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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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sagen. »Das ist zu gut für mich.« Und zu gut heißt zu teuer.
    Salcia Landmann, die mit ihrer Sammlung Der jüdische Witz eine große sentimentale Anteilnahme fand, weil diese Sammlung sozusagen die museale Aufbewahrung eines ausgerotteten Geistes bedeutete, wurde von Friedrich Torberg, dem glänzenden Übersetzer von Ephraim Kishon und streitbaren Kultur- und Theaterkritiker, in Grund und Boden rezensiert. Er fand, dass sie durch die ermordeten Pointen und vorhandenen Gefühllosigkeiten gegenüber dem jüdischen Witz diesen sozusagen hingemeuchelt hätte. Dies nur am Rande. Bei Salcia Landmann geht der Witz so:
     
    »Wollen Sie ein Zimmer mit Bad?«, fragt der Portier.
    »Bin ich a Forelle?«
     
    Eine Forelle braucht kein Bad, sondern fließendes Wasser. Das Bad stammt aus einem anderen Hygienewitz, wo ein Jude am nächsten Morgen im Hotel beim Frühstück den anderen fragt:
     
    »Haste genommen ein Bad?«
Und der antwortet: »Wieso, fehlt eins?«
     
    Die Pointe dieses Witzes liegt im Gebrauch des Wortes »genommen«. Ein Bad genommen, das ist hochgestochen, Herrschaftssprache. Ein Bad genommen heißt für den herumziehenden Handelsvertreter »geklaut«. Hier beruht der Witz auf der Mischung von zwei Sprachebenen.
    Freud verzeichnet die hygienischen Witze des Ostjudentums auch in Verbindung mit ihrer Barttracht. So erzählt er zum Beispiel:
     
    Ein galizischer Jude spricht den anderen an und sagt: »Ich weiß, was du gestern gegessen hast: Hering.«
    »Falsch«, sagt der andere, »das war vorgestern.«
     
    Unter heutigen hygienischen Verhältnissen kann man dem eine gewisse Unappetitlichkeit nicht absprechen, wobei man bei Witzen, ähnlich wie im Kino, froh ist, wenn es zumindest von der Leinwand herab nicht riecht.
     
    Seit Süskinds Welterfolgsroman Das Parfüm wissen wir, welche Veränderungen die Kanalisation, der Wasserleitungsbau und die Erfindung des WC s, der Dusche, des häuslichen Bads der Menschheit gebracht haben. Ich erinnere mich, dass ich in Tübingen in einem Haus mit Plumpsklos gewohnt habe und dort völlig ungeniert zu Abend essen konnte, wobei mir heute in der Erinnerung an diesen Geruch noch schlecht wird. Man muss sich diese anderen Zeiten ausmalen, um sich vorstellen zu können, dass sie eben immer auch aus dem Zusammenprall von Menschen aus zwei Kulturkreisen, die in der gleichen Zeit lebten, resultieren. Es gibt den jüdischen Witz vom Badehaus:
     
    Treffen sich zwei Juden nach einem Jahr im Badehaus. Sagt der eine zum anderen:
    »So schnell sieht man sich wieder.«
     
    Natürlich kann jeder Tropenreisende und Slumbesucher in heutiger Zeit denselben olfaktorischen Schock erleben, der früher offensichtlich noch gang und gäbe war. Als ich studierte, hatten die Studentenbuden meist noch kein fließendes Wasser, und Wirtsleute nahmen nicht gerne Studentinnen, weil die, wie sie sagten, ihre Nylonwäsche ins Badezimmer hängen würden. Daher kann ich die Reihe der Hygienewitze aus der guten alten Zeit der Fünfzigerjahre, wo das zerbombte Deutschland dem amerikanischen Hygienestandard noch arg hinterherhinkte, erzählen. Es gibt die Geschichte, in der der Student mit seiner Sauberkeit prahlt:
     
    »Einmal im Monat wasche ich mir meine Füße. Ob sie es nötig haben oder nicht.«
     
    Und wenn wir schon bei Füßen sind:
     
    In ebendieser Zeit kommt ein Mann zum Arzt, weil er einen geschwollenen Knöchel hat. Er zeigt seinen kranken Fuß dem Arzt. Der schaut sich ihn an und sagt: »Entschuldigung, darf ich zum Vergleich den anderen Fuß sehen?« Darauf der Patient erschrocken: »Darauf bin ich leider gar nicht vorbereitet, Herr Doktor.«
     
    Die Mutter ruft von oben:
    »Erna, komm rauf, Füße waschen. Die Oma braucht die Schüssel für den Kartoffelsalat.«
     
    Inzwischen haben solche Witze in unseren zivilisatorischen Breiten etwas exotisch Abstraktes. Deshalb gefällt mir der folgende Witz aus der jüngsten Zeit sehr gut. Er spielt, wo denn sonst, in einem Eisenbahnabteil, die es ja neben Großraumwagen immer noch gibt, schon damit derartige Witze noch passieren können.
     
    Im Zug, ein Mann und eine Frau. Sie sitzen sich gegenüber. Nach geraumer Zeit zieht der Mann einen Schuh aus und legt den Fuß auf die gegenüberliegende Bank, wo die Frau auf dem Nebenplatz sitzt.
    »Entschuldigung«, sagt er, »aber mein Fuß ist mir eingeschlafen.«
    Darauf die Dame pikiert:
    »Dem Geruch nach zu urteilen, muss er vor geraumer Zeit gestorben sein.«
     
    Die Hygienewitze, die sozusagen

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