Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
ich da, in einer halb verlassenen Wohnung, aus der ich auch bald wieder ausziehen werde. Ich kenne Alfredos alte Wohnung, in der nun Noah sein muss. Es trennen uns nur noch ein paar Minuten, bis wir uns wiedersehen, und egal was passiert, ob er mich noch sehen möchte oder nicht, ich werde alles versuchen, um ihm zu erklären, warum ich mich verlobt habe und so schnell aus Deutschland abgehauen bin.
Ich stehe vor der Türe von Alfredos alter Wohnung, doch Noah scheint nicht da zu sein, da er selbst nach mehrmaligem Klingeln die Türe nicht aufmacht. Gerade, als ich mich wieder davonmachen möchte, fällt mir ein, wie Alfredo damals die Türe aufgebrochen hat. Soll ich das wirklich machen? Das ist Einbruch und normalerweise würde ich so etwas nie tun. Aber ist das nicht etwas anderes? Vielleicht ist er ja doch in der Wohnung, und wenn nicht, dann hinterlasse ich ihm eine Nachricht oder warte so lange auf ihn, bis er zurückkommt. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch und zittrigen Händen wage ich es doch und breche das Türschloss, so wie Alfredo es mir gezeigt hat, auf.
Zwar brauche ich ein paar Versuche mehr, aber es hat funktioniert – ich bin drin. Obwohl ich mir dessen bewusst bin, dass ich gerade etwas Falsches getan habe, schaue ich mich in der Wohnung um. Es stehen keine Möbel herum, bis auf eine ausziehbare Schlafcouch. Ansonsten könnte man meinen, dass hier niemand wohnt. Die Küche ist blitzblank sauber und es finden sich dort weder Getränke noch Lebensmittel. Im Badezimmer hängt kein einziges Duschtuch, und auch Kosmetikartikel sucht man vergebens. Alles ist leer. Das verstehe ich nicht. Wohin hat er all sein Zeug geräumt? Gedankenverloren und völlig durcheinander setze ich mich auf die Couch und versuche nachzudenken. Noah wo bist du? Als ich meine Blicke umherschweifen lasse, sehe ich auf dem Boden einen weißen Zettel, der zusammengefaltet in einer Ecke liegt. Da dieser Zettel das Einzige ist, was in dieser Wohnung abgesehen von der Couch vorhanden ist, fällt er mir sofort auf und ich kann der Versuchung, ihn zu lesen, nicht widerstehen.
„Hallo Alfredo, nach eurer Verlobungsfeier letzten Samstag sehe ich keinen Sinn mehr darin, hier in Venedig zu bleiben. Wie ich dir bereits erklärt habe, ist sie die Frau gewesen, die ich pausenlos gesucht habe und an die ich mein Herz verloren habe, und gerade deshalb halte ich es hier nicht mehr länger aus. Wegen ihr wollte ich hier ein neues Leben anfangen und als könnte es nicht schlimmer sein, suche ich mir ausgerechnet den Ort aus, wo sie sich aufhält. Trotzdem vielen Dank, Alfredo, für deine Hilfe und deine Freundschaft. Noah.“
Er ist nicht mehr hier. Wenn du wüsstest, Noah. Hätte ich von Anfang an gewusst, wie sehr er mich liebt und wie verzweifelt er mich sucht, dann wäre das alles nie passiert. Und das alles, wegen dieser einen SMS, die von Sarah kam. Wieso habe ich ihm nicht wenigstens fünf Minuten zugehört? Nun ist er weg und jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man jemandem etwas sagen möchte, etwas erklären möchte, doch dieser Mensch ist nicht mehr greifbar, ist nicht mehr da und das alles, wegen eines Missverständnisses. Jetzt bin ich an der Reihe, ihn zu finden. Und ich werde dich finden, Noah Hillings!
Sofort rufe ich Katner an, denn es wäre möglich, dass er schon wieder in Deutschland ist.
„Katner Company, was kann ich für Sie tun?“
„Aurelius. Hallo Herr Katner.“
„Aurelius, Frau Aurelius, wenn Sie mich noch weiterhin jeden Tag belästigen, dann träume ich noch irgendwann von Ihnen. Was gibt es schon wieder?“
„Ist Noah wieder da?“
„Habe ich Ihnen nicht erst gestern erklärt, dass er in Venedig ist?“
„Ja, aber er ist nicht mehr hier. Ich dachte, dass er vielleicht wieder in Deutschland ist.“
„Selbst wenn er wieder hier sein sollte, zu mir wird er nicht mehr kommen.“
„Aber Sie kennen sich doch beide so gut.“
„Hören Sie, es geht Sie zwar nichts an, aber wenn es um Frauen geht, dann hört jede Freundschaft auf. Und deshalb brauchen Sie mich wegen Noah gar nicht mehr zu belästigen. Machen Sie es gut“, sagt er und legt einfach den Hörer auf. Als Nächstes versuche ich den Vermieter von Noahs Wohnung in Venedig ausfindig zu machen, vielleicht hat er mit Noah gesprochen. Anrufen werde ich den Vermieter aber nicht, denn dann verstehe ich gar nichts mehr. Mit dem Taxi lasse ich mich zu der Adresse des Vermieters fahren.
Dort angekommen, habe ich das Glück, dass ich ihn
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