Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
Spaß.«
Ein alter Trödler liegt im Sterben. Mit erlöschendem Blick sucht er seine Familie, die sich um sein Bett versammelt hat.
»Sarah, mein liebes Weib, bist du bei mir?«, fragt er flüsternd.
»Ja, Moische.«
»Chaim, mein einziger Sohn, bist du bei mir?«
»Ja, Tate.«
»Leah, meine Tochter bist du bei mir?«, flüstert er wieder.
»Ja, Tate, ich bin bei dir.«
Da richtet sich der Sterbende mit letzter Kraft auf und schreit: »Und wer ist im Geschäft?«
Da die Juden in Osteuropa immer in der Nähe zu anderen Religionen lebten, waren sie sehr auf die Abgrenzung in Kleidung, Sitten und Gebräuchen bedacht, weil dies die einzige Garantie war, dass sie sich gegen eine feindliche, zumindest unfreundliche Umwelt in ihrem Eigenleben und in ihrem Selbstverständnis behaupten und bewahren konnten. Als Mitglieder ihrer jüdischen Gemeinden trugen die Ostjuden immer noch denKaftan und ließen sich Bart und Schläfenlocken, die sogenannten »Pajes«, wachsen. Die orthodoxen Juden in Israel und in Amerika leben immer noch nach diesen Traditionen. So gilt es auch, den Sabbat unbedingt zu achten, an dem Tag keinerlei Arbeiten zu verrichten. Das ist in der modernen Welt nicht leicht, und Josef Joffe erzählt gern folgende religiöse Frage, weil Juden gern mit Spitzfindigkeiten dieses schwer zu erfüllende Gebot zu umgehen suchen, ohne es zu verletzen.
Dürfen Juden am Sabbat fliegen?
Ja, wenn sie angeschnallt sind, weil sie dann das Flugzeug tragen.
Es ist oft schwer, in der Neuen Welt die Gebote einzuhalten.
An der Synagoge hat der Rabbi angeschlagen, dass es strenge Vorschrift sei, in der Synagoge die Kippa zu tragen. Eine Verletzung dieses Gebots sei so schlimm wie Ehebruch. Am Schwarzen Brett der Gemeinde hatte daraufhin ein Mitglied geschrieben: »Beides versucht. Kein Vergleich.«
Das strenge Studium des Talmud führt dazu, dass immer wieder die Grenzen der Gebote und Verbote ausprobiert werden.
Ein wortwörtlich einschneidender Unterschied ist das Ritual der Beschneidung. Auch darüber gibt es viele Witze. Die Beschneidung, hebräisch »B’rit Milah«, lateinisch »circumcisio«, ist der an Abraham ergangene göttliche Befehl, der als mosaisches Gesetz im dritten Buch Mose 12 , 3 angeführt wird. Über die Beschneidung gibt es unendlich viele Witze. Die Beschneidung war während der Judenverfolgung der Nazis ein Indiz, dass jemand Jude war; sie stellte für ihn also eine Gefahr für Leib und Leben dar. Artur Brauner hat dieses Thema in seinemFilm Hitlerjunge Salomon thematisiert. Hier zwei harmlose Beschneidungswitze.
Ein Mann in Athen bemerkt, dass seine Uhr stehen geblieben ist. Als er sie aufzuziehen versucht, merkt er: Sie ist kaputt. Er sucht also in der Stadt nach einem Uhrengeschäft, um sie reparieren zu lassen. Leider beherrscht er das griechische Alphabet nicht, sodass er an den Ladenschildern nicht ablesen kann, welches Handwerk sich dahinter verbirgt. Endlich sieht er in einem Schaufenster eine Uhr liegen. Er geht hinein, der Ladenbesitzer fragt ihn nach seinem Begehr.
»Ich möchte meine Uhr reparieren lassen.«
»Mein Herr, da sind Sie hier leider falsch. Bei uns werden Beschneidungen vorgenommen.«
»Aber warum haben Sie dann eine Uhr im Schaufenster?«
»Was würden Sie sonst vorschlagen?«
Drei Missionare dreier Religionen veranstalten einen Wettbewerb, wer wohl am besten und schnellsten einen Proselyten machen, das heißt zu seiner Religion bekehren könne. Sie suchen sich ein besonders schwieriges Opfer aus, einen Braunbären. Der erste Missionar ist ein Baptist. Nach der Bekehrung kommt er schwer bandagiert zu den beiden anderen.
»Es war nicht ganz einfach«, sagt er. »Als ich ihn ins Wasser tauchte, hat er mir mit seiner Pranke einen Schlag versetzt.«
Der zweite, ein Katholik, kommt ebenfalls schwer lädiert aus dem Wald zurück.
»Der Bär hat keinen Spaß verstanden, als ich ihn mit Weihwasser bespritzte.«
Den Juden müssen die beiden im Krankenhaus besuchen. Dort liegt er total eingegipst und einbandagiert auf der Intensivstation.
»Es ging alles ganz gut«, erklärt er, »jedenfalls bis ich die Beschneidung vornehmen wollte.«
In Wien, Berlin wie in London und Paris waren die Juden im 19 . Jahrhundert längst in das Kulturleben integriert. Nicht nur integriert, sondern sie bestimmten und formten die Gesellschaft. Juden waren führende Ärzte, wie in Wien Semmelweis oder Freud. Sie waren die führenden Journalisten ihrer
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