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Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

Titel: Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Albicker
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zerrt seine Frau hinter sich her. Ich glaube, dass sie keine Lust hat, auf die Bühne zu gehen. Sie beide stehen vorne, doch kann ich sie nur unscharf erkennen, da ich zu weit weg bin, und leider verstehe ich auch kein Wort, weil Alfredo alles auf Italienisch sagt. Die Frau, die neben Alfredo steht, erinnert mich sofort an Lea. Von weitem könnte ich schwören, dass sie es ist, aber von nahem sieht sie bestimmt ganz anders aus. Mittlerweile kann ich über mich selber lachen, wenn ich meine, Lea zu sehen, sie zu hören oder zu riechen. Es ist absurd, aber so etwas dauert eben. Jetzt beginnt Alfredo alles noch einmal auf Deutsch zu sagen.
    „Liebe Lea, ich habe all meinen Leuten von uns erzählt. Von unserer Liebe, dass wir zusammenwohnen, gemeinsam unser Leben planen und dass wir bald heiraten werden.“
    Hat er Lea gesagt? Es ist unmöglich und dennoch sieht sie ihr sogar verdammt ähnlich. Und trotzdem ist es unmöglich, dass es Lea ist. Sie ist doch nicht wie ich einfach so nach Venedig gegangen und heiratet irgendeinen Mann. Oder etwa doch? Gerade ist es mir ganz mulmig zumute und auch wenn ich weiß, dass das, was ich soeben gedacht habe, völlig absurd ist, muss ich herausfinden, was Sache ist. Die zwei beginnen gerade ihren ersten Tanz und einige Leute stehen auf, um ebenfalls nach vorne zu gehen und zu tanzen. So fällt es nicht auf zwischen all den Leuten, dass auch ich nach vorne gehe. Kurz vor der Bühne bleibe ich stehen und jetzt ist es so, als zerspringt mein Herz noch einmal in tausend Stücke, nachdem ich es mit großer Mühe einigermaßen zusammengeflickt habe. Es ist Lea. Augenblicklich laufen Tränen an meinem Gesicht herunter. Mein ganzer Körper schmerzt, während ich dem Glück der beiden zusehe. Sie tanzen, lachen und blicken sich immer wieder tief in die Augen. Warum ist sie überhaupt hier? Genau hier, wo ich bin, und sogar genau zu dieser Uhrzeit bei diesen Leuten? Sie hätte doch überall auf dieser Welt hingehen können und egal, in welchen Mann sie sich verliebt hätte, aber ich würde nichts davon mitbekommen. Ein großer Schwindel erfasst mich und ich kann mich nicht mehr halten, so dass ich zu Boden sinke.
    „Qual é questione con voi?… Stai bene?“
    Schummrig höre ich Wortfetzen auf Italienisch. Ob es mir gut geht, kann ich verstehen, doch kann ich nicht antworten. Ein paar Leute helfen mir, wieder aufzustehen, und stützen mich, bis ich auf einer Bank sitze.
    „Acqua?“, fragt mich jemand und hält mir ein Glas Wasser hin. Ich nehme es und trinke.
    „Alfredo, chi é?“, schreit jemand und ich verstehe, dass sie Alfredo zu sich rufen.
    „Noir? Was ist passiert?“, fragt mich Alfredo. Noch benommen schaue ich zu ihm und sage kein Wort. Wenn ich daran denke, dass es sich bei seiner Frau um Lea handelt, könnte ich explodieren.
    „Noir, sag schon? Sollen wir einen Arzt holen?“
    „Lass mich. Ich brauche niemanden. Es war ein großer Fehler, hierherzukommen“, sage ich wütend und Alfredo bleibt fragend vor mir stehen. Ich versuche aufzustehen und torkle langsam weg, denn ich will und kann nicht mehr hierbleiben. Alfredo rennt mir nach und ruft mir hinterher.
    „Warte mal, Noir, nun warte doch!“
    Als er mich eingeholt hat, packt er mich am Arm und zwingt mich, ihn anzuschauen.
    „Was ist passiert? Hat dir jemand was getan? Meine Leute sind eigentlich alle gut …“
    „Deine Leute sind es nicht. Aber deine Frau“, sage ich und eine große Wut überkommt mich, auch wenn ich weiß, dass Alfredo wahrscheinlich gar nichts dafür kann. Doch mir vorzustellen, wie er sie küsst und sie liebt, bringt mich völlig aus der Fassung.
    „Ich werde dich nicht gehen lassen, ehe du mir nicht gesagt hast, was du damit meinst, mit meiner Frau“, sagt er fordernd. „Das möchtest du nicht wissen, Alfredo.“
    „Oh doch, ich möchte wissen, was das soll. Kennst du sie?“
    „Hat sie nichts von mir erzählt?“, frage ich und Alfredo starrt mich mit offenem Mund an. „Erwähnt? Von dir? Habt ihr euch schon mal getroffen? Sie hat mir gesagt, dass sie dich noch nicht gesehen hat. Heute hätte sie dich kennenlernen wollen.“
    „Sie kennt mich schon länger. Sie kennt mich aus Deutschland.“
    „Ach ja? Davon hat sie mir gar nichts gesagt. Obwohl ich oft von dir gesprochen habe.“
    „Sie hat kein Wort erwähnt?“
    „Nein, gar nichts. Ihr seid Freunde? Oder seid ihr Feinde? Was ist los mit euch, Noir, sag es mir!“
    „Hat sie schon einmal was von der Katner Company erzählt?“,

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