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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Mönch das ebenfalls kapierte, und ich zweifelte nicht daran, dass dieser Mönch den Cop erledigen und mir dann in den Rücken schießen konnte, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. Falls so ein Mönch überhaupt schwitzen konnte. Ich kauerte mich auf den dreckigen Asphalt und versuchte mir irgendetwas zu überlegen, das nicht dazu führen würde, dass ich am Ende tot herumliegen würde. Mir fiel nichts ein.
    Aus welchem Grund auch immer: Der Mönch regte sich nicht. Er hielt den Cop noch ein wenig länger hin. »Ich weiß es nicht, Officer. Ich habe diesen Mann hier so vorgefunden und wollte gerade mit jemandem Kontakt aufnehmen.«
    Es klang erschreckend menschlich.
    Der Cop grunzte nur und schlug seinen langen Mantel zurück, unter dem er einen schäbigen Anzug trug. Das war zwar immer noch ein Anzug, den weder ich mir leisten konnte noch irgendjemand von den Leuten, die ich kannte, aber billig sah er trotzdem aus. Dann kniete sich der Cop neben Nad und beachtete den Mönch überhaupt nicht. An seinem Handgelenk blinkte matt eine Uhr auf, als er Nads Jackett abtastete, um den Schaden zu begutachten.
    »Eine umgebaute Roon«, sagte der Cop nachdenklich. »Komisch. Ich habe gehört, eine solche illegale Waffe sei genau das, was …«
    Der Mönch griff zu, bewegte einen Arm so schnell, dass ich kurz glaubte, ich müsse es mir eingebildet haben: Die Bewegung war so rasch, dass der Arm vor meinen Augen verschwamm. Ich war wie gebannt. In einem Augenblick stand der Mönch noch da und beobachtete einen Officer bei der Ausübung seiner Pflichten. Zack: Der Dreckskerl hatte die Roon in der Hand, als wolle er sagen: Schau dir mal das hieran, Mistkerl!
    Ich hätte mir beinahe in die Hose gemacht. Wir reden hier von gottverdammten System-Bullen, Mann! Das waren die, mit denen man sich nicht anlegte. Wenn irgendwo ein System-Bulle auftauchte, dann schaut man sich aufmerksam die eigenen Schuhspitzen an und denkt an überhaupt nichts mehr, das weiß doch jeder! Aber ich hatte noch nie erlebt, dass sich jemand so schnell und so unauffällig bewegt hätte wie dieser Mönch. Sofort rührte sich der Cop.
    Der Mönch feuerte, und der Cop rollte sich zur Seite und warf dem Mönch irgendetwas entgegen – was es war, konnte ich nicht sehen, doch es traf den Mönch am Handgelenk, sodass dieser die Waffe verriss, und schon hatte sich der Cop in die Schatten zurückgezogen und feuerte nun seinerseits auf den Mönch. Und er feuerte schnell. Peng Peng Peng Peng Peng – fünf Mal blitzte das Mündungsfeuer in der Dunkelheit auf, erhellte die Straße, und ich sah wie bei unfassbar schnellen Schnitten in einem Vid, dass der Mönch sich bewegte, sich duckte, sich abrollte.
    Als ich erkannte, dass der Cop sein Ziel fünf Mal verfehlt hatte … Scheiße! Irgendeine innere Stimme flüsterte mir zu, das hier sei meine einzige Chance. Ich flehte die Cop-Götter an, dieser eine Bulle hier möge gut genug sein, mir eine einzige, verdammte Minute zu verschaffen, dann wandte ich mich um und rannte los.
    Ich hätte meinen letzten Yen darauf verwettet, Nad wiederzusehen – mit einer dieser bescheuerten verspiegelten Sonnenbrillen und dieser Plastikhaut. Aber ich hatte wirklich nicht die Absicht, mich ihm anzuschließen. Avery Gates war ein alter Mann, weil er genau wusste, wann er wegzurennen hatte, das können Sie mir glauben!
    Ich rannte. Hinter mir gab es einen letzten, entsetzlichen Lichtblitz, dann herrschte Stille. Innerhalb von Sekunden - Sekunden!- hörte ich hinter mir das regelmäßige, hämmernde Stapfen schwerer Stiefel. Nach einer ganzen Nacht, die ich damit verbracht hatte, herumzusitzen und zu trinken, wollten meine Beine sich überhaupt nicht mehr bewegen; ich fühlte mich, als sei ich geradewegs in einen Fluss aus schlammigem Beton gelaufen. Die ganze Stadt schien meine Knöchel festzuhalten, als wolle sie mich dazu bringen, in die Knie zu gehen und den gottverdammten Ring dieses Metall-Freaks zu küssen.
    »Warten Sie, Mr Gates«, rief mir der Mönch hinterher. »Möchten Sie vielleicht beichten? Wenn man über die Ewigkeit nachdenkt, ist es ratsam, sich einen personalisierten Plan zum Erringen der Erlösung zurechtzulegen.«
    Ich wartete auf den Schuss. Ich schwitzte, war völlig durchweicht, und innerhalb von ungefähr fünf Minuten hatte ich alle drei Stadien durchlaufen: sturzbetrunken, verkatert und unendlich durstig. Mein Körper spülte die Giftstoffe im Rekordtempo heraus. Ich hatte gerade genug Vorsprung, um diesem Cyborg

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