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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Entwicklung könne außer Kontrolle geraten.«
    Das Dröhnen hinter der Tür war zunehmend lauter geworden, jetzt wurde es auch noch von dem traurigen, entsetzlichen Kreischen von Metall begleitet, das sich immer weiter bog.
    »Also gut!« Plötzlich wurde Marin deutlich lebhafter, setzte die Brille wieder auf und deutete auf die schwarze Kiste. »Die Nachhilfe in Geschichte ist vorbei. Schon bald wird hier alles außer Kontrolle geraten, also bitte: Erlösen Sie Mr Squalor von seinem Leid. Ich bin darauf programmiert, sämtliche Resolutionen des Einheitsrates zu befolgen, sämtliche bestehenden Befehle und sämtliche erlassenen Gesetze, sowohl im Sinne als auch im Wortlaut, daher kann ich unmöglich einem Bürger des Systems Schaden zufügen oder gegen eine anerkannte Religionsgemeinschaft vorgehen. Mr Cates? Ich glaube, das Recht haben Sie sich redlich verdient.«
    Belling blickte zu mir herüber, dachte einen Augenblick darüber nach, verneigte sich sarkastisch und deutete auf die schwarze Kiste. Ich trat vor und zielte.
    »Rasch, Mr Cates«, sagte Marin hinter mir. »Squalor versucht, sich zu verteidigen.«
    Das Gehämmer an der Tür füllte jetzt den ganzen Raum, und ich bildete mir ein, allein die Schwingungen des Lärms würden den Staub aufwirbeln. Meine Augen brannten, und ich hatte ernstlich Schwierigkeiten, den Abzug zu betätigen: Wochen der Mühe, so viele Tote rings um mich, und alles lief darauf hinaus, eine Programmierung zu unterlaufen – die Programmierung eines Roboters namens ›Dick Marin‹. Ich kam mir vor wie ein winziges Rädchen in einer gewaltigen Maschine.
    Hinter mir war ein Knacken zu hören. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Belling und Marin ihre Waffen zogen und in Abwehrhaltung gingen.
    »Mr Gates!«, rief Marin.
    Naja, dachte ich, wenn es so enden soll, dann ist das eben so. Ich feuerte dreimal, und in einer diagonal verlaufenden Linie rissen die Panzerbrecher-Kugeln zerklüftete Krater in die glatte Oberfläche der schwarzen Kiste. Zunächst waren ein kurzes Krachen und Knistern und der Geruch nach Ozon das Einzige, das ich wahrnahm, und so stand ich wie betäubt da, die Waffe immer noch in den zitternden Händen. Abrupt hörte das Gehämmer hinter mir auf, gleichzeitig verloschen sämtliche Lampen, und ich spürte, wie jeglicher Luftzug in diesem Raum verschwand – die Belüftung war ebenfalls ausgefallen. Wir befanden uns in völliger Stille und absoluter Finsternis.
    Ich hörte, wie Kieth ein einziges Wort flüsterte: »Und?«, als wäre das die wichtigste Frage, die er jemals gestellt hatte. Dann hörte ich ihn scharf die Luft einsaugen: »Ach du Scheiße – die Verhaltens-Platinen! Die waren nicht …«
    »Oh ja«, sagte Marin – oder sein Avatar. »Ich gratuliere, Mr Gates, Sie sind ein wohlhabender Mann. Bedauerlicherweise war das erst der einfache Teil.«
    Das setzte eine Reserve hysterischen Lachens frei, die ich nicht mehr in mir gewähnt hatte. Ich verlor völlig die Kontrolle und brach in schallendes Gelächter aus, schnappte keuchend nach Luft, meine Rippen schmerzten, meine Augen tränten.
    »Ach du lieber Gott«, brachte ich heraus, den Kopf zwischen den Knien. »Wie sieht denn dann der schwierige Teil aus?«
    Mwarins Stimme war wirklich ein Wunderwerk der Programmierung: Sie verriet selbst noch hier in der Finsternis echte Belustigung. »Wir müssen wieder rauskommen.«
    Dieses Mal war es an Kieth, in schallendes, wahnsinniges Gelächter auszubrechen; er presste sich beide Hände an den Kopf. »An ein paar tausend Mönchen vorbei, deren Verhaltens-Chips allesamt unmittelbar mit dieser Scheiß-BlackBox verbunden waren«, setzte er den Gedanken leise fort.
    Als ich die Tragweite seiner Worte begriff, wurde die völlige Stille im Raum von ohrenbetäubendem Lärm zerrissen: Tausende Mönche wurden absolut gleichzeitig völlig wahnsinnig.

XXXV
    Ich amüsiere mich verdammt
    noch mal prächtig
     
    00001
     
     
    Der Lärm war wirklich erschreckend. Er hüllte uns in der Dunkelheit von allen Seiten ein, zugleich weit entfernt und doch nicht weit genug entfernt. Es klang, als würden Hunderte von Menschen gleichzeitig aus Leibeskräften brüllen; immer wieder fielen Schüsse.
    Schmerzhaft grell flammte ein Licht auf, und ich verdeckte instinktiv meine Augen. Ty Kieth stand dort, hielt eine Blitzlampe hoch über den Kopf und tauchte so den ganzen Raum in ein sonderbares, fahles Gelb. Wa Belling und Dick Marin kauerten immer noch in Abwehrhaltung auf dem Boden, die Waffen

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