Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
erst gestern Abend habe ich mit ihm telefoniert.“
„Hast du öfters mit ihm Kontakt?“, frage ich.
„Ab und zu. Wieso fragst du?“
„Nur so, immerhin kennt er ja noch nicht allzu viele Leute hier. Sag mal, Alfredo, kennst du eine Katner Company?“, frage ich ihn, als mir das blaue Formular einfällt.
„Wen? Katner? Diese Firma aus Deutschland?“
„Ja genau. Du kennst sie also?“
„Mittlerweile weiß ich von ihr, da ich von jedem Deutschen gefragt werde, ob ich sie kenne.“
„Wirklich? Und Noir, ist er ein Mitarbeiter von denen?“
„Das weiß ich nicht. Ich habe vergessen was er beruflich macht. Aber diese Firma muss in Deutschland sehr beliebt sein oder?“
„Ich wusste bis vor kurzem auch noch nichts von ihr.“
„Noir hat mich auch schon über dieses Unternehmen ausgefragt. Ob ich es kennen würde und so weiter. Aber, Lea, ich möchte wirklich nicht über diese Firma sprechen, in Ordnung?“
„Natürlich“, erwidere ich und frage mich, was Noir mit der Katner Company zu tun hat. Bestimmt werde ich ihn heute sehen und werde dann endlich einmal mit ihm sprechen können.
Die Bänke sind voll und die Musik spielt bereits. Alfredo wirft mir einen vorwurfsvollen Blick entgegen.
„Ja, ja, ich weiß“, entgegne ich ihm und kneife ihn in den Arm. Die Gäste erblicken uns allmählich und begrüßen uns herzlich. Über die Hälfte von ihnen kenne ich noch nicht. „Piacere di conoscerti“, begrüßt mich einer von Alfredos Leuten.
„Buona sera“, antworte ich verlegen und verstehe nicht, was mir dieser Mann im braunen Anzug und glatt zurückgekämmten Haaren damit sagen wollte.
„Er meinte, schön dich kennen zu lernen“, flüstert Alfredo mir ins Ohr. Oh je, das wird ein Abend werden. Alle sprechen italienisch und ich verstehe so gut wie kein Wort. Nur in langsamen Schritten kommen wir voran, denn bei jeder Person bleiben wir stehen und begrüßen sie. Alfredo stellt mich jedem vor und sie freuen sich alle, mich kennenzulernen. Sehr herzliche Menschen, denke ich mir. Leider ist die Sprache eine große Barriere. Das ist Grund genug, um sie endlich zu erlernen.
„Alfredo, ich glaube, ich werde mich zu einem Italienisch-Kurs anmelden.“
„Gute Idee“, flüstert er mir entgegen und muss dabei lachen.
Mittlerweile ist fast eine Stunde vergangen und wir haben immer noch nicht alle begrüßt. Da fällt mir ein, dass irgendwo Noir Heiling sein muss. Der Einzige hier wahrscheinlich, mit dem ich deutsch sprechen könnte. Abgesehen von Alfredo natürlich. Alfredo hat eine deutschstämmige Großmutter und von ihr hat er von Kindesbeinen diese Sprache gelernt. Mit ihr durfte er auch nur deutsch sprechen. Er hat gemeint, jetzt wüsste er, wozu er diese Sprache lernen musste.
„Komm, wir gehen aufs Podium und ich halte eine kurze Rede“, sagt Alfredo und zerrt mich mit.
„Aber wir haben doch noch nicht alle begrüßt“, sage ich. „Dazu bräuchten wir noch eine Stunde. Die Leute möchten jetzt tanzen.“
Auf dem Podium wird es mir ganz mulmig bei den vielen Leuten. Alle starren auf uns und Alfredo spricht zu allen auf Italienisch. Leider verstehe ich kein Wort und weiß nicht, was er gerade über uns erzählt. Manchmal höre ich von den Leuten ein „Oh“ und dann wieder ein „Ah“ und plötzlich klatschen alle. Sie schauen auf mich und nicken mir bestätigend zu. Ich nicke verlegen zurück und würde am liebsten im Erdboden versinken.
„Alfredo, was sagst du ihnen?“, frage ich ihn mit zusammengekniffenen Lippen und ziehe an seinem Hemd.
„Und damit es alle hier Anwesenden verstehen, sage ich noch einmal alles auf Deutsch“, sagt Alfredo und dreht sich zu mir um.
„Liebe Lea, ich habe all meinen Leuten von uns erzählt. Von unserer Liebe, dass wir zusammen wohnen, ein Leben zusammen planen und dass wir bald heiraten werden.“
Wieder applaudieren die Leute, obwohl sie dieses Mal nichts verstanden haben.
„Wie schön“, sage ich ihm und dann küsst er mich vor allen. „Lea, würdest du mir den ersten Tanz widmen?“, fragt mich Alfredo. Ich nicke ihm zu und sogleich eröffnen wir den Tanz. Gleich darauf kommen mehrere Gäste, die zu tanzen beginnen. Es dauert nicht lange und die Bühne ist voll. Von überall her strömt ein lautes Gelächter und zufriedene Gesichter. Die Gäste tanzen, lachen und essen. Immer wieder kommt jemand zu mir und umarmt mich.
„Benvenuto nella nostra famiglia“, sagt mir ein Großonkel von Alfredo und erklärt mir, dass er mich in seiner
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