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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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bin ich mir nicht.«
    »Haben Sie die alte Adresse?«
    »Die postalische Adresse kann ich Ihnen aus dem Kopf nicht sagen.
Aber ich kann Ihnen den Weg beschreiben. Es ist nicht weit von hier.«
    Stamm hörte zu und machte sich ein paar Notizen. Dann schloss er den
Block, steckte den Stift ein und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Nun gut, Herr März, ich werde mal mein Glück versuchen, mal sehen,
ob wir einer Lösung näher kommen. Wenn ich etwas erfahre, lasse ich es Sie
wissen.«
    Er stand auf, dann reichte er Eva die Hand, als sie auf der Bank hinausrutschte.
    März beobachtete sie interessiert. »Sie sollten sich einen ruhigen
Abend machen. Ihre Kollegin sieht ein wenig erschöpft aus.«
    »Machen wir«, sagte Stamm. »Eine Soljanka wird ihr guttun … Ach, da
fällt mir noch was ein. Sie wissen nicht zufällig, ob Rico Fentens Eltern noch
in Waren leben?«
    »Doch, das weiß ich. Sie sind kurz nach den Ereignissen weggezogen.
Ich glaube, nach Wismar. Ernst Fenten hat dort eine Stelle bekommen, fragen Sie
mich nicht, in welcher Gemeinde. Ich weiß natürlich auch nicht, ob sie immer
noch dort sind.«
    Udo März begleitete sie zur Tür. Bevor sie in die Kälte
hinaustraten, fiel Stamm noch eine Frage ein.
    »Sagen Sie, Herr März, hatten Sie während Ihrer Dienstzeit jemals
mit satanistischer Folter zu tun?«
    März schüttelte den Kopf.
    »Auch nicht gerüchteweise?«
    »Nein. Bezogen auf meine Dienstzeit hier gab es absolut nichts
dergleichen. Von Alteingesessenen hörte man gelegentlich Geschichten von
früher. So ein nebulöses Geraune über Stasi-Folter, aber auch das nie mit
irgendeinem satanistischen Bezug.«
    »Kam Dembski in diesem Geraune vor?«
    März lächelte. »Natürlich. Er war der schwarze Mann, dem jede
Schlechtigkeit zugetraut wurde. Wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht. Es soll
da tief im Nationalpark eine Jagdhütte geben, die Schauplatz für
unaussprechliche Dinge gewesen sein soll. Aber niemand wusste etwas Genaues.
Ich weiß nicht einmal, ob es diese Hütte wirklich gibt. Ich habe mir nie die
Mühe gemacht, nach ihr zu suchen.«
    »Wie geht’s dir?«, fragte Stamm, während er ausparkte. Eva
kuschelte sich auf dem kalten Beifahrersitz in ihre Jacke.
    »Ich bräuchte bald was zu essen«, sagte sie leise.
    »Machen wir sofort. Ich will nur noch kurz bei Müllers Haus
vorbeifahren, mal sehen, ob die Frau nicht doch noch dort wohnt.«
    Er warf einen Blick auf seinen Notizblock und folgte März’
Wegbeschreibung. Nach drei Minuten standen sie vor einem hell erleuchteten
unscheinbaren Einfamilienhaus an der Pestalozzistraße am westlichen Rand von
Waren. Stamm stieg aus, ging zum Gartentor und warf einen Blick auf den
Briefkasten. Kaminski. Aus dem Haus drang Kindergeschrei. Er öffnete das
Törchen, ging zum Haus und klingelte. Die Kinderstimmen verstummten. Schritte
näherten sich der Tür. Ein untersetzter Mann undefinierbaren Alters mit Stirnglatze
und buschigem Schnurrbart öffnete.
    »Ja?«
    »Guten Abend«, sagte Stamm. »Entschuldigen Sie die späte Störung,
aber ich suche eine Familie, die hier vor gut fünfzehn Jahren gewohnt hat.
Müller hießen sie.«
    Der Mann musterte Stamm misstrauisch. »Müllers haben hier wohl mal
jewohnt«, berlinerte er. »Meine Eltern haben die Bude hier von denen jekooft.
Aber ick weeß nix über die.«
    »Das hab ich fast befürchtet«, seufzte Stamm. »Wissen Sie noch, wann
Ihre Eltern das Haus gekauft haben?«
    »Tja, wann war dett bloß? Muss so ’93 rum jewesen sein. Wir haben et
vor zwei Jahren oder so übernommen. Wejen die Kleenen, wissense.« Er strich
einem etwa vierjährigen Jungen, der sich zwischenzeitlich herangepirscht hatte
und nun am Bein seines Vaters Sicherheit suchte, übers Haar. »Die Ollen sind
jetzt im Seniorenheim.«
    »Ist ja auch ’ne schöne Bleibe für die Kinder mit dem großen
Garten.«
    »Datt können Se laut sagen. War ’n juter Schnapp damals.«
    »Na gut, dann will ich nicht weiter stören. Ich suche die Müllers,
weil das alte Bekannte von meinen Eltern waren. Aber irgendwie hab ich kein
Glück. Vielleicht eine Frage noch: Wissen Sie zufällig, ob damals beim
Hausverkauf Josef Müller dabei war?«
    Der Untersetzte rieb sich das Kinn. »Da fragen Se mich watt. Datt
hab ich nur so am Rande mitjekriegt. Aber nee … Nee, ick gloob nich. Datt haben
meine Eltern mit der Frau Müller alleen abjewickelt.«
    »Tja, da kann man wohl nichts machen. Entschuldigen Sie noch mal die
Störung.«
    Sie fuhren zurück in die

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