Soljanka (German Edition)
lachte Stamm. »Etwa der Deutsche-Bank-Ackermann?«
Der Barkeeper erwiderte das Lachen. »No, no, der Ackermann
hat doch bestimmt nur Hunderter in der Tasche.«
»Stimmt auch wieder.«
Der Italiener hatte offenbar Spaß an dem Spiel gefunden. »Obwohl – dieser Ackermann isse auch aus der Sweiz, aber von einer
anderen Banca, glaube ich. Vielleicht ein Bruder.«
Stamm lachte wieder. »Na ja, dann denke ich, dass er die
Hotelrechnung trotzdem bezahlen kann. Hier, übernehmen Sie den Schatz mal,
vielleicht finden Sie ja heraus, wem er gehört. Bei der Gelegenheit kann ich ja
dann auch meinen Killepitsch-Cocktail bezahlen.«
Der Barkeeper nahm den Schein mit einer angedeuteten Verbeugung.
»Wie hat er Ihnen geschmeckt?«, fragte er.
»Düsseldorf, wie es leibt und lebt«, sagte Stamm. »Fehlt vielleicht
noch ein Schuss Uerige.«
Der Italiener ließ sich nur ganz kurz aus der Fassung bringen. Dann
giggelte er los.
»Ich werde die Anregung gern weitergeben.«
»Lieb von Ihnen«, sagte Stamm und übergab ihm einen Zwanziger. Mit
einem Blick auf die Kellnerin, die gerade mit einer Gruppe Japaner die Rechnung
verhandelte, fügte er hinzu: »Teilen Sie den Rest brüderlich!«
Sobald Stamm aus dem Parkhaus heraus war, rief er wieder Wanja
an. Es klingelte dreimal, dann war die Verbindung weg. Wanja konnte oder wollte
im Moment nicht mit ihm sprechen. Wenigstens wusste er, dass Stamm angerufen
hatte.
Der Rückruf kam, als Stamm gerade dabei war, sich einen zweiten
Teller Szechuan-Suppe zu holen.
»Konnte vorhin nicht drangehen«, sagte Wanja zur Begrüßung. »Was
gibt’s?«
»Warst du bei Keilmeier?«, fragte Stamm.
Die Pause, die eintrat, sagte ihm, dass er Wanja unvorbereitet
getroffen hatte.
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte dieser lahm zurück.
»So ’ne Eingebung«, sagte Stamm. Und nach einer Kunstpause: »Okay,
ich will dich nicht dumm sterben lassen. Ich hab dich vorhin ein wenig
hochgenommen. Als ich dich das erste Mal heute Abend angerufen habe, stand ich
eine Ecke weiter und hatte deinen Touareg, in dem du wahrscheinlich mit Frau
Metzger rumgemacht hast, schön im Blick. Wie es der Zufall nämlich will, habe
ich mitbekommen, wie ihr Waleska und seinem Begleiter nachgefahren seid. Ich
bin dann einfach hinterher. Und da du nachher Kostedde und den Unbekannten hast
wegfahren lassen, habe ich jetzt mal messerscharf kombiniert, dass du Keilmeier
noch einen Besuch abstatten wolltest und dass du deshalb meinen zweiten Anruf
nicht entgegennehmen konntest. Richtig?«
Wanja brauchte anscheinend ein paar Sekunden, um sich zu sammeln.
Dann lachte er plötzlich los.
»Puh, das ist jetzt alles … ein wenig überraschend. Also ehrlich,
Hans, du bist unbezahlbar.«
»Jetzt krieg dich mal wieder ein, Wanja, das war nun wirklich nicht
schwer. Also, was sagt denn der gute alte Keilmeier?«
»Ehrlich gesagt: nix. Ich konnte ihm allerdings auch nicht richtig
auf den Zahn fühlen. Da bin ich nicht in der richtigen Position. Ich dachte, er
erzählt von sich aus, so und so ist die Situation, aber nichts. Alles sei in
der Schwebe, man müsse jetzt abwarten, wie sich die politische Großwetterlage
entwickelt und so ’n Blabla.«
»Hat er denn nichts dazu gesagt, was Kostedde bei ihm wollte?«
»Nee, keinen Ton.«
»Ja, aber er muss doch … Moment mal, du hast ihm nicht einmal
gesagt, dass du Kostedde bei ihm gesehen hast?«
»Hör mal, Hans, ich wollte doch nur mal vorsichtig vorfühlen, ich
kann da keinen Druck aufbauen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn über den
Verlauf der Ratssitzung informieren wollte. War mir natürlich klar, dass er
schon alles weiß. Waleska saß ja schließlich noch da. Ich wollte einfach mal
die Stimmung checken. Jetzt ist mir endgültig klar, dass er mich verarscht. Im
Moment zumindest. Aber wenigstens ist die Tür noch nicht ganz zugeschlagen.
Andere Projekte können schließlich noch scheitern.«
»Dann weißt du also immer noch nicht, wer der Unbekannte an Waleskas
Seite war?«
»Nein«, sagte Wanja gedehnt. Und nach einer kurzen Pause: »Du etwa?«
»Na ja, im Gegensatz zu dir bin ich Kostedde noch nachgefahren. Er
hat den Mann am Breidenbacher abgesetzt. Und dort hat er noch zwei, drei
Margaritas an der Bar genommen. Der Barkeeper kannte ihn als einen Schweizer
Banker namens Ackermann. Anscheinend ein Hotelgast.«
Wanja kicherte. »Ackermann aus der Schweiz? Und von welcher Bank?«
»Na hör mal, Wanja, ich hab im Vorübergehen einen Barkeeper gefragt,
für eine
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