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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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schläfrig, brachten sie ein bisschen durcheinander. Schließlich küsste ich sie auf die Wange, die sich trocken wie Papier anfühlte. Als ich mich wieder aufrichtete, legte sie ihre Hand an mein Gesicht und lächelte mich an, sagte allerdings nichts. Ihre Finger waren kühl und glatt. Ich dachte an das Mädchen auf den Bildern, im langen Ballkleid, mit Rosen im Haar, und erwiderte ihr Lächeln.
    Ich wartete im Flur, während meine Mutter sich verabschiedete. Lehnte unter einer großen Uhr an der Wand, hörte ihr beim Ticken zu. Die Stimme meiner Mutter drang gleichmäßig und leise aus dem Zimmer; von dem, was sie sagte, konnte ich nichts verstehen. Der Mann mit den Schläuchen im Zimmer nebenan war wieder allein, die Geräte neben seinem Bett piepten im Dunkeln. Das Fernsehgerät an der Wand flimmerte. Kein Bild, nur weißes Rauschen.
    Nach etwa zwanzig Minuten ging ich zu der halb geöff neten Tür zurück und schaute ins Zimmer. Meine Mutter saß mit dem Rücken zu mir am Bett. Ihre Hand lag auf Oma Halleys Hand. Als ich genauer hinsah, merkte ich, dass Oma Halley endgültig eingeschlafen war. Ihr Atem ging sanft und regelmäßig. Und meine Mutter – meine Mutter, die die ganzen Tage über vor Zuversicht gestrotzt, mich aufmunternd an sich gedrückt und beinahe manisch gelächelt hatte, die ununterbrochen geplaudert hatte, nur |246| damit ja keine Pause im Gespräch entstand – meine Mutter weinte. Ihr Kopf lehnte an der Stange des Krankenhausbettes, ihre Schultern bebten, während sie unterdrückt vor sich hin schluchzte. Oma Halley merkte nichts von alledem. Sie schlief. Ich bekam plötzlich Angst. So ähnlich wie an dem Abend, als ich vorzeitig vom Emanzencamp nach Hause gekommen war und Scarlett, in Trä nen aufgelöst, auf den Stufen vor ihrer Haustür auf mich gewartet hatte. Auf manche Dinge im Leben verlässt man sich einfach. Felsenfest. Sie sind eben so und nicht anders. Und wenn sie sich dann
doch
verändern, wenn sie plötz lich nicht mehr an dem Platz sind, wo sie seit Ewigkeiten waren – und man hat ja selbst sorgfältig mit darauf geachtet, dass sie auch
wirklich
dort sind   –, dann haut es einen um. Zieht einem den Boden unter den Füßen weg, egal, wo man gerade steht.

|247| Kapitel dreizehn
    Mittlerweile – im fünften Monat – war Scarletts Schwangerschaft nicht länger zu übersehen. Selbst der unförmige Supermarktkittel konnte ihren Bauch, der sich nun deutlich hervorwölbte, nicht mehr kaschieren und ihr Gesicht sah typisch gerötet und erhitzt aus. In der ersten Dezemberwoche bat Mr Averby Scarlett in sein Büro. Ich ging mit, denn bei dem Gespräch konnte sie sicher moralische Unterstützung brauchen.
    »Also, Scarlett.« Mr Averby lächelte uns über seinen Schreibtisch hinweg an. Er war etwa im Alter meines Vaters, wurde jedoch oben auf dem Kopf bereits kahl, was er durch kreatives Kämmen zu verbergen suchte. »Es ist ja gar nicht mehr zu übersehen, dass du anscheinend . . . äh . . . Neuigkeiten hast?«
    »Neuigkeiten?«, fragte Scarlett zurück. Sie liebte dieses kleine Spiel: ließ die Leute gern als Erste aussprechen, was los war, anstatt es selbst zu sagen.
    »Ja, was ich meine . . . was mir aufgefallen ist . . . will sagen, ich habe bemerkt . . . also, da scheint was unterwegs zu sein bei dir.«
    »Unterwegs?« Scarlett nickte. »Ich bin schwanger.«
    »Natürlich«, erwiderte er rasch. Er sah aus, als würde er jeden Moment anfangen zu schwitzen. »Tja, also, deshalb |248| habe ich mich gefragt, ob wir diesbezüglich nicht doch ein bisschen etwas zu besprechen haben.«
    »Ich denke nicht.« Scarlett verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl. Inzwischen war für sie so ziemlich jede Stellung unbequem. »Sie etwa?«
    »Ja, nein, aber . . . nun, ich finde schon, dass man sich damit beschäftigen muss. Schließlich könnte es in der Position, in der du bei uns arbeitest, Probleme geben, ich meine, für jemanden in deinen Umständen.« Offensichtlich fiel es ihm mehr als schwer, klipp und klar auszusprechen, was er dachte: dass er sich nämlich Sorgen machte, was seine Kunden davon hielten, wenn ein schwangerer Teenager in seinem Supermarkt an der Kasse saß. Schließlich wollte
Milton’s
»der Supermarkt für die ganze Familie« sein und Mr Averby befürchtete vermutlich, dass Scarlett ein schlechtes Vorbild abgab. Oder schlecht fürs Geschäft war. Oder beides. Oder so.
    »Ich sehe da keine Probleme«, entgegnete Scarlett unbekümmert. »Meine Ärztin sagt, solange ich nicht

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