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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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Fleisch. Hitlers Sommerresidenz Berchtesgaden drückte das ebenso aus wie heute die gleichen Janker, Dirndln und Lederhosen, die ähnliche Sprachmelodie in Salzburg und Berchtesgaden. Und katholisch san’s auch beide. Heute spielt das nur noch eine subkutane Rolle, und Witze über Bayern, Österreich und Preußen haben längst eine Patina wie barocke Kirchen und Zwiebeltürme. Es ist, als stünden sie in einer Glasvitrine im Museum. Schaute man in dieses Museum hinein, so fände man im Saal mit den Bildungsbürgerwitzen den von der Münchener Hausfrau – im Witz das bayerische »Mütterlein«, das in einer Julius Caesar -Aufführung in den Münchner Kammerspielen sitzt.
     
    Eine alte bayrische Dame sitzt in einer Aufführung der Münchner Kammerspiele. Gespielt wird Shakespeares Julius Caesar . Zuerst kommt die berühmte MarkAnton-Rede nach der Ermordung Caesars vor dem wankelmütigen römischen Plebs.
Mark Anton hebt an: »Mitbürger! Freunde! Römer! Begraben will ich Caesar, nicht ihn preisen!«
Darauf das alte Mütterchen vor sich hin (oder zu ihrer Nachbarin): »Das glaub i! I mecht a net in Preißn begraben sein!«
     
    Der zweite, ein Arztwitz aus den Fünfzigerjahren, beruht auf dem Unterschied zwischen dem Hochdeutschen und dem Bayerischen, dem Honoratiorenbayerisch in München. Er lebt auch davon, dass einem damals im Witz, vor allem im Medizinerwitz, jeder Vorwand recht war, um von sekundären Geschlechtsmerkmalen sprechen zu können, ohne sich schämen zu müssen. Er ist also der Infantilität jener Witzzeit verpflichtet.
     
    Der Professor macht Visite und examiniert dabei einen Studenten.
»Was fehlt der Patientin?«, fragt er den Studenten, nachdem er ihm Gelegenheit gegeben hat, die Brust der im Bett liegenden Patientin zu inspizieren.
Der Student sagt: »Die Dutteln san entzunden.«
Darauf der Professor: »Erstens hoaßt des net Dutteln, sondern Brüste. Zweitens heißt das nicht entzunden, sondern entzündet. Und drittens san die Dutteln gar nicht entzunden.«
     
    Der Witz funktioniert nach dem Dreisatzschema des zerbrochenen Krugs (nicht dem von Kleist, sondern dem, in dem es in einer Privatklage geht).
     
    Der Beklagte sagt da: »Erstens habe ich mir überhaupt keinen Krug geliehen, zweitens habe ich ihn ganz zurückgegeben. Und drittens war er schon zerbrochen, als ich ihn mir borgte.«
     
    Als ich 1986 mein Spiegel -Interview mit Billy Wilder führte, schickte er mir nach der Veröffentlichung ein Telegramm, in dem er sich zufrieden äußerte – nicht ohne einen Fehler zu monieren. Ich hatte seine sarkastische Geschichte vom Begräbnis von Samuel Goldwyn erzählt. Als Wilder die riesige Trauergemeinde vor der Synagoge in Berverly Hills sah, soll er den Goldwyn-Spruch zitiert haben: »Gib den Leuten, was sie wollen, und sie werden kommen.«
    Nun telegrafierte er mir (Faxe und E-Mails gab es damals noch nicht), ich hätte das falsch wiedergegeben.
     
    »Erstens war es nicht vor der Synagoge in Beverly Hills, sondern in der in Westwood. Zweitens war es nicht bei der Beerdigung von Goldwyn, sondern bei der von Jack Warner. Und drittens habe ich das gar nicht gesagt.«
     
    Doch zurück zu den Vergleichen. Da kursierte in Norddeutschland die böse Schmeichelei: Der Bayer vereint österreichisches Pflichtgefühl mit preußischem Charme.
DER FÜHRER UND DIE AUTOBAHN
    Soll man den Witz zuerst erzählen oder erst die Umstände, die ihn hervorgebracht haben, erklären? Probieren wir beides.
    Also zuerst der Witz. Er handelt von den Grünen, er spielt unter Grünen. Als sie in die Landtage und schließlich 1983 in den Bundestag einzogen. Als Joschka Fischer in Turnschuhen 1985 erstmals Umweltminister in Hessen wurde.
     
    Zwei Grüne. Zwei Spitzenpolitiker der Grünen. Sie stehen auf einer Autobahnbrücke, die über die A  1 führt, beispielsweise. Ein nie enden wollender dreispuriger Verkehr auf beiden Seiten.
Die Grünen blicken hinunter. Mit sorgenvoller Miene.Es rauscht und braust und staut und wälzt sich.
Sagt der eine Grüne zum anderen: »Also, Adolf Hitler mag ja viel Gutes getan haben. Aber die Autobahnen hätte er nicht bauen dürfen!«
     
    Klappt das? Nicht so recht? Habe ich mit diesem Witz das Pferd, wie es im Sprichwort heißt, vom Schwanz her aufgezäumt? Versuchen wir’s andersrum!
    1945 erlebten wir Deutsche die schlimmste militärische Niederlage unserer (relativ kurzen) Nationalgeschichte. Deutschland war zerstört. Am Boden zerstört. Deutsche wurden umgesiedelt,

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