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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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gehen. Schon gar nicht hier im Bahnhof. Ganz abgesehen
davon, was du hier für einen Fraß vorgesetzt bekommst.«
    »Da war das am Burgplatz doch ein anderes Leben, was.«
    »Klar, hast doch gemerkt, wie fett ich dort geworden bin. Seit ich
hier im Bürgerbüro bin, hab ich fünf Kilo abgenommen.« Er klopfte sich auf den
Bauch, der sich allerdings immer noch über den Gürtel wölbte. »In einem halben
Jahr häng ich dich über hundert Meter wieder ab.«
    Stamm tat beleidigt. »Jetzt gib mal nicht so an. Du hast mich doch
nie abgehängt. Du warst schneller, okay, aber von abgehängt kann ja wohl keine
Rede sein.«
    Busch stopfte sich den letzten Bissen seines Käsebrotes in den Mund
und kaute ausgiebig. »Was führt dich zu mir? Wenn du deinen Personalausweis
verlängern willst, muss ich dich an meine Mitarbeiter in der Service-Halle
verweisen. Ich mach hier nur noch Chefsachen.«
    »Herzlichen Glückwunsch. Das geht ja langsam, aber unaufhaltsam nach
oben mit dir. In ein paar Jahren löst du Kostedde ab.«
    »Ich bin Beamter, kein Politiker.«
    »Auch wieder wahr. Na, dann eben Referent des Oberbürgermeisters.«
    »Gott bewahre mich vor dieser Prüfung.« Busch bekreuzigte sich, und
Stamm hatte den Eindruck, dass es nur halb aus Spaß war. »Aber da kann ich wohl
ganz beruhigt sein, solange der OB  Kostedde
heißt. Ich hab einfach das falsche Geschlecht.«
    Stamm sah ihn fragend an.
    »Kostedde hat ausschließlich Referentinnen. Ist anscheinend ’ne
richtige Macke von ihm.«
    »Ach ja?«, fragte Stamm. »Sind wahrscheinlich besonders kompetent.
Kürzlich hab ich eine kennengelernt. Warte mal, wie hieß die noch? Ist für
Wirtschaftsförderung oder so was zuständig.«
    »Corinna Metzger?«
    »Genau. Machte einen tüchtigen Eindruck.«
    »Tüchtig in was?«, fragte Busch. Seine Mundwinkel verzogen sich zu
einem anzüglichen Grinsen.
    »In der Erfüllung ihrer dienstlichen Aufgaben natürlich. Hat sie
noch andere Talente?«
    »Was man so hört …«
    »Was hört man denn so?«
    »Na, zum Beispiel, dass ihre fachliche Qualifikation bei ihrer
Berufung in Kosteddes Büro eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat. Oder
sagen wir besser: gar keine. Sie hatte jedenfalls Null Erfahrung in
Wirtschaftsförderung.«
    »Und was hört man so über Kosteddes wahre Motive?«
    »Kannst du dir doch selbst denken. Du hast doch gesagt, dass du sie
kennengelernt hast.«
    »Du meinst, weil sie recht hübsch aussieht. Muss sie deshalb gleich
mit dem  OB ins Bett hüpfen? Ist das bei euch
im Rathaus so?«
    »Beamte sind auch nur Menschen.«
    »Kostedde ist Politiker.«
    »Noch schlimmer.«
    »Du meinst also tatsächlich, dass die beiden was miteinander haben.«
    Busch hob die Arme zu einer abwehrenden Geste. »Bitte, ich weiß gar
nichts Genaues. Nur, was die Kollegen so erzählen. Ich bin ja hier ein bisschen
ab vom Schuss. Tatsache ist, dass Kostedde andauernd irgendwo auf Reisen ist,
und meistens in Sachen Wirtschaftsförderung. Da ist die Metzger immer mit
dabei. Wer weiß schon genau, was da alles passiert. Ihre Ehe hat ihre neue
Tätigkeit jedenfalls nicht lange überlebt. Ist übrigens ein Kollege, ihr
Exmann.«
    Stamm schüttelte leicht den Kopf und lächelte, als wäre er ganz hin
und weg von diesen top-geheimen Schmuddelinfos aus dem Sündenpfuhl Rathaus.
    »Der ist jetzt wahrscheinlich nicht gerade gut auf Kostedde zu
sprechen, was?«, fragte er.
    »Versetz dich doch mal in seine Lage«, sagte Busch. »Der ist doch
zum Gespött des Rathauses geworden. Aber der gute Peter ist keiner, der so was
auf sich sitzen lässt. Würde mich nicht wundern, wenn am Ende Kostedde als
Hampelmann aus der Sache hervorgeht.«
    »Ach ja?« Stamm zog interessiert die Augenbrauen hoch.
    Busch lehnte sich zurück.
    »Komm schon, Tommy«, drängte Stamm, »erzähl mehr! Kannst mich doch
nicht an so einem knusprigen Braten schnuppern und dann verhungern lassen.«
    »Willst du was davon schreiben?«, fragte Busch.
    »Quatsch.«
    »Weshalb willst du’s dann wissen?«
    »Die reine Neugier. Berufskrankheit.«
    Busch dachte nach. Stamm ließ ihm Zeit, schlenderte zum Fenster und
betrachtete den bei diesem Wetter besonders unwirtlichen
Bertha-von-Suttner-Platz. Er fröstelte schon beim Anblick der Menschen, die mit
zusammengezogenen Schultern zum Bahnhofseingang huschten. Busch gab schneller
nach, als Stamm erwartet hatte.
    »Du hast es nicht von mir.«
    »Na hör mal!«
    »Schwöre!«
    »Ist doch albern, Tommy.« Aber nach einem Blick in Buschs

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