“
„Noah, jetzt hör mal, du gehst eindeutig zu weit …“
„Ach ja? Und wie weit bist du gegangen?“, frage ich, als plötzlich eine lange Pause eintritt. Gerade als ich auflegen möchte, höre ich Katner sagen: „Wir haben miteinander geschlafen. Noah, ich wollte es dir sagen …“
„Lebe wohl, du kleinkariertes Arschloch“, ist das Letzte, was ich sage, und lege auf. Meine Hände zittern und mein Herz sprengt mir beinahe den Brustkorb. Sarah hätte jeden haben können, aber Katner …? Nicht einen Menschen, der nichts von Frauen hält und sie nur benutzt. Sarah hat ihn doch all die Jahre auch kennengelernt. Was ist nur in sie gefahren? Hoffentlich ist es nur eine vorübergehende Affäre und sie findet einen anderen, einen besseren Mann.
Mittlerweile ist fast eine Stunde vergangen und beinahe hätte ich mich anders entschieden und wäre nicht mehr auf das Fest von Alfredo und seiner Frau gegangen. Den heutigen Abend möchte ich mir aber nicht von diesem Katner versauen lassen, weshalb ich das Taxi rufe.
Es ist 20:38 Uhr und endlich bin auch ich da. Alle Gäste sind bereits eingetroffen und ich schleiche mich an allen unbemerkt vorbei. Einige schauen mich skeptisch an und manche begrüßen mich, als kennten sie mich schon längst. Auf der Bühne spielt eine Band, doch tanzt noch niemand. Alfredo habe ich noch nicht gesehen. Die Bänke sind alle voll, und als ein Bandmitglied eine Rede von Alfredo ankündigt, bleibe ich gerade dort stehen, wo ich bin – unter einem großen Lindenbaum. Es tut gut, am Baum angelehnt zu stehen, irgendwie kann ich hier alles fallen lassen, was mich in letzter Zeit bewegt hat – vor allem das mit Lea und jetzt noch das mit Katner und Sarah.
Hier und jetzt beginnt mein neues Leben. Alfredo hetzt auf die Bühne und
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