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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Waffen. Gatz ließ die Säge fallen und schlenderte zu mir herüber; dabei blickte er ganz offensichtlich ins Nichts. Er schwitzte immer noch übermäßig: Ein Feuchtigkeitsfilm bedeckte sein Gesicht, tropfte herab, befleckte seinen brandneuen, frisch gestohlenen Anzug.
    »Ich bleibe bei dir, Ave«, sagte er ruhig. »Vielleicht brauchst du mich ja noch.«
    Kurz erfasste mich Schwindelgefühl, und ich legte ihm eine Hand auf die knochige Schulter. Durch den teuren Stoff seines Anzugs hindurch fühlte sich Kev an wie ein Skelett. Zum ersten Mal fragte ich mich ernstlich, wie viel dieser ›Push‹ Gatz wirklich abverlangte.
    »Okay«, sagte ich. »Komm, wir packen Dawson in dieses Schweber-Dings da, mit dem man mich reingebracht hat. Wenn’s sein muss, ›pushst‹ du ihn eben.«
    Während der Rest des Teams Waffen und Mun überprüfte und von einem auffallend ruhigen Canny Orel letzte Anweisungen erhielt, gingen Gatz und ich zu Dawson hinüber. Der Cyborg lag neben den Überresten des Operationstisches: ein Torso ohne Gliedmaßen. Kabel und Isoliermaterial ragten aus Schulter und Hüftgelenken. Er wandte uns den Kopf zu und schaute uns an; sein Hals bestand nur noch aus versengtem Latex und nackten Drähten.
    »Scheiß-Ratten!«, brachte er heraus; seine Stimme klang verzerrt und geschwächt.
    »Halt die Klappe«, riet ich ihm, »sonst schneide ich dir auch noch die Überreste deines Vocoders raus. Ich habe dir einen Deal anzubieten.«
    Einen Moment lang zitterte der ganze Torso des Ex-Cops, und ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass dieser Scheißkerl schon wieder zu lachen versuchte. Ich beugte mich über ihn und drehte den Kopf des Cyborgs zum reglosen Wrack von Bruder West hinüber. Dawsons Haut fühlte sich kalt und glatt an, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht zurückzuzucken.
    »Mein Angebot sieht folgendermaßen aus: Hilf mir, und ich biete dir das Gleiche an wie dem Typen da drüben. Komm mir weiter in die Quere, und ich schleppe dich den Rest meines Lebens mit mir herum und mache dir deine Existenz zur Hölle!« Ich beugte mich noch näher über den Schädel. »Und wenn ich sterbe, vererbe ich dich jemandem, der genau damit weitermacht. Was sagst du dazu?«
    Allmählich ließ das Zittern nach. »Scheiß-Ratten«, sabberte Dawson, und seine Stimme klang wie blubberndes Mama. »Was wollt ihr Scheiß-Ratten denn?«
    »Bring mich zu Squalor.«
    Wieder zitterte er, noch heftiger als zuvor. »Du Arschloch! Squalor weiß, dass du hier bist. Was meinst du wohl, warum ich hierher gekommen bin? Er hat mich programmiert. Er sucht nach dir!«
    »Also? Nimmst du mein Angebot an?«
    Wieder dieses blubbernde Lachen. »Warum nicht? Wenn du auch nur drei Schritte aus dieser Tür kannst, kannst du mit mir machen, was du willst. Das wäre es mir wert, mitansehen zu dürfen, wie sie dir dein Rückgrat herausreißen – durch die Nase!«
    »Mr Gates!«, rief Kieth nervös. »Wir werden nicht mehr lange allein bleiben!«
    Ich blickte zu Orel und den anderen hinüber. »Bewegung! Haltet sie auf Trab!« Orel und ich blickten einander kurz an. Er blinzelte mir zu, und ich wandte mich ab.
    »Kev, schnapp dir Captain Dawson, ja? Kieth, halt mich auf dem Laufenden!« Ich überprüfte meine Waffe und glitt mit den Fingerspitzen über das kalte Metall des Laufs – ein vertrautes, beruhigendes Gefühl. »Bringen wir diesen verdammten Job hinter uns.«
    »Amen«, bemerkte Gatz leise und wischte sich mit dem Ärmel seines sündhaft teuren Anzugs über die Stirn. »Amen, verdammt noch mal!«
    Hier herrschte reinstes Chaos, und es war mir herzlich egal. Wahrscheinlich würde ich sterben, und es war mir herzlich egal. Der Alarm übertönte jeden meiner Gedanken, der winzige Raum war überfüllt mit Leuten und in Stücke gerissenen Mönchen, und so fiel es mir wirklich schwer, überhaupt zu denken. Einen kurzen Moment erschien es mir erstaunlich, dass ich ernstlich plante, einfach in einen Raum hineinzuspazieren, zwei Kugeln in das hineinzujagen, was Dennis Squalor als Gehirn diente – was immer es sein mochte –, und dann … gar nichts mehr. Für das, was danach kam, hatte ich keinen Plan mehr. Kurz fiel mein Blick auf Bruder West. Ach verdammt, wenigstens ein Versprechen habe ich gehalten.
    Hinter mir krachte die Tür, durch die mein Team hereingekommen war, geradewegs in den Raum, als sei auf der anderen Seite eine Bombe explodiert; im Eingang stand ein Mönch, eine Schrotflinte im Anschlag. Orel ließ sich

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