grimmig
entschlossene Miene lenkte er ein. »Großes Indianerehrenwort.«
Busch schien zufrieden. »Die Metzger hat ein Faible für Handschellen
und Peitschen«, flüsterte er.
»Ach ja?«
»Erzählt zumindest Peter Metzger. Und der sollte es ja wissen.«
»Hat er euch seine Striemen gezeigt?«
»Er hat keine. Das war ja das große Problem in der Ehe, dass er sich
nicht auf solche Spielchen eingelassen hat. Sagt er zumindest.«
»Und Kostedde lässt sich auspeitschen?«
Busch wiegte den Kopf hin und her. »Das ist die Frage. Metzger sagt,
das wäre die einzige Erklärung, warum sich Corinna mit ihm eingelassen hat.«
»Na, ich weiß nicht«, brummte Stamm. »Klingt für mich eher wie
billige Rache. Was ist dieser Metzger denn für ’n Typ?«
»Ein ganz ruhiger, fast ein bisschen dröge. Ruderer. Alles andere
als ein Schwätzer.«
»Hm. Umso komischer, dass er so was erzählt. Selbst wenn’s stimmt.«
Busch nickte. »Ist wirklich nicht seine Art. Wir waren mit ein paar
Mann einen trinken. Nach einigen Gläsern wird er lockerer.«
»Und ihr, die ihr dabei wart, seid wahrscheinlich einfach mal davon
ausgegangen, dass Besoffene die Wahrheit sagen und habt das Geschwätz
inzwischen im Rathaus verbreitet.«
Busch grinste. »Ich kann nicht ausschließen, dass es inzwischen ein
paar mehr wissen. Natürlich nicht von mir.« Plötzlich wurde er wieder ernst.
»Aber sag mal, wieso muss ich mich eigentlich vor dir rechtfertigen. Du
quatschst ja hier wie Kosteddes Anwalt.«
Stamm wiegelte mit einer Handbewegung ab. »Ist wohl die
Enttäuschung. Ich hatte etwas mehr erwartet.«
»Du wolltest es wissen«, schmollte Busch. »Soll ich was dazu
erfinden, damit dir die Story besser gefällt?«
Stamm ging nicht mehr darauf ein. »Ist das Getuschel denn noch nicht
bis zu Kostedde gedrungen?«, fragte er stattdessen. »Wie ich ihn einschätze,
hat der überall im Rathaus seine Spione.«
»Überschätz das nicht. Er hat weniger Freunde im Haus, als er glaubt.
Und selbst wenn, was soll Peter schon passieren? Kostedde wird es nicht wagen,
sich an ihm zu vergreifen. Wie sieht das denn aus?«
Es klopfte an der Tür. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, betrat
eine grauhaarige Frau das Zimmer. »Oh, Entschuldigung«, sagte sie, als sie
Stamm sah.
»Ich wollte sowieso gerade gehen«, sagte Stamm. »Vielen Dank für die
Auskunft, Herr Busch.«
»Keine Ursache.«
Siebzehn neue E-Mails waren während Stamms Mittagspause
eingetroffen, darunter fünfzehn von der Düsseldorfer Polizei. Vierzehn, in
denen es um kleinere Raubüberfälle, größere Verkehrsunfälle und einen Fall von
Homejacking ging, löschte er sofort. Der fünfzehnte Bericht gab einen Überblick
über das morgendliche Verkehrschaos. Stamm überflog ihn und schob die E-Mail in
den Papierkorb. Die sechzehnte Sendung kam von der europäischen Dependance des
»globalen Landes des Weltfriedens«. Stamm war vermutlich der Einzige aus dem
bestimmt mehrere tausend Empfänger zählenden E-Mail-Verteiler, der Maharishi
Mahesh Yogis Rezepte für den Weltfrieden regelmäßig las. Diesmal wurde die
Absicht kundgetan, dreitausend »Friedenspaläste« in den dreitausend größten
Städten der Welt zu errichten, aus denen heraus Gruppen Yogischer Flieger für
»Kohärenz im Weltbewusstsein« sorgen sollten, was wiederum jegliche
»Negativität« im Keim ersticken werde. Maharishi brauchte dafür lediglich eine
Milliarde US -Dollar.
Die siebzehnte E-Mail kam von einer oder einem gewissen Dr.
Terlinden und bezog sich auf Stamms Satanisten-Artikel, der drei Wochen zuvor im
Magazin erschienen war.
»Sehr geehrter Herr Stamm, eine Patientin, die Ihren oben genannten
Artikel gelesen hat, bat mich, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Sie glaubt, Ihre
Schilderungen ergänzen zu können. Wenn Sie Interesse an einem Gespräch haben,
rufen Sie mich an, Tel. 03991/7975912. Mit freundlichen Grüßen, Dr. med.
S. Terlinden«. Der Absender lautete
[email protected].
Stamm suchte sofort im Internet und stieß auf eine Fachklinik für
Psychotherapie und psychosomatische Erkrankungen in Waren an der Müritz. Auf
der Homepage wurde der einzigartige Blick auf vier Seen hervorgehoben, den man
aus der Klinik hatte. Zu den Indikationen, die dort behandelt wurden, gehörten
posttraumatische Erkrankungen. Stamm rief an.
Die Sekretärin stellte ihn sofort zu Frau Dr. Terlinden durch.
Die Ärztin hatte eine dunkle, warme Stimme.
»Sie haben mir eben eine E-Mail geschickt«, stellte Stamm