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Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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es mit Jérôme mal nicht so läuft? Meinst du, dann haben die anderen noch Lust, sich mit dir abzugeben?«, gab Claudia zu bedenken.
    Mir war es zwar völlig egal, was meine Mutter davon hielt, dennoch tat ich so, als ob ich einlenken wollte.
    »Okay. Ich gehe zu der Party. Aber nur, wenn Jérôme auch eingeladen ist«, erklärte ich.
    Claudia hob erstaunt die Augenbrauen. »Warum sollte er das nicht sein?«
    »Das habe ich dir doch schon gesagt. Diesem Konstantin und seinen Lakaien passt Jérômes Gesicht nicht. Vielleicht liegt es auch an seiner Haarfarbe. Na ja, zum Glück sind meine genauso dunkel«, erklärte ich spöttisch.
    »Anna, entschuldige bitte, aber ich glaube, du hast dich von deinem Jérôme dermaßen einlullen lassen, dass du nicht mehr in der Lage bist, einen klaren Gedanken zu fassen.«
    Ich lachte auf. »
Einlullen?
«
    Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Anna, ich erkenne dich nicht wieder. Du wirkst so verändert …«
    Ich schaute meine Mutter einen Moment nachdenklich an und wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Konnte schon sein, dass ich mich verändert hatte. Ich war erwachsener geworden. Nicht mehr ihr kleines Anna-Schätzchen. Aber was Konstantin betraf, da war ich mir nun einmal sicher, dass ich richtiglag. Selbst wenn er nicht gerade der Hellste unter der Sonne war, es war eine Riesenfrechheit, wie er mit Jérôme umsprang.
    Claudia legte mir besänftigend die Hand auf den Arm. »Anna-Schätzchen, lass uns nicht streiten. Vielleicht gehört dieser Entwicklungsschub ja auf dem Weg zum Erwachsenwerden dazu«, versuchte sie es jetzt mit der Ich-bin-deinedich-liebende-Mutter-und-habe-für-alles-Verständnis-Tour. Aber da hatte sie mich auf dem falschen Fuß erwischt. Auf die Masche hatte ich jetzt echt keine Lust. Ich bedachte sie mit einem eisigen Blick, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich gegen die Stuhllehne zurücksinken.
    Claudia fuhr unbeirrt mit ihrer Super-Mami-Tour fort: »An deiner Stelle würde ich es so machen …« Sie stockte, sah mich nachdenklich an und wedelte mir dann mit der Hand vorm Gesicht herum. »Hallo, hörst du mir überhaupt zu?«
    Ich blinzelte übertrieben und schüttelte den Kopf. »Ähm … was hast du gerade gesagt?«
    Claudia stöhnte kummervoll auf. »Anna, Anna, langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen um dich.«
    »Du wiederholst dich. Aber bestimmt ist daran auch der böse, böse Jérôme schuld. Richtig? Hab ich die volle Punktzahl erreicht?« Trotzig streckte ich das Kinn vor und blickte ihr herausfordernd in die Augen.
    Claudia rang offensichtlich um ihre Beherrschung, denn ihre Stimme hörte sich nach jeder Menge unterdrücktem Ärger an. »Bitte, Anna. Lass uns einmal ganz vernünftig miteinander reden. So von erfahrener Frau zu junger, nicht ganz so erfahrener Frau.«
    »Alles klar, du meinst also von alter Henne zum flügge gewordenen Küken«, rutschte es mir raus. Wenn meine Mutter einen auf Wir-sind-doch-die-besten-Freundinnen machte, war es wirklich kaum zu ertragen.
    Zu meinem Erstaunen fing sie an zu lachen. »Stimmt«, sagte sie. »Wir sind zwei richtig streitsüchtige Hennen, seitdem wir aufs Land gezogen sind.«
    Nun musste ich ebenfalls grinsen, ob ich wollte oder nicht. Streitsüchtige Hennen, ja, das traf es wirklich perfekt.
    »Na gut«, gab ich schließlich nach. »Dann gelobt die jüngere streitsüchtige Henne jetzt Besserung und hört der alten Henne aufmerksam zu.«
    Meine Mutter verpasste mir einen Knuff in die Seite und lächelte.
    »Dann höre meinen Vorschlag zur Güte, Kind«, sagte sie. Ich nickte und Claudia fuhr fort: »Ich kenne deinen Jérôme noch gar nicht richtig. Wenn er zu uns kommt, dann verschwindet ihr immer gleich in dein Zimmer. Das einzige Gespräch, das ich bisher mit ihm geführt habe, ist auch nicht gerade gut gelaufen, wie du dich sicher erinnerst. Dennoch versuche ich, nicht voreingenommen zu sein. Jérôme ist ein wirklich gut aussehender junger Mann, ohne Zweifel. Aber ich möchte einfachnicht, dass du vor lauter Verliebtheit versäumst, dir hier ein eigenes Leben aufzubauen. Du hast mir selbst erzählt, dass Jérôme nur noch ein Jahr in Mahlhausen bleibt, oder?«
    Ich seufzte schwach. Natürlich hatte ich mich schon gefragt, was sein würde, wenn das Jahr um war. Aber ich hatte diesen Gedanken immer gleich weit weg geschoben. Ich lebte jetzt und hier und alles andere würde sich schon irgendwie ergeben.
    »Okay«, sagte ich gedehnt. »Und was schlägst du mir deshalb

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