Soljanka (German Edition)
Sprache heraus. Aber ich habe
herausgehört, dass ihr Kostedde offenbar gehörig den Kopf gewaschen hat.«
»Wieso?«, fragte Stamm wieder.
»Na wegen unserer Rotweinrunde am Samstag. Kostedde scheint Wind
davon bekommen zu haben.«
Stamm sah ihn verständnislos an. »Wo ist das Problem? Er war doch
sogar selbst dazu eingeladen, oder nicht? Corinna Metzger wird doch nicht so
blöd gewesen sein, ihm nichts davon zu erzählen, dass sie da gewesen ist.«
»Natürlich nicht. Sie hat ihm schon darüber berichtet. Aber sie ist
ja früher weg gewesen. Kostedde hat sie nun mit Dingen konfrontiert, die sie
eben deshalb gar nicht mitgekriegt hat. Die sie aus gutem Grund auch gar nicht
mitkriegen sollte. Irgendjemand anders muss Kostedde also darüber informiert
haben, was nachher besprochen wurde.«
Stamm presste die Lippen zu einem freudlosen Lächeln zusammen. »Und
du glaubst, das könnte ich gewesen sein?«
»Blödsinn.«
Stamm sah ihn einen Augenblick prüfend an. »Dann bin ich ja
beruhigt. Ich will nämlich mit eurem Projekt eigentlich so wenig wie möglich zu
tun haben. Im Übrigen kenne ich Kostedde gar nicht persönlich, und was ich vom
Hörensagen von ihm weiß, mag ich nicht.«
»Schon gut, Hans, kein Mensch glaubt, dass du ihm etwas erzählt
hast. Also jedenfalls ich nicht, und Keilmeier auch nicht, und auf andere kommt
es nicht an. Ich wollte dich bloß auf dem Laufenden halten. Und gegebenenfalls
noch einmal deinen fachmännischen Rat einholen.« Er grinste.
»Wen habt ihr im Verdacht?«, fragte Stamm, als sie wieder allein
waren.
»Waleska.«
Stamm nickte. »An den habe ich auch spontan gedacht. Der war ja
etwas renitent gegenüber meinen Vorschlägen. Und er schien noch an das Gute im
Oberbürgermeister zu glauben.«
Wanja drehte gedankenverloren eine Zigarette zwischen den Fingern
hin und her, legte sie dann aber unangezündet auf den Tisch, als er die
Kellnerin mit dem Gulasch kommen sah.
»Es ist noch etwas mehr als das«, sagte er. »Scheint so, als hätte
unser Architekt die Tage mit Kostedde gesprochen.«
»Was heißt: scheint so?«, fragte Stamm.
Wanja wartete mit der Antwort, bis er sein Gulasch in Empfang
genommen hatte. »Er wurde im Rathaus gesehen. Es ist zwar nicht sicher, dass er
bei Kostedde war, aber es würde schon zusammenpassen. Er war ja ohnehin der
Meinung, dass er den OB mit der Qualität
seines Entwurfs überzeugen kann.«
»Okay«, sagte Stamm. »Was kann er Kostedde erzählt haben?«
»Na ja, fast alles«, sagte Wanja kauend. »Dass wir von dem
Russenprojekt wissen, und vor allem, dass wir versuchen wollen, es mit Hilfe
der Medien kaputt zu machen. Nur vom Privatdetektiv weiß er nichts. Darüber
haben wir wohlweislich ganz zuletzt in kleiner Runde gesprochen. Die Frage ist,
wie wird Kostedde reagieren. Und vor allem: Was können wir tun?«
Stamm dachte nach. Nach ein paar Minuten schüttelte er unwillig den
Kopf. »Ehrlich gesagt, ich habe nicht die geringste Ahnung, was er machen wird.
Er könnte in die Offensive gehen und die Medien auf seine Seite ziehen, bevor
wir zu Potte kommen. Apropos: Wie weit ist euer Schnüffler denn?«
»Weiß ich nicht, das läuft ja direkt über Keilmeier. Aber ich
fürchte, nicht weit genug, um einen richtigen Trumpf auszuspielen. Wir dachten
ja, wir hätten mehr Zeit.«
»Tja, dann hat es auch wenig Sinn, etwas zu überstürzen. Ich würde
mich nicht nervös machen lassen und ruhig abwarten, was der Mann so zutage
fördert.«
Wanja wiegte den Kopf hin und her. Er wirkte unzufrieden. »Und was
ist, wenn Kostedde mit seinem Projekt an die Öffentlichkeit geht?«
»Soll er doch. Dann braucht ihr die Diskussion wenigstens nicht zu
eröffnen. Kann sogar ein Vorteil sein, wenn das Thema schon platziert ist. Wenn
ihr euch dann irgendwann mit wirklich handfesten Fakten einschaltet, wird die
eine oder andere Zeitung schon draufspringen. Kostedde hat auch bei den Medien
nicht nur Freunde. Entscheidend ist wirklich, dass ihr was zu bieten habt.«
Wanja aß eine Weile nachdenklich vor sich hin. »Keilmeier spielt mit
dem Gedanken, auf Kostedde zuzugehen«, sagte er unvermittelt.
»Um was zu erreichen?«
»Na ja, so ’ne Art Friedensangebot. Damit sich die Fronten nicht
ganz verhärten. Wir kriegen unser Projekt gegen Kostedde nun mal nicht durch.«
Stamm dachte darüber nach. Nachdem er den letzten Bissen von seinem
Teller in den Mund geschoben hatte, legte er das Besteck beiseite.
»Klingt im Prinzip nicht unvernünftig«, sagte er.
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