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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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brachte sie Twea den Wortlaut des orkischen Servierrituals bei. Twea sagte den Spruch noch vor sich hin, als Taren den Kopf ins Zelt schob. »Die Grütze ist fertig.«
    Dar und Twea trugen den Kessel ins Lager der Orks. Hinter der Begrenzung blieb Dar stehen. »Die Orks nennen diesen Kreis ›Muth’las Umarmung‹«, sagte sie. »In ihm ist man sicher. Die Allmutter wacht über dieses Gebiet. Menschen kommen nie hierher.«
    Sie stellten den Kessel vor den sitzenden Orks ab. Nachdem Dar »Saf nak ur Muthz’la« – Nahrung ist Mutters Geschenk – gesagt und die Orks ihr geantwortet hatten, erklärte sie in deren Sprache: »Diese kleine Mutter heißt Tahwee. Grausame Washavoki haben sie verletzt. Ich sage Urkzimmuthi ehren Muth’la. Ich sage, Urkzimmuthi ehren Mütter. Tahwee fürchtet Urkzimmuthi nicht.«

    Dar berührte Tweas Schulter, um ihr zu signalisieren, dass sie »Tava« sagen sollte. Einige Orks erwiderten ihren Gruß. Dar merkte sich, welche es waren.
    Nach dem Auftragen des Essens führte sie Twea zu Kovok-mahs Quartier. »Setz dich hin«, sagte sie, »und iss etwas Grütze.«
    »Essen wir denn nicht mit den anderen Frauen?«, fragte Twea.
    »Du nicht. Du bleibst hier.«
    »Warum denn?« Trotz allem, was Dar ihr erklärt hatte, wirkte Twea ängstlich.
    »Hier schläft mein Freund. Wir werden auch hier schlafen.«
    »Ich möchte aber nicht hier schlafen«, sagte Twea und wollte aufstehen.
    Dar packte ihren Arm. »Dann wirst du am Ende bei den Soldaten landen. Die werden dir Schlimmes antun. Die werden dich gar nicht schlafen lassen.«
    Twea setzte sich wieder hin, doch sie sah elend aus.
    Als Kovok-mah kam, war Twea mit dem Essen fertig. »Wiesel hat einen Vogel gefangen«, sagte er. Seine Miene spiegelte seine Heiterkeit jedoch nicht wieder. Dar wusste, dass er unglücklich war.
    Sie antwortete ihm, so gut ihr Orkisch es erlaubte. »Du retten kleine Mutter. Washavoki haben große Schmerzen für sie. Sie schlafen hier. Du sagen sie ist deine Frau.«
    »Zwei Washavoki in meinem Quartier?«, sagte Kovok-mah.
    »Nein, zwei Mütter.«
    Kovok-mah musterte Dar eingehend und bleckte seine Zähne zu einem – wie sie vermutete – wehmütigen Lächeln. Dann hockte er sich vor Twea hin. »Tava, Tahwee«, sagte er. »Ich bin Kovok-mah.«

    Twea schaute ehrfürchtig in sein riesiges Gesicht. »Tava, Kovok-mah.«
    »Ich habe Zauber für deine Schmerzen«, sagte er und deutete auf ihr Brandzeichen. Er öffnete seinen Beutel und entnahm ihm ein trockenes Blatt. An der Größe und der flauschigen Beschaffenheit des Blattes erkannte Dar, dass es sich um ein Nayimgat handelte. »Kau das, aber iss es nicht«, sagte Kovok-mah. »Es macht dich müde.« Er riss ein Stück von dem Blatt ab und gab es Twea. Sie schob es sich in den Mund und schnitt eine Grimasse.
    »Ich weiß, es schmeckt bitter«, sagte Dar. »Ich hab es auch schon mal gekaut.«
    Twea kaute brav das Blatt und hatte bald darauf Schwierigkeiten, gerade zu sitzen. Als sie nach hinten sackte, fing Kovok-mah sie auf. Er wiegte sie in seinen Armen und untersuchte die kronenförmige Brandwunde auf ihrer Stirn. Seine Miene verfinsterte sich. »Ich rieche viel Angst und Schmerzen.«
    »Menschen sind grausam«, sagte Dar.
    »Hai.« Kovok-mah trug Twea in sein Quartier. »Ich mache Zauber mit Wunde«, sagte er und griff in seinen Beutel.
    »Ich muss den Kessel spülen«, sagte Dar. »Ich komme zurück. « Sie machte sich eilig auf den Weg und schleppte den Kessel und den Tragestab mit.
     
    Murdant Kol stand gleich hinter der Begrenzung. Es war unmöglich, ihm aus dem Weg zu gehen, deswegen machte Dar erst gar keinen Versuch. »Wo ist das Mädchen?«, fragte er, als sie außerhalb des Kreises stand. Seine Stimme klang hart.
    »Sie ist bei den Orks.«
    »Hol sie.«
    »Twea steht unter ihrem Schutz. Wenn ihr sie haben wollt, müsst ihr sie euch holen.«

    Kol zog sein Schwert. »Du tust, was ich sage.«
    Dar wich nicht zurück. »Willst du dein Leben gegen meins tauschen? Ich gehe gern auf den Handel ein. Wenn wir uns auf dem Dunklen Pfad begegnen, musst du mir erzählen, wie es ist, wenn man in zwei Hälften zerrissen wird.«
    Kols Klinge neigte sich nach unten, dann schob er sie in die Scheide zurück. »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.« Er wandte sich um und ging fort.
    Dar fing erst an zu zittern, als sie ihn nicht mehr sah. Sie schleppte den Kessel zu den Köchinnen und kratzte gerade ihre eigene Mahlzeit heraus, als Taren auftauchte. »Wo ist das

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