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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Ich tat es ihm gleich und holte tief Luft.
    »Mr Cates«, sagte Marin mit seiner typischen, manischen Fröhlichkeit. »Ich wurde gerade informiert, dass Ihr Geld überwiesen wurde. Ich gratuliere Ihnen, Sie sind jetzt ein reicher Mann, und ich erachte unsere Geschäftsbeziehung hiermit als beendet.«
    »Director Marin«, setzte Moje an, und ich zog die Waffe aus meinem Holster und richtete sie blitzschnell genau auf Mojes Gesicht. Er blinzelte erstaunt, schloss abrupt den Mund und lächelte dann erneut.
    »Das würden Sie nicht wagen, Mr Gates. Ihr Leben wäre danach keinen Pfifferling mehr wert.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sonderlich viel wert ist es im Augenblick auch nicht.«
    »Vergessen Sie nicht unsere Abmachung, Mr Gates«, sagte Marin mit sanfter Stimme, während sein Kopf zur Seite ruckte und einen toten Mönch anstarrte, während er gleichzeitig Berichte seiner anderen Avatare empfing. »Sie haben die Gelegenheit, ganz von vorne anzufangen: reich, anonym – völlig sicher.«
    Moje lächelte immer noch. »Wenn Sie abdrücken, wird mein Team Sie bei lebendigem Leibe auffressen.«
    Ich wartete einen Moment, dann ließ ich die Waffe eine Winzigkeit weit nach links zücken und feuerte Dick Marin eine Kugel genau ins Gesicht. Sofort richtete ich die Waffe wieder auf Moje.
    Er starrte mich an; sein Gesicht war immer noch zu einem Lächeln erstarrt, das er gänzlich vergessen zu haben schien. Er hatte nicht gewusst, dass Marin ein Avatar gewesen war. Er glaubte, ich hätte gerade vor seinen Augen den Oberschnüffler erschossen.
    Rings um uns spannten sich die Sturmtruppen sichtlich an und beugten sich ein wenig vor, als hätte ein heftiger Windstoß sie erfasst. Doch sie waren gut ausgebildet und warteten weiterhin auf Mojes Befehl.
    »Colonel Moje«, sagte ich mit fester Stimme, rechnete jederzeit mit einem Kopftreffer und war bereit, hier und jetzt mein Leben zu verlieren, »ich bin das System leid. Ich bin die System-Cops leid. Hiermit widme ich den gesamten Rest meines Lebens der Aufgabe, diese beschissene, abgefuckte Welt zu zerstören. Vielleicht lebe ich ja nur noch eine einzige Minute lang, aber selbst in dieser einen Minute werde ich meine ganze Zeit darauf verwenden, gegen diese Welt zu kämpfen – gegen alles darin, einschließlich den gottverdammten SSD. Verstanden?« Ich nickte. »Und mit Ihnen fange ich an.«
    Mit zusammengekniffenen Augen blickte er mich an, sichtlich verwundert. Ich spürte Wa Belling unmittelbar neben mir; auch er war völlig angespannt.
    Moje holte tief Luft und öffnete den Mund. Ich feuerte eine Kugel direkt hinein.
    Sofort bewegte ich mich, und Belling tat es mir gleich. Selbst Kieth setzte sich in Bewegung, statt mit schreckensgeweiteten Augen nur in der Gegend herumzustehen. Ich rollte mich nach rechts, feuerte, Belling rollte sich nach links, feuerte, während Kieth wild auf die Sturmtruppen schoss, die ihm am nächsten standen. Dabei schrie er aus Leibeskräften. Es gelang ihm, tatsächlich einen von ihnen zu treffen, bevor sein Magazin leer war.
    Belling und ich trafen drei weitere, während wir uns abrollten: gute, saubere Kopftreffer. Ich versuchte wieder aufzuspringen, um in Bewegung zu bleiben, doch meine Beine bewegten sich einfach nicht mehr schnell genug und blieben aneinander hängen. Aus dem Augenwinkel sah ich TS-Stiefel und sprang darauf zu, zerrte mir dabei entsetzlich den Rücken, umklammerte mit beiden Armen den Stiefel und riss den Sturmtruppler, dieses Mal eine Frau, von den Beinen. Mit aller Kraft hielt ich ihr Bein fest, bis ein einzelner Schuss bellte und die Frau reglos liegen blieb. Ich blickte auf, und vor mir stand Wa Belling, ehemals ›Canny Orel‹, die Waffe immer noch auf den Kopf der Frau gerichtet.
    »Ich bin die System-Bullen auch leid«, sagte Belling und nickte. »Ich bin das alles leid.«
    »Ach du meine Fresse«, hörte ich Kieth leise sagen. »Ich glaub einfach nicht, dass wir das gerade wirklich getan haben.«
    Ich konnte es auch nicht glauben. Meine Tage waren gezählt, und doch lebte ich immer noch. Ein Triumphgefühl durchströmte mich. Immer noch nicht tot, dachte ich.
    Ich ließ das Bein der Frau los und rollte mich unter Schmerzen auf die Seite. »Das sind bloß ganz normale, gottverdammte Männer und Frauen, und die sterben genau so wie jeder andere auch.« Ich kämpfte mich wieder auf die Beine und wandte mich dem letzten Angehörigen der Sturmtruppen zu – ebenfalls einer Frau. Sie lag schwer atmend am Boden, und ich

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